II.VII

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Umarmungen helfen

Heilen = Unwohlsein Akzeptanz Wachsen

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Mit dem Erlöschen des kleinen roten Lichtes sprang Saejin auf und stürzte aus ihrem Zimmer. Weit kam sie jedoch nicht, da vor der Tür eine Traube, bestehend aus 6 jungen Männer, auf sie wartete. Auch wenn sie erwartet hatte, dass sie sich vor der Tür befanden, so war sie überrascht, dass sie alle auf dem Boden saßen und sie zu Fall brachten. Denn als Saejin aus der Tür regelrecht heraus rannte, blieb sie an Sans Bein hängen und landete auf dem Boden. Zumindest halb, denn die andere Hälfte war in Seonghwas Armen gelandet.

Das Mädchen blieb für einen Moment in der Position verweilen, um die letzten Sekunden mit Schock in ihrem Blut zu verarbeiten. Nachdem ihr Kopf wieder halbwegs an Ort und Stelle mit seinen Gedanken war, hockte sie sich auf und schaute eine kleine Ewigkeit in der Gruppe um.

Bis auf Mingi und Yunho waren alle Jungs da. Sie saßen ohne großen Grund auf dem engen Flur und haben ihr zugehört, um sie jetzt besser verstehen und helfen zu können. Hongjoongs und Sans Augen waren geschwollen und rot. Die Taschentücher neben ihnen verraten sie dabei noch mehr. Wooyoungs Gesicht war schmerzhaft verzogen. Auch in Yeosangs und Seonghwas Augen zeigten sich die Schmerzen, die sie sich in ihnen ausgebreitet hatten.

Ohne zu überlegen, setzte Saejin sich auf und legte ihre Arme um Seonghwa. Sie drückte ihn leicht an sich, um den Älteren etwas Sicherheit zu schenken. Um ihm zu zeigen, dass sie da war. Dass er sie berühren und spüren konnte. Es war ihre Art ihm zu zeigen, dass sie echt war. Saejin hoffte so, ihrem Freund die Angst zu nehmen, die sie in seinem Wesen, in seiner Art, viel mehr in seiner Präsenz, spürte. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Angst in ihm spürte. Das tat ihr leid. Sie wollte ihm helfen. Und vielleicht half eine Umarmung ihm so sehr, wie sie es immer bei dem Mädchen tat.

Seonghwa verspürte eine Art von Komfort in ihm, als Saejin ihre Arme um ihn schlug. Er hatte nicht gewusst, dass er eine Umarmung gebraucht hatte, aber in dem Moment, in dem die Brünette ihn an sich gezogen hatte, verspürte er dieses tief sitzende Verlangen, sie noch näher an sich zu ziehen. Ihm war plötzlich bewusst, wie sehr er die Präsenz des Mädchens vermisst hatte. Nicht selten haben die beiden in der Nähe des anderen ihre Zeit verbracht. Sie haben über ihre Probleme und Träume geredet. Saejin hatte ihn immer wieder ermutigt, nicht den Weg zu verlassen, den er auf sich genommen hatte, um seinen Traum, ein Leben auf der Bühne, zu verwirklichen. Sie hat ihm Mut gemacht. Sie war für ihn da gewesen. Und anders herum war es genauso. Er hat Tag und Nacht neben ihr gestanden und sich ihr Liebesdrama angehört. Er hatte häufig viel tiefer in ihre Seele und ihren Verstand schauen dürfen, als jeder andere in ihrem Umfeld. Er hatte von ihrem Stress in der Schule gewusst. Er hatte von ihren Panikattacken gehört und von dem Trauma, das sie unterbewusst erhalten hatte. Meistens wusste er sogar mehr als San selbst.

Schlussendlich hatte dieses Verhältnis zu dem Argument zwischen den Geschwistern geführt. In manchen Nächten, wenn er wach lag und nicht einmal die Stille seiner Umgebung, die Gedanken leiser machen konnte, gab er sich einen Anteil an der Schuld. Ohne diese tiefe Verbundenheit hätte er die Geschwister nicht noch mehr auseinander gebracht. Und an anderen Tagen gab er sich die Schuld, nicht näher gefragt zu haben. Er hatte Saejin nie gefragt, was sie in der Beziehung mit ihrem Bruder nicht mochte, was sie suchte, was ihr fehlte. Er hat es einfach hingenommen. Vielleicht, hätte er gefragt, wäre es nie so weit gekommen. Hätte er doch gefragt.

Automatisch wanderte seine Hand in Saejins Haar. Dort verankerte er seine Finger in den Strähnen und zog das Mädchen noch mehr an sich. Er war darauf bedacht, ihr nicht wehzutun. Er brauchte einfach mehr von ihr. Ihren Geruch, ihre Berührungen, er brauchte sie. Seonghwa brauchte die Sicherheit zu wissen, dass sie wirklich da war. Dass er das hier nicht nur träumte.

[𝐃𝐄, 𝐀𝐓𝐙] Das Gefängnis der FreiheitWhere stories live. Discover now