Kapitel 31

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Lewis Pov.

Mit einem unguten Gefühl im Magen stieg ich nach dem Rennen aus dem Auto. Wieder einmal war ich zweiter geworden, hinter Max, eine Tatsache, die mich inzwischen wirklich störte, da mir die Weltmeisterschaft so, mit jedem mal, mehr aus den Fingern glitt. Mein erster Gedanke jetzt galt jedoch meinem Freund und so suchte ich mit meinen Blicken die Menge ab, konnte ihn jedoch nicht ausmachen. Und auch fragen konnte ich jetzt niemanden mehr, da ich sofort zu den Medien und dann in den Kühlraum geschleppt wurde, ehe es aufs Podium ging. Die Prozedur dort zog sich wieder hin und das beängstigende Gefühl in meinem Inneren wuchs immer mehr. Nachdem es endlich zu Ende war, verließ ich so schnell es ging das Podium, Valtteri dicht auf meinen Fersen, und eilte zur Garage. ,,Gutes Rennen, Lewis.”, lobte mich Toto sofort, als er mich sah. ,,Das nächste Mal werden wir bestimmt wieder gewinnen.” Ich nahm von seinen Worten keinerlei Kenntnis. ,,Wo ist George?”, fragte ich stattdessen sofort. Mein Teamchef sah mich daraufhin verwirrt an. ,,Ich habe ihm angeboten noch zu uns zu kommen, wenn er möchte. Das hat er aber nicht gemacht, also wird er bestimmt noch in deinem Fahrerzimmer sein.” Ich nickte kurz, bevor ich mich abwandte und eilig zum Motorhome ging. ,,Was ist los? Lewis?” Toto lief mir schnell hinterher. ,,Ich weiß nicht, aber ich habe irgendwie ein komisches Gefühl.” Als ich kurz darauf die Tür zu meinem Fahrerzimmer öffnete, bestätigte sich meine Vorahnung. ,,George?", rief ich, als ich ihn nicht entdecken konnte. ,,George, bist du hier?" Keine Antwort kam auf mein Rufen, woraufhin ich mich besorgt zu Toto umdrehte. ,,Wo ist er?", fragte ich ihn geradezu panisch. ,,Er wollte hier bleiben. Er ist bestimmt irgendwie hier, Lewis." 

Wie sich herausstellte, war er das nicht. Mein Verlobter befand ich weder im Motorhome, noch irgendwo in der Garage. Verzweifelt raufte ich mir die Haare. Wo war er nur? ,,Er muss hier irgendwo im Paddock sein. Wir finden ihn.", legte mir Toto beruhigend eine Hand auf die Schulter. ,,Am besten teilen wir uns auf.", beschloss Valtteri. ,,Lewis, wir beiden suchen weiter bei den Garagen und Toto sucht mit ein paar anderen bei den Motorhomes weiter." Zustimmend nickte ich und folgte meinen Teamkollegen. Ich hoffte nur, dass ihm nichts passiert war und wir ihn finden würden. Alles andere würde ich mir nie verzeihen.

Totos Pov.

Besorgt ging ich zwischen den Motorhomes hindurch und suchte nach George. Ich konnte mir einfach nicht erklären, wo er war. Es war überhaupt gar nicht Georges Art, einfach so zu verschwinden. ,,Was ist los, Toto? Suchst du deine Ehre?", erklang Christians spöttische Stimme aus dem Red Bull Motorhome. ,,Ich suche George. Hast du ihn gesehen?", überging ich seinen Kommentar einfach. ,,Nein. Wieso? Was ist passiert?" Christians Gesichtsausdruck änderte sich augenblicklich. ,,Ich weiß es nicht. Er wollte das Rennen über ihm Motorhome bleiben, aber jetzt ist er weg und wir können ihn nirgendwo finden. ,,Vielleicht ist er zum Hotel zurück." ,,Nein, dass hätte er gesagt.", schüttelte ich den Kopf. ,,Okay. Ich werde die Augen offen halten." ,,Was ist denn hier los?", ertönte plötzlich eine andere Stimme, zu der ich mich umdrehte. Unter anderen Umständen hätte mich der Anblick des Niederländers vor mir zur Weißglut gebracht, doch gerade ließ er mich völlig kalt. ,,Wie können George nicht finden." ,,Das ist aber komisch.", meinte Max verwirrt. ,,Wieso? Hast du ihn gesehen?", fragte ich hoffnungsvoll. ,,Nein, ich nicht. Aber ein paar Mechaniker haben erzählt, sie hätten George vor etwa zwei Stunden, mit ein paar Mercedesmechanikern, zwischen den Motorhomes durchlaufen sehen." Verwirrt schüttelte ich den Kopf.  Das konnte nicht sein. Wir hatten doch bereits jeden bei uns gefragt. Aber welchen Grund sollte Max haben deswegen zu lügen? Es war klar, jemand hatte gelogen. Und wenn ich denjenigen in die Finger bekommen würde, würde er sein blaues Wunder erleben. ,,Danke.", rief ich noch schnell, während ich bereits auf dem Weg zurück zur Garage war. 

