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«Morgen Schätzchen!», wurde ich von Georgia aus dem Schlaf gerissen und richtete mich schlagartig im Bett auf.

«Georgia, dir auch einen guten Morgen», grüsste ich zurück und schwang meine Beine aus dem Bett.

«Ich bin hier, um dich soweit bereit zu machen, dass Kyran reinkommen kann und wir mit dem Entwerfen starten können», erklärte sie und half damit meinem müden Gehirn auf die Sprünge.

Schlaftrunken nickte ich und schwang nun auch mein zweites Bein über den Bettrand. Seufzend rutschte ich anschliessend von meiner Matratze und stand dann relativ müde vor der Schneiderin.
Sie gab mir ein normales Kleid und meinte ich solle es im Bad anziehen und dann rauskommen, ich machte dies auch, wie ein kleiner Roboter. 

«Super, dann kann ich Kyran jetzt reinlassen», damit öffnete sie schwungvoll die Tür und gab den Blick frei auf meinen Seelengefährten.
Hat der jetzt ernsthaft 15 Minuten so vor der Tür gestanden? Dummkopf!

Als Kyran sich keinen Millimeter bewegte, griff ich zu anderen Massnahmen, «Sehe geehrter Freund, wären Sie so gut und würden Sie eintreten! Die glorreiche Frau Georgia Happythread beglückt uns mit ihrer Anwesenheit und will mir ein Kleid für die Krönung von Ihnen entwerfen, da wollen wir sie doch nicht warten lassen.»

Der Braunhaarige verbeugte sich tief und trat dann anschliessend in mein Gemach ein, auf einer kleinen, dunkelblauen Couch liess er sich nieder und sah die alte Lykanerin erwartungsvoll an. Er sagte keinen Ton, während der ganzen Prozedur nicht, bei der mich Georgia nach verschiedensten Vorlieben fragte, nicht mal ein Piep kam aus seiner Richtung. Es war geradezu so, dass ich überlegte, ob er mit seinen Gedanken an einen vollkommen anderen Ort war.

«So, kommen wir zum Design. Kyran, das könnte dich jetzt auch interessieren», meinte Georgia und sofort sass Kyran kerzengerade neben der älteren Lykanerdame und sah gebannt zu, welche Skizzen sie mir so zeigte.

«Das Design ist nicht gut», meinte der braunhaarige Lykaner auf einmal, «Mit dem Ausschnitt wird sich Andrea nicht wohlfühlen», äusserte er seine Begründung für seine Aussage und ich stutzte.
Woher wusste er das?

«Welches Design fandest du denn dann gut?», fragte Georgia und wollte seine Meinung wohl wirklich gerne wissen.

«Das dritte, mit den freigelegten Schultern und hübschen Rüschchen am Rock des Kleides», zugegebenermassen hatte mir das auch an dem Entwurf gefallen, jedoch hatte es mir auch das Korsett, mit seiner hübschen Farbe und wie es entworfen war, angetan.

«Ich werde euch beiden jetzt noch zwei weitere Designs zeigen und am Ende schicke ich den einen von euch einmal raus und frage den anderen dann, welchen Entwurf er am besten findet und dann nochmal das gleiche mit der anderen Person.»

Daraufhin zeigte uns Georgia ihre beiden letzten Designs und schickte mich dann als erste raus vor die Tür. Mit Absicht lief ich bis ans Ende vom Gang, sodass ich die beiden nicht hören konnte, schliesslich flüsterten sie. Meine Gedanken schweiften zu den Zeichnungen, auf die ich einen Blick erhascht hatte. Kronen, Diademe, Tiaras, alle mit verschiedenen Mustern und Edelsteinen, natürlich wieder überwiegend blaue und grüne. Jedoch hatte ich auch ein rosanes gesehen.
Die Tür schwang auf, mir war nicht bewusst gewesen, dass ich sie angestarrt hatte. Schnellen Schrittes ging ich auf sie zu, Kyran trat heraus, zwinkerte mir zu und schloss dann die Tür hinter mir, sodass ich mit Georgia allein in meinem Zimmer war.

«Na? Hast du dich schon entschieden, welches Kleid du am liebsten hättest?», fragte sie und flüsterte in einer Lykanerstärke, auch ich senkte meine Stimme auf diese Lautstärke.

«Ja. Kannst du mir trotzdem nochmals das erste Kleid und das dritte Kleid zeigen? Ich will sie miteinander vergleichen, das waren meine beiden Lieblinge», sie nickte und schob mir die beiden Entwürfe zu.

«Du bist also auch eine Lykanerin», stellte Georgia weiterhin flüsternd fest und ich nickte, «Das werden kräftige Erben», meinte sie dann und ich schüttelte den Kopf.

«Die gibt es sowieso, aber es würde einen Unterschied machen, ob diese kräftigen Erben von der Mätresse oder Konkubine, wie man es nennen will, oder eben von der Königin geboren werden.»

Ich hatte alles in meinem Unterricht gelernt. Sollte der König am Ende mich der Rolle der Königin nicht gewachsen sehen, dann würde ich entweder nach Hause zurückkehren oder aber an Kyrans Seite bleiben, jedoch als Mätresse oder Konkubine.
Sheila jedoch hast würde nach Hause gehen, sollte ich Königin werden, schliesslich war sie nicht Kyrans Seelengefährtin und musste damit nicht an seiner Seite sein, es sei denn, er würde es wollen.

«Ich nehme das dritte», flüsterte ich der alten Lykanerdame zu, dessen Haare einen schönen Silberstich in der Morgensonne hatten.

Sie nickte, «Dann lasse ich jetzt Kyran auch wieder rein», sie stand auf, «Übrigens denke ich, dass du eine fabelhafte Königin abgeben wirst.»

«Ihr habt euch beide entschieden und ich werde eine Skizze anfertigen, die eine Mischung aus beidem ist. Nun geht es an den Kopfschmuck, ich habe hier–», sie wurde von einer Handbewegung Kyrans gestoppt.

«Sie hat bereits ein Diadem. Das wird sie auch zur Krönung tragen.»

Er duldete keine Widerrede und ich zuckte auf Georgias fragendes Gesicht hin mit den Schultern. Ich hatte keine Ahnung, warum es ihm so wichtig war, doch verärgern wollte ich meinen Seelengefährten nicht.

❥︎ ❥ ❥︎

Zufrieden verliess ich die Bibliothek einen kleinen Stapel Bücher tragend, «Ach, Andrea!», hielt mich Erik auf.

«Ich habe dich lange nicht mehr gesehen, du bist wohl sehr beschäftigt. Wie geht es dir?», fragte er und ich nickte.

«Mir geht es gut, ich bin bloss nervös wegen der Krönung», gab ich zu.

«Ja, die Krönung. Wegen der sind alle nervös. Kyran, weil er König wird, ich, weil ich hoffe, dass er mich weiterhin Ratschläge geben lässt und Alexej, weil er hofft, dass er seinem Sohn alles nötige beigebracht hat. Sheila ist nervös, weil sie hofft, dass du Königin wirst und du, weil–», er sah mich an, «–ich nehme an, dir Sorgen machst, ob du eine gute Königin wirst?», ich nickte stumm.

«Das wird schon, du wirst sehen, dass du das ganz prima bewältigen wirst. Deine Rolle, deine Aufgaben und um das Volk brauchst du dir keine Sorgen zu machen», seine Worte waren aufmunternd und schöpften mir Mut.

Ich nickte, «Danke für die netten Worte, ich muss jetzt weiter. Schliesslich habe ich hier ziemlich viel Lesestoff, der auf mich wartet.»

Reagan -Little Ruler-Where stories live. Discover now