Kapitel 37

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Bis Louis nach Hause kommt, bin ich schon gefühlte Ewigkeiten unruhig in meinem Zimmer auf und ab gegangen. Niall und Liam haben leicht reden, die sind ja nicht in meiner Position. Und was war mit denen überhaupt los heute?

Egal, Louis ist jetzt da, über meine anderen Kumpels kann ich mir jetzt keine Gedanken mehr machen. Oh Gott was soll ich bloß tun? Ich halte es nicht mehr aus, ihn nur anzuschmachten. Ich würde es aber noch weniger aushalten, wenn Louis mich von sich stoßen und von mir angewidert sein würde. Oh nein. Das könnte ich nicht. Ich muss still bleiben. Ich muss- "Harry?" Oh fuck das ist Louis. Was soll ich tun?

"Haz?" Ich bringe kein Wort heraus und friere in meiner Bewegung ein. Meine Gedanken rasen im Kreis. Shitshitshit. Louis steckt seinen Kopf durch meine Tür.

"Ach da bist du! Was ist denn hier los im Moment, hast du eine Ahnung wo Niall und Liam sich schon wieder herumtreiben?!" Ich sage immer noch nichts. Irgendwie gehorcht kein Muskel in meinem Körper mehr meinem Gehirn. Louis realisiert langsam, dass irgendwas nicht ganz normal ist. Er tritt vollständig durch die Tür, anstatt nur seinen Kopf in den Raum zu stecken, und legt seine Stirn in Falten, um mich mit diesem typischen fragenden Blick anzusehen. "Ähm, Haz? Alles okay bei dir?" Mechanisch fange ich an zu nicken wie ein Wackeldackel. Auf einmal bin ich mir sämtlicher meiner Fehler und Schwächen schmerzhaft bewusst. Meine Gliedmaßen fühlen sich von einem Moment auf den anderen noch tausendmal unkoordinierter und ungelenker an und ich habe das Gefühl, wie ein großes tollpatschiges Kind in den Raum hineinzuragen. Mit meinen Locken sehe ich aus wie ein Kind! Und ich kann mich absolut, ab-so-lut nicht normal verhalten. Ich schlage mir unbewusst mit der flachen Hand gegen die Stirn.

"Harry?" Louis klingt langsam aber sicher ernsthaft besorgt. "S-sorry, sorry!" Oh mein Gott. Ich stottere und rufe wie ein Irrer. Toll, danke, Liam und Niall. Bevor die beiden mit ihren "guten Ratschlägen" hier waren, hatte ich vielleicht mein Gefühlsleben schon nicht mehr, aber wenigstens meinen Körper noch so einigermaßen im Griff! "Okayyyy, setz' dich am besten erstmal hin..." Ich kann an Louis' Stimme hören, wie komisch er mich findet. Wie sollte jemand wie er mich auch auf diese Art mögen? Es hat mich schon immer verwundert, dass er überhaupt mit mir befreundet ist! Vom ersten Moment an, in dem er mich gleich mit offenen Armen und nett gemeintem Sarkasmus einfach als Freund akzeptiert hat. Als Kumpel wohlgemerkt. Oh, wie ich mein Herz hasse! Kann es nicht bitte schön einfach mal die Klappe halten? Ich lasse mich ohne Widerspruch rückwärts auf mein Bett fallen. Oh scheiße es ist nicht gemacht. Ohhhh scheiße. Irgendwo hier liegt mein Teddybär. Harry! Erde an Gehirn, den hat er doch schon oft gesehen! Was macht das denn jetzt noch für einen Unterschied? "Kannst du mir bitte sagen was los ist? Ist jemand gestorben?", bohrt Lou weiter nach. In diesem Moment beschließt mein großartiger Körper, mich in Tränen ausbrechen zu lassen. Louis atmet scharf ein, dass kriege ich durch mein erbärmliches Schluchzen hindurch gerade so mit. "Ist Calum-?" "Oh mein Gott nein!", unterbreche ich ihn. Auf einmal kann ich mich wieder vernünftig artikulieren. Die Tränen wollen trotzdem nicht aufhören zu laufen und mein Gesicht schrecklich aussehen zu lassen. Ich wette, ich habe fürchterlich verquollene Augen und hektische rote Flecken überall im Gesicht und sehe absolut aus wie ein trotziges kleines Kind.

"Von Calum wissen wir noch nichts Neues..." Louis atmet für einen Moment erleichtert auf, dann sieht er mich streng an. "Harold Edward Styles, was zum Teufel ist los mit dir? Hast du deine Tage? Okay, unangebracht. Kann ich dir irgendwie helfen? Bitte! Ich hasse es dich traurig zu sehen! Hab ich was falsch gemacht? Oh Gott hat es was mit mir zu tun? Sprich mit mir, Haz, ich kann doch auch nicht in deinen Kopf rein gucken! Brauchst du ein Taschentuch? Egal warte hier ist eins-" "Du hast nichts falschgemacht!", bringe ich reichlich unelegant, aber mit sehr viel Nachdruck hervor. "Und danke", hänge ich murmelnd hintenan, auf das Taschentuch bezogen, das Louis aus seiner Tasche gezogen hat. "Dann ist ja gut", seufzt er erleichtert. "Ich muss dir was sagen", verkünde ich, bevor ich darüber nachdenken kann. Louis hat meine eigenen Worte anscheinend schneller verarbeitet als ich. "Du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst! Spuck's aus, worum geht's?" Ich atme ein. Ich atme aus. Die Stille zwischen uns könnte man mit dem Messer schneiden. Wir sitzen seit mindestens einer Stunde hier, und ich bringe kein Wort hervor. Moment, das kann nicht sein. Wir können nicht schon so lange hier sein, Louis ist vor 5 Minuten erst gekommen. "Ich liebe dich." Moment, was? So hatte ich das nicht geplant. Louis sieht mich erstaunt an, während ich noch verarbeite, was ich da gerade von mir gegeben habe, während meine Gedanken ganz woanders waren. Dann fangen seine Mundwinkel langsam an, sich zu heben, und seine Augen beginnen zu strahlen.

"Ich liebe dich auch, Haz. Oh, endlich!" Und dann umarmt er mich ganz, ganz fest, während ich noch stocksteif dasitze und mich erst durch die Umarmung langsam entspannen kann. Dann sinken seine Wort ein.

"Du liebst mich auch?" Louis lacht. "Du weißt gar nicht, wie verdammt lange schon! Ich würde dich ja küssen, aber du bist ein bisschen..." Eine Millionen Steine fallen mir vom Herzen. Ein unmännliches Kichern löst sich aus meiner Kehle.

"Demoliert, sag's ruhig! Ist ja deine Schuld!" Wir lachen beide und ich schwöre, in einem Comic würden jetzt diese Herzchen zwischen uns aufsteigen. Die Welt scheint für einen Moment in unserem kleinen Universum perfekt zu sein. Und dann hören wir, wie jemand laut und durchdringend schreit. "Niall!", keuche ich erschrocken. Louis springt auf. Wir stürmen in den Flur hinaus, wo ich prompt in einen freudestrahlenden Luke hineinlaufe. Verdammt, was ist hier bloß los?!

Claustrophobia (Niam Horayne)Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu