Kapitel 14

895 58 8
                                    

Georges Pov.

Erschöpft lag ich auf einer der Untersuchungsliegen der Notaufnahme. Nachdem mir ein paar leichte Beruhigungsmittel verabreicht worden waren, konnte ich mich tatsächlich langsam etwas beruhigen. Doch der Schock saß mir noch immer in den Knochen. ,,Wie fühlst du dich?", fragte Aleix, der gerade durch die Tür trat und mir eine Flasche Wasser reichte. ,,Es geht." ,,Ich werde schauen, dass ich einen Arzt finde.", entschied mein Trainer und wollte schon wieder aus der Tür gehen, als ich ihn aufhielt. ,,Warte. Wir können doch warten. Es ist doch nicht eilig." ,,Das sehe ich etwas anders. Und Lewis bestimmt auch. Apropos Lewis, wir werden ihn Bescheid sagen müssen, was passiert ist." Ein Kloß bildete sich bei diesen Worten in meinem Hals. Mein Freund würde gewiss verrückt werden, wenn er von den Ereignissen erfuhr. ,,Muss das sein?" ,,George, wir können es ihm nicht verheimlichen. Er wird es merken." Wissend nickte ich, natürlich würde er das. ,,Aber er wird durchdrehen. Außerdem muss er sich auf sein Rennen konzentrieren." ,,Bis zum Rennen ist noch etwas hin. Mal abgesehen davon, bezweifle ich, dass er ein gutes Rennen haben würde, wenn er nicht wüsste, wie es dir geht und sich dauernd Gedanken macht.", argumentierte Aleix. ,,Vermutlich hast du recht.", gab ich mich geschlagen. ,,Lass das meine Sorge sein. Ruh du dich einfach aus." Ich nickte kurz und legte eine Hand auf die leichte Wölbung meines Bauches. Nach ein paar weiteren Minuten