Nur... Watte

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Vivek

Warum wacht Nele nicht auf?

Es sind schon mehrere Stunden vergangen, seit der Arzt das Narkosemittel abgesetzt hat, welches mein Mädchen im künstlichen Koma gehalten hat.

Marleen, Jörg und ich sind fix und fertig.

Nicht nur seelisch geraten wir gerade an unsere Grenzen.

Wie es in meinem Herzen aussieht, dass muss ich ja nicht nochmal erwähnen...

Und...Mein Körper fühlt sich an, als würde er brennen. Ich kann nicht mehr sitzen, stehen kann ich erst recht nicht und wenn ich versuche zu laufe, dann habe ich Angst, dass ich gleich zusammenbreche. Eine einzige Qual. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es Marleen gerade geht.

„Warum wacht Nele nicht auf?", frage ich panisch. „Es ist fast achtzehn Uhr. Das kann doch nicht normal sein, oder?"

„Das dauert seine Zeit...", murmelt Marleen. „ Der Arzt hat doch gesagt, dass Komapatienten oft etwas Zeit brauchen, bis sie wieder aufwachen. Es könnte sogar ein paar Tage dauern..."-

„Ein paar Tage...?" Hysterisch beginne ich auf und ab zu laufen, bereue das aber gleich wieder und lasse mich kraftlos auf einen Stuhl sinken.

„Zum Glück sind Mohana und Kavita bei Josha", versucht Marleen mich zu beruhigen. „So ist zumindest für den Kleinen gesorgt. Und ich weiß wirklich, wie sehr du dein Baby vermisst. Ich vermisse Noah...sehr. Und wünsche mir, dass ich meinen Kleinen bald wieder in die Arme schließen kann. Vor allem will ich ihm sagen können, dass es seiner Tante wieder gut geht."

Jörg erwidert etwas darauf, aber ich höre schon nicht mehr richtig zu.

„Ich muss pinkeln". Langsam stehe ich auf und wackele in Richtung Toiletten.

Ich schließe mich in eine der Kabinen und gehe auf die Knie. Plötzlich ist mir einfach nur übel.


Nele

Mühselig schlage ich die Augen auf, weil ich die Schwärze dahinter nicht mehr ertragen kann.  Unsicher versuche ich mich ein kleines Stück aufzurichten, gebe das aber ganz schnell wieder auf, weil mir sofort schwindelig wird. Stattdessen schaue ich mit meinen Augen im Raum umher. Wirklich viel kann ich nicht erkennen, was nicht nur an der Dunkelheit liegt, die mich umgibt. Nein ich bemühe mich auch nicht wirklich darum. Es fühlt sich an, als hätte ich stundenlang geschlafen. Ein paar Mal habe ich Marleens Stimme gehört, ganz sicher auch Viveks, aber es ist alles einfach nur... verschwommen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob all das stimmt oder ich es doch nur... geträumt habe? 

Jetzt kommt eine Person zu mir ans Bett. Ich kann nur ihre Umrisse sehen. Die Person ist etwas rundlich und bewegt sich sehr langsam auf mich zu. Sanft spricht sie mit mir und macht sich dann an meinem Arm zu schaffen. Dazu macht sie ein Licht an, das auf dem Beistelltisch steht. Ich kneife die Augen zusammen, bis der Schein der Lichtquelle erträglicher wird. Vor mir steht eine Schwester, die mich herzlich anlächelt.  Ich dagegen schaue sie nur wie ein Auto an, blöderweise habe ich keinen genauen Plan, wie dieser Blick aussieht. Nur fühle ich mich gerade irgendwie so. Sie lächelt mich trotzdem weiter an und tätschelt dann meinen Arm. Ganz selbstverständlich, als wäre sie deswegen hier.

In meinem Kopf ist nur... Watte. Bis eben war ich mir sicher, dass meine Schwester und mein Freund hier waren, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Mein Kopf dröhnt leicht und ich schließe meine Augen wieder. Die Müdigkeit nimmt ein zweites Mal Überhand und ich nicke weg.

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Ich schrecke aus dem Schlaf und hole tief nach Luft...Es fühlt sich so befreiend an. Meine Hand wandert wie automatisch zu meinem Bauch und ich streichele meinen... Babybauch-

My Heart belongs to YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt