I.XV

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Gebrochene Sonnenstrahlen

"Seelenverwandte sind nicht nur Liebhaber."

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Als Saejin die Tür öffnete, wurde es auf einmal still. Das Mädchen konnte sich die plötzliche Stille nur erklären, indem sie dachte, dass die Jungs sie mitbekommen hatten und deswegen verstummt waren. Sie verstand nicht wieso, aber es war die einzige sinnvolle Möglichkeit, die sie in Betracht zog. Auch wenn sie sich diese Reaktion erklären konnte.
Mit langsamen Schritten folgte sie dem Flur. Das Mädchen hatte keine Ahnung, wohin sie ging oder wohin sie musste, aber sie hoffte darauf, dass sie ihr Ziel auf gut Glück fand.

Wooyoung hatte da andere Pläne. Als er die aufgehende und wieder zufallende Tür gehört hatte, war er von seinem Platz aufgesprungen und hatte sich auf den Weg zu dem Mädchen gemacht, das sich kein bisschen in der Wohnung auskannte. Er war sich sicher, dass es sich nur um Saejin handeln konnte, da der Rest der Gruppe sich genauso wie er in der Küche mit Esstisch befand. Sie erwarteten keinen Besuch ihres Managements oder der Staff und zudem war die Eingangstür um einiges schwerer.

Er freute sich ungemein und ohne es zu beabsichtigen, wurde er aufgeregt. Sehr aufgeregt. Seine Mundwinkel zogen sich nach oben und fast wäre er zu Saejin gerannt. Bevor das jedoch passieren konnte, hatte er sich zurückgehalten. Er wollte das Mädchen nicht noch mehr überfordern, als sie eh schon war. Auch wenn es ihn mehr als nur ein wenig Anstrengung kostete, nicht vor Glück und Freude zu springen.

Hinter ihm waren die Gespräche verstummt. Jeder hatte die Tür gehört und war sich bewusst, dass es sich um Saejin handelte. San war ungewöhnlich klein geworden und rutschte in seinem Unwohlsein auf dem Stuhl hin und her. Seonghwa, welcher neben ihm saß, beäugte ihn still. Er sorgte sich um den Jüngeren. Auch wenn San immer auf tapfer getan hatte, so war in diesem Augenblick jedem klar, dass die schauspielerischen Fähigkeiten des jungen Mannes sehr ausgeprägt waren. Kaum zu übersehen war das Unwohlsein in seiner Aura.

Für jeden war der Morgen aufregend. Jeder der Acht hatte ein komisches Gefühl im Bauch und niemand hatte wirklich still sitzen können. Die meisten wussten nicht, wie das erneute Wiedersehen verlaufen würde. Ob gut oder schlecht. Die Nerven lagen regelrecht blank. Die Anspannung war groß. Und auch wenn es in der Wohnung offene Fenster gab, die frische Luft hereinlassen, so war die Luft doch warm und dick.
Der Regenfall hatte die Stimmung nicht verbessert. Vielmehr war er Indiz dafür, dass egal wie der Morgen ausgehen würde, die neun Personen aufeinander saßen. Eine doch recht unangenehme Vorstellung für jeden Beteiligten.

Saejin wusste nichts von der angespannten Stimmung, die auf sie wartete. Sie war aufgeregt. Fast schon hippelig. In ihrem Kopf kreisten die verschiedensten Szenarien herum. Alle mit einem anderen Ende. Zu mindestens in einer bestimmten Weise. Denn im Endeffekt gab es nur zwei verschiedene Weisen, wie es enden könnte. San und sie würden sich vertragen und wieder die Geschwister werden, die sie vorher, vor den ganzen Streitigkeiten waren, oder sie würden es nicht schaffen und weiter auf Kriegsfuß sein. Saejin hoffte auf Ersteres. Was auch die meisten Szenarien wieder spiegelten, denn in diesen Fällen lagen sich die Choi-Geschwister in den Armen und weinten vor Glück. Genau das wollte Saejin in ihrem tiefsten Innersten.
Sie wollte wieder die Nähe ihres Bruders spüren.

Der hingegen, glaubte nicht an ein solches Ende.
Auch wenn das Mädchen immer wieder die Jungs verflucht hatte. Sie anschreien wollte für das, was sie erlitten hatte. So war sie über dieser Phase hinaus. Mittlerweile war ihr bewusst, dass es niemanden seine Schuld war und deshalb gab sie sie auch keinem. Außer den Entführern.

Als sie Wooyoungs Gestalt in den Flur eintreten sah, Schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Kaum hatte sie ihn gesehen blühte die Freude wieder in ihr auf und ließ die Aufregung ein bisschen abklingen. In gewisser Weise hatte der Ältere eine beruhigende Wirkung auf sie, auch wenn diese überhaupt nicht im Einklang mit dem Bild, welches sie immer noch von dem jungen Mann hatte, fand. In ihren Erinnerungen war er immer aufgedreht und frech gewesen. Wooyoung hatte nie eine Langeweile lange Zeit gegeben, um sich auszubreiten. Mit ihm war es nie langweilig gewesen. Zwar hatten die Beiden durchaus tiefgründige Momente gehabt, aber die Erinnerungen an den lauten Jungen blieben in ihrem Kopf hängen.
Der jetzige Wooyoung war etwas Neues und Ungewohntes für sie. Etwas mit dem sie niemals in gerechnet hatte. Ein neues Bild, das sich dem bereits entstandenem anschloss.

[𝐃𝐄, 𝐀𝐓𝐙] Das Gefängnis der FreiheitOù les histoires vivent. Découvrez maintenant