,,Ich will jetzt sofort wissen, wer von euch weiß wo George ist. Keiner wird diesen Raum verlassen, bevor sich die Personen nicht gemeldet haben.", sprach ich wütend mit der Gruppe Mechaniker vor mir. Auf den Gesichtern der meisten konnte ich nur Unglauben und Entsetzen sehen. Bis ich zu einer kleinen Gruppen kam, die etwas weiter abseits der anderen standen und nur aus Mechanikern aus Valtteris Team bestand. Sie grinsten leicht und die Schadenfreude war ihnen deutlich anzusehen. Eine Tatsache, die nicht nur mir auffiel. ,,Was habt ihr gemacht?", fragte einer der anderen Mechaniker fassungslos und trat auf sie zu. ,,Gar nichts.", meinten sie zuerst, nachdem sich jedoch noch mehr einschalteten, sank ihre Überheblichkeit erheblich. ,,Wir haben ihm nur eine kleine Lektion erteilt." Augenblicklich wurde mir heiß und kalt. ,,Wo ist er?", wollte ich wissen, unterdrückte dabei meine Wut. Ich konnte sie später immer noch zusammenfalten, jetzt galt es erst einmal George zu finden. Zum Glück hatte Lewis von der ganzen Sache noch nichts mitbekommen, er würde sicherlich durchdrehen. ,,Such ihn doch.", höhnte einer. Ich wollte ihn gerade am Kragen packen, als sich die Tür hinter mir öffnete und Max eintrat. ,,Lass es. Komm lieber mit. Ich glaube ich weiß, wo George ungefähr ist."

,,Die Mechaniker haben gesagt, sie haben sie dort hinten verschwinden sehen.", meinte Max und deutete auf eine Stelle, wo das Fahrerlager endete, während wir zwischen den Motorhomes hindurch liefen. Wir verließen das Fahrerlager und traten auf eine freie Fläche. ,,Hier ist nichts.", entfuhr es mir. ,,Warte. Da hinten. Seht ihr das?", sagte Max und deutete auf etwas in der Ferne. ,,Es sieht aus wie eine Hütte.", entgegnete einer der anderen Mechaniker, die mitgekommen waren. ,,Gehen wir." Tatsächlich entpuppte sich das Gebäude als eine kleine Hütte, die wohl schon länger nicht mehr genutzt wurde. ,,Teilen wir uns auf.", entschied ich, bevor ich die Hütte betrat und die Treppen zum Keller runter ging, während die anderen oben suchen würden. ,,George? Bist du hier?", rief ich. ,,George?!" Ich wollte gerade wieder hoch gehen, als ich plötzlich ein leises Rufen hörte, ich folgte ihm ein Stück. ,,Hallo? Ist da jemand? Lasst mich raus." ,,George? Bist du da drin?", fragte ich, als ich vor einer verschlossen Tür stand. ,,Toto?", erklang eine verweinte Stimme. ,,Bitte, hol mich hier raus." ,,Natürlich, keine Sorge. Ist alles in Ordnung?" Ich bekam nur ein Wimmern zurück. Schnell gab ich den anderen Bescheid, dass ich ihn gefunden hatte. ,,Wir bekommen die Tür so nicht auf.", meinte einer. ,,Dann brecht sie auf. Das ist mir alles egal."

Georges Pov.

Ich konnte gar nicht sagen, wie erleichtert ich war, als ich Totos Stimme hörte. In der Zeit, in der ich hier unten saß, hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben gehabt, dass mich jemand hier finden würde. Außerdem hatte ich immer wieder starke Schmerzen in meinem Bauch. Diese kamen immer wieder und verschwanden nach ein paar Minuten, so langsam hatte ich die Befürchtung, dass das vielleicht Wehen sein könnten und ich hatte furchtbare Angst um mein Baby. Es war schließlich noch viel zu früh. ,,George, geh von der Tür weg, wenn du dort bist.", hörte ich eine vage bekannte Stimme. Kurz darauf gab es einen lauten Knall und die Tür wurde geöffnet. ,,George." Toto kam sofort auf mich zugerannt und kniete sich neben mich. Schluchzend fiel ich ihm die Arme und klammerte mich an ihm fest. Erneut überfiel mich eine Schmerzwelle, die mich zusammenzucken und schmerzerfüllt aufstöhnen ließ. Ich krümmte mich etwas zusammen und umklammerte meinen Babybauch. ,,Was ist? Hast du Schmerzen?", fragte er besorgt, worauf ich nur nicken konnte. ,,Wie lange schon?" ,,Ich…Ich weiß nicht genau. Es kommt und geht." Totos Gesichtsausdruck zu urteilen, teilte er die gleiche Vermutung wie ich. ,,Ich rufe einen Arzt. Und Lewis.", hörte ich jemanden sagen, von dem ich dachte, es wäre Max gewesen, doch davon nahm ich nicht wirklich viel Kenntnis. ,,Es wird alles wieder gut.", sprach Toto leise und strich mir beruhigend durch die Haare, bevor er mich vorsichtig hoch hob und nach oben trug. Kaum das wir draußen waren, sah ich bereits ein Blaulicht und wurde kurz darauf auf die Liege eines Krankenwagens gelegt. Mir wurden einige Fragen gestellt, während mir gleichzeitig ein Zugang gelegt und ich untersucht wurde. ,,Wir geben Ihnen ein Schmerzmittel, das wird Sie etwas müde machen und dann bringen wir Sie ins Krankenhaus." ,,Was ist mit meinem Baby?" ,,Soweit ich das sehe, geht es dem Baby im Moment gut." Erleichtert nickte ich und schloss meine Augen. Kurz darauf spürte ich eine Hand, die mir sanft über die Wange strich. ,,Liebling." ,,Lew.", murmelte ich und griff nach seiner Hand. ,,Ich habe Angst." ,,Was ist mit ihm?", wandte er sich an einen der Sanitäter. ,,Vermutlich vorzeitige Wehen." Lewis drehte sich wieder zu mir um. ,,Es wird alles gut, Georgie. Ich verspreche es."

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