Kapitel 29

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Harry POV

"Du verdammter Idiot!", brüllt Luke und wirft sich gegen mich. Er ist offensichtlich blind vor Wut und schlägt wild auf mich ein, ohne richtig zu zielen. Ich sitze perplex da. Was ist jetzt passiert? Louis reißt Luke von mir herunter. "Hey, hey, was ist denn jetzt passiert?", fragt er. Ich beobachte, wie Nialls Blick immer sorgenvoller und ängstlicher wird. Ich wette, es ist wieder irgendetwas mit Calum. Luke will sich nicht beruhigen und fuchtelt wild in der Luft herum. Die Situation könnte wohl lustig sein, aber sie ist einfach nur makaber. Irgendwas ist da ernsthaft los. "Moment", sagt Michael auf einmal. "Luke, was hast du da in der Hand? Luke! Luke!" Er muss richtig laut werden, bis Luke ihn bemerkt und aufhört, sich gegen den eisernen Griff von Louis und Liam, der diesem zu Hilfe gekommen ist, zu wehren. Er atmet schwer und wirkt extrem erschöpft. "Luke, was hast du da in der Hand?", wiederholt Michael langsam und deutlich. Wortlos streckt der seinen Arm aus.

Michael nimmt ihm vorsichtig den Zettel aus der Hand. "Das ist Calums Schrift", stellt er fest. Während er den Brief liest, weiten sich seine Augen. "Lies vor!", drängt Niall vom Sofa aus. Wir anderen beobachten ihn still wie Statuen. Dir Szene ist nahezu skurril, wann sind unsere Touren zu so etwas geworden? "Jungs", liest Michael. "Wenn ihr das lest, bin ich zumindest weggekommen. Wir werden uns nicht wiedersehen. Ich störe euch nur und mache alles kaputt. Harry hat schon recht. Es wäre besser, wenn ich nicht mehr da wäre, dann könnte ich auch nichts mehr zerstören und niemanden mehr auseinanderreißen. Ich entschuldige mich für alles, was ihr durch meine Gegenwart ertragen musstet. Versucht nicht, mich zurückzuholen. Ihr werdet mich nicht finden, nirgendwo auf dieser Welt. Das ist besser für euch und besser für alle auf der Welt. Ich hatte euch lieb, euer Calum."

Seine Stimme stirbt zum Ende hin langsam ab, der letzte Satz ist kaum noch zu verstehen. Für einen langen Augenblick ist es still. Stiller als still. Totenstill. "Er will sich umbringen", flüstert Niall. Dann bricht die große Hektik aus.

Niall POV

Calum will sich umbringen. Er hat es nicht gesagt, aber dieser Brief macht es auch so deutlich. Er muss es gar nicht explizit sagen. Ich ignoriere die Empfehlung, dass ich mich erst einmal schonen sollte und springe auf. "Wir müssen ihn suchen! Sofort! Egal was los ist, er ist immer noch unser Freund!" "Lasst uns gehen", stimmt jemand links von mir zu, von dem ich es nicht erwartet hätte. Harry sieht entschlossen aus. "Wir müssen uns aufteilen." Ich halte mich nicht lange mit Harry auf. Darüber können wir später noch reden. "Ich gehe mit Liam!", verkünde ich etwas zu vorschnell. "Du solltest hierbleiben", widerspricht mein bester Freund. "Ich hab ja dich dabei", rutscht es mir heraus. Schnell gehe ich los, damit niemandem auffällt, wie meine Wangen brennen. "Und keine Zeit zu diskutieren! Wir übernehmen alles im Osten!", rufe ich noch über die Schulter. Liam sieht nicht allzu begeistert aus, folgt mir aber.

Unten schmeiße ich einen unserer Chauffeure mehr oder weniger aus dem Auto. Liam setzt sich ans Steuer. "Pass auf was du tust, ja?", bittet er. Ich nicke. Dann fahren wir los. Angestrengt halte ich die Augen nach Calum und nach möglichen Orten, wo er sein könnte, offen. "Da! Die Brücke da vorne! Versuch mal zu parken!", bitte ich und springe aus dem Auto, als es gerade so steht. Jede Sekunde zählt. Zu Fuß will ich die letzten Meter zurücklegen, um die ganze Brücke im Blick zu haben, als ich auf einmal ein Kreischen höre. "Oh mein Gott!!" Ich scanne noch die Brücke ab und stelle fest, dass Calum zumindest dort nicht ist, bevor ich realisiere, was los ist. Ich bin umzingelt. Auf einmal sind überall Fans. Wo kommen die her? Wo kommen all diese Fans her? Meine Atmung beschleunigt sich, ich sehe verschwommen, die Fans werden zu einer einzigen riesigen Wand. Sie kommen immer näher, meine Trommelfelle drohen durch das laute und durchdringende Kreischen zu bersten. Ich bekomme keine Luft mehr, schnappe verzweifelt nach Luft. "Niall!" Ich spüre ihre Hände, wie sie an meinem Shirt reißen. Es ist zu viel. Es ist zuviel. Es ist zuviel!!!

Ich verliere schon das Bewusstsein, als ich auf einmal eine Berührung spüre, die sich von den anderen unterscheidet. Eine tiefe, beruhigende Stimme dringt leise zu mir durch, kaum zu hören durch das laute Rauschen in meinen Ohren. Dann wird alles schwarz.

~Hannah ♥

Claustrophobia (Niam Horayne)Where stories live. Discover now