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«Wir machen heute einen Mädelstag», präsentierte Sheila mir ihren Plan und liess mir nicht gross Zeit, um mich mental darauf vorzubereiten.

Denn schon zog sie mich mit sich in ihr Zimmer und drückte mich auf ihre Couch, «Warte Mal da», wies sie mich an und da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, blieb ich sitzen.

Kurze Zeit später kam sie mit einer Menge Sachen zurück. Gesichtsmasken, Nagellacke, Nagellackentferner und ein gutes Dutzend Filme. Sie erlaubte mir nicht, auch nur einen Finger zu rühren und so liess ich sie machen. Bald fand ich mich mit lackierten und zurechtgefeilten Nägeln wieder, auf meinem Gesicht eine kühle Gesichtsmaske. Im Fernseher lief Clueless, der erste Film, den meine schwarzhaarige Freundin eingestellt hatte.
Meine Augen waren zwar auf den Bildschirm fixiert, doch meine Gedanken schweiften zu meinem Seelengefährten ab.
Was er jetzt wohl gerade so trieb? Vermutlich war er in seinem Arbeitszimmer und erledigte den Papierkram, den er nicht bearbeiten konnte, als wir auf unserem Date waren. Und jetzt waren wir sogar Freunde. Nie hätte ich gedacht, das wir an diesen Punkt kommen würden, doch ich konnte auch nicht hellsehen und so war das verständlich. Früher oder später wären wir Freunde geworden, sicherlich.

«Rea?», ich schreckte hoch, «Was?», sie hatte meinen Spitznamen verwendet.

«Ich dachte nur, ich benutze das Ende von deinem Namen als Spitzname», sie zuckte mit ihren Schultern, «Ja, nein, alles gut. Das ist bloss der selbe Spitzname, den meine Väter mir auch gegeben haben.»

«Achso, tut mir leid», sie sah bedrückt aus, «Darf ich dich dennoch so nennen?», ich musste bei ihrer Frage nicht überlegen und nickte sofort.

«Ist es in Ordnung für dich, wenn ich schnell rausgehe und telefoniere?», fragte ich und hatte das Gefühl, dass der Themenwechsel etwas gar plötzlich kam, jedoch hatte Sheila nichts gegen mein Telefonat und liess mich auch auf ihren Balkon, um dort zu telefonieren.

Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und stöpselte diese bei meinem Handy ein, dann kontaktierte ich meine Väter über unseren Mind-Link.

'Hi Dad, hi Papa', meinte ich und sprach es gleichzeitig auch laut aus, damit es von aussen so aussah, als ob ich telefonierte.

'Süsse! Schön dich zu hören, wie geht es dir?', fragte Darwin sofort, leichte Sorge schwang zu mir rüber, 'Gut. Alle sind immer noch nett zu mir und ich soll gekrönt werden.'

'Was? Wirklich? Das ist toll! Naja, willst du denn überhaupt an Kyrans Seite bleiben?', meldete sich nun Ethan zu Wort und ich konnte die beiden förmlich vor meinem inneren Auge sehen, wie sie sich darum rauften, wer mit ihrer Tochter reden durfte.

'Naja, ich mag ihn schon sehr gern. Bleiben würde ich auch liebend gern, aber ich weiss einfach nicht, ob-', Darwin schnitt mir das Wort ab.

'Ob er dich akzeptieren wird, wenn er herausfindet, dass du aus dem Feindesland bist?', ich gab einen zustimmenden Laut von mir, 'Süsse, er wird dich akzeptieren. Und wenn nicht, dann ist er nicht der Richtige und du haust ab und kommst zu uns zurück', meinte Ethan aufmunternd.

'Aber, was wenn Alexej Sheila für besser geeignet empfindet? Dann bin ich die scheiss Mätresse oder Konkubine!', schrie ich in den Hörer, froh, dass meine Eltern es in ihren Köpfen so hörten, als stünde ich vor ihnen.

'Pah! Das Zeug mit der Konkubine kannst du doch vergessen, dann kommst du eben zu uns zurück. Du hast immer noch eine Wahl und ein Recht diese Wahl zu machen', erinnerte mich Darwin.

'Genau, du rennst einfach weg, wenn er dich nicht gehen lässt. Deine Tante Nicole kann dir dann per Mind-Link oder übers Telefon die Anweisungen geben, wie du den Teleportationskreis malen musst', ergänzte Ethan, 'Danke Papa, Nicole wäre dann sicher auch stolz, dass ich ihre Kunst lernen will', lachte ich und meine Eltern stiegen mit ein.

'Meld dich, wenn's gar nicht mehr geht und schau, dass du heil bleibst', mahnte mich Ethan, 'Ach Papa, darum musst du dir keine Sorgen machen, ich hab einen Leibwächter und er ist auch von dort', beruhigte ich meinen Vater.

'Was, echt? Dann muss er aber ein Spion oder etwas Ähnliches sein, wenn er nach Saphirna darf', stellte er fest, 'Nun, wie dem auch sei, hab Spass, wir haben dich lieb und deine Freunde lassen dich grüssen.'

Damit war die Verbindung geschlossen und ich drückte auf mein Handy, um den Anschein zu bewirken, dass ich das Telefonat beendet hatte.

«Wer war das?», fragte eine dunkle Stimme hinter mir sanft, ich drehte mich um.

«Meine Eltern, sie wollten wissen, wie es mir geht», der Braunhaarige nickte, «Geht es ihnen gut?», erkundigte er sich, «Es geht ihnen prima Kyran, was machst du hier?»

Er kratze sich am Hinterkopf, «Ich wollte bloss wissen, wie es dir geht. Ich hatte in meinem Arbeitszimmer plötzlich das Gefühl, dass es dir nicht gut gehen würde und da wollte ich nachsehen.»
Süss.

«Sheila und ich machen einen kleinen Mädelstag», erklärte ich, als ich seinen verwirrten Blick auf meinem Gesicht bemerkte, «Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen? Soll ich einen Tanz aufführen, damit du siehst, dass es mir gut geht?», er schüttelte den Kopf.

«Ist schon in Ordnung, ich geh jetzt auch schon wieder. Bis heute Abend, wir sehen uns dann beim Abendessen», damit verliess er den Balkon und liess mich mit pochendem Herzen und verwühlten Gedanken zurück.
Er hat sich Sorgen um mich gemacht? Nur wegen eines Bachgefühls? Hat er die ganze Konversation zwischen meinen Eltern und mir mitbekommen? Dann hat er alles gehört, was ich über ihn gesagt habe? Oh du heilige Sonnengöttin! Das darf doch nicht wahr sein! Und dann muss ich nachher auch noch neben ihm am Esstisch sitzen, peinlich.

Ich atmete tief durch, straffte die Schultern, richtete mich auf und betrat Sheilas Gemach wieder, «Hast du alles mit deinen Eltern klären können?», fragte sie und ich nickte.

«War Kyran nur wegen mir hier?», platze mir die Frage heraus, die Schwarzhaarige lächelte, «Hmmm. Lass mich kurz oder lang überlegen», sie tippte sich gespielt überlegend aufs Kinn, «Wenn ich so recht darüber nachdenke und alle möglichen Faktoren mit einbeziehe und das Ergebnis berechne», sie lief von einer Ecke ihres Zimmers zur anderen, «Jap, er war nur wegen dir hier.»

Reagan -Little Ruler-Where stories live. Discover now