30

4.2K 156 9
                                    

«Weswegen hast du gestern geweint?», fragte Kyran am Frühstückstisch, es war gerade mal der dritte Tag hier.

«Ähm, ich hab bloss meine Familie vermisst und fand es total doof, dass ich krank war», erklärte ich leise und er nickte.

«Ich würde sagen, dass wir heute und morgen Geschenke einkaufen gehen. Am Freitag ist ja dann schon Weihnachten», lächelte er und ich nickte zustimmend, «Finde ich gut.»

Hungrig steckte ich mir eine weitere Mandarinenschnitte in den Mund und kaute zufrieden, während Kyran mit irgendwem telefonierte.

«Ja genau, um 14 Uhr», die Frau auf der anderen Seite der Leitung sagte etwas für mich unverständliches, «Meine Begleitung und ich. Genau, zwei Leute. Danke, Wiedersehen!», damit hängte er auf und sah mich erwartend an.

«Was denn?», legte ich den Kopf schief, schliesslich konnte ich seine Gedanken nicht lesen.

«Wir gehen einkaufen. Es wäre gut, wenn wir in so 20 Minuten losfahren könnten, was meinst du?», fragte er, ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen.

Zustimmend nickte ich schnell, «Dann sollten wir uns bereit machen.»

❥︎ ❥ ❥︎

Fröhlich sah ich mir die vielen möglichen Geschenke an. Kyran und ich hatten uns getrennt, um einzeln auf die Suche zu gehen.
Für Erik haben wir was. Für seine Eltern auch. Jetzt sind nur noch wir beide übrig. Oder sollte ich vielleicht Minna noch ein Geschenkchen mitbringen?
Ich seufzte und entschloss mich schliesslich dafür, zwei Geschenke für Kyran und ein kleines für Minna zu kaufen. 
Eine Krawatte und einen kleinen Teddybären, insgeheim hoffte ich, dass er es nicht als kitschig abstempeln würde.
Wird er doch sowieso.
Schnell wandte ich mich zu den Bücherregalen um, bevor meine Gedanken die Oberhand nehmen konnten. Als ich ein gutes Buch gefunden hatte, streckte ich mich und stellte mich auf die Zehenspitzen. Selbst für mich, war dieses Buch nicht ganz leicht zu erreichen, und das obwohl ich nicht wirklich klein war.
Insgeheim hoffte ich, dass Kyran hinter mir auftauchen und mir das Buch heruntergeben würde, doch dieser Traum war so hoffnungslos, dass ich mich dazu entschied einfach zu springen. Geschmeidig und in einer fliessenden Bewegung sprang ich hoch, mit dem Buch im Visier griff danach und landete kurz darauf wieder sicher auf dem Boden.

«Du brauchst meine Hilfe ja gar nicht», kam es geradezu beeindruckt von Kyran hinter mir und ich zog so überrascht die Luft ein, dass ich mich prompt an meiner eigenen Spucke verschluckte und anfing wie eine Verrückte zu husten.

Sachte klopfte er mir auf den Rücken, «Tut mir leid, ich wollte dich nicht so erschrecken», entschuldigte er sich, während er inzwischen mit seiner warmen Hand meinen Rücken auf und abstrich.

«Schon ok», winkte ich ab und als ich mich wieder erholt hatte, gingen wir gemeinsam zur Kasse, um zu zahlen. Einzeln natürlich.

«Schönen Tag ihnen noch!», meinte die Verkäuferin an mich und ich dankte und wünschte ihr ebenfalls einen schönen Tag zurück, bevor ich mich von ihr abwandte und mit Kyran aus dem Laden ging.

Den Rest des Tages verbrachten wir mit Windowshopping, sahen uns Sachen an, die wir zwar durchaus auch anprobierten, jedoch nicht kauften. Auch der nächste Tag verging so und damit war Weihnachten vor der Tür, der letzte Tag vor unserem Aufbruch zurück zum Schloss.
Natürlich verhielten wir uns immer noch wie ein Paar, doch inzwischen konnte ich spüren, wie Kyran sich in meiner Gegenwart langsam aber sicher entspannte.
Er gewöhnte sich an mich.

«Ok, wer öffnet seine Geschenke zuerst?», fragte Kyran mich, in seinem Blick lag ein aufgeregtes Glitzern.

«Nur zu», meinte ich und liess ihm so den Vortritt.

Erst sah er mich überrascht an, bis er sich gleich darauf auf seine Geschenke stürzte, die unschwer zu erkennen waren, schliesslich wusste er, welche die von ihm waren.
Sich selbst zur Geduld zwingend öffnete er sein erstes Geschenk und sah bei der Farbwahl perplex von der Krawatte zu mir und zurück.

«Dir ist bewusst, dass Saphirnas Landesfarbe blau ist, oder?», ich nickte auf seine Frage hin nur.

«Warum dann also rot?», ich zuckte gespielt unwissend mit den Schultern.

«Dann stichst du aus der Menge hervor, wenn ich dich dann also verlieren sollte, weiss ich wonach ich suchen muss.»

Ich konnte sehen, dass er die Geste einerseits sehr süss fand, andererseits jedoch nicht ganz verstehen konnte, warum ich ihm eine rote Krawatte geschenkt hatte. Doch das brauchte er in dem Moment auch noch nicht zu verstehen.

«Dankeschön», bedankte er sich und sah die Krawatte mit gemischten Gefühlen an, «Jetzt, wo ich ein Geschenk aufgemacht habe, solltest du auch eines auspacken», forderte er mich auf.

Zögerlich nahm ich das erste Packetchen zu mir auf den Schoss und öffnete es. Als ich erblickte, was es war, legte sich zunächst ein verwirrter Ausdruck auf mein Gesicht. Im nächsten Moment jedoch verstand ich seine kleine Anspielung.

«Ein Nudelholz!»

Wegen unserer ersten Begegnung. Wo ich seine Wachen mit meinem Nudelholz vermöbelt und aufgehalten habe. Am liebsten hätte ich da auch ihn K.o. geschlagen. 
Dankend lächelte ich ihn an, denn das Nudelholz war wirklich hübsch. Es drehte sich reibungslos und quietschte schönerweise nicht.

«Danke», flüsterte ich, «Gerne, ich denke wir sollten die beiden letzten Geschenke gleichzeitig öffnen», schlug er vor und nickte einverstanden.

Wir beide öffneten unsere Geschenke, von meiner Seite hörte ich erst einen positiv überraschten Atemzug und dann ein ganz leises erfreutes Quieken. Mir war nicht bewusst, dass er solche Töne von sich geben konnte.
Eine hölzerne Schachtel lag vor mir, kleine Schnörkel zogen sich durchs Holz und ich fuhr sie sachte mit dem Finger nach.

«Los, mach sie ruhig auf», meinte Kyran leise flüsternd und so hob ich langsam den Deckel an.

In der Schachtel lag ein zierliches, blaues Diadem. Silbern war es und ich starrte es vermutlich nur sehr ungläubig und zugleich überrascht an. Eine gewisse Freude breitete sich in meinem Körper aus.
Ein Diadem.

«Ich dachte mir, dass nach meiner Krönung die Leute, als das Volk, enttäuscht wären, wenn die Königin vom König weg ist. Deswegen wollte ich dir ein Diadem schenken, damit sie merken, dass du zwar keine Königin bist, aber dennoch zu mir gehörst. Wenn du quasi nur eine Prinzessin bist, werden sie zwar auch enttäuscht sein, jedoch kein Recht auf eine Revolte haben», fing er an sich zu erklären, doch ich wusste genau, dass er einfach nur wollte, dass ich nach der Krönung noch ein kleines Stückchen länger blieb.

♡♡♡♡♡

I'm back bitches! Hat es meiner Meinung nach lange gedauert? Ja. War die Schule dafür verantwortlich? Ja.
Aber ich bin zurück und kann (hoffentlich) wieder etwas öfter Updates machen :)

Reagan -Little Ruler-Where stories live. Discover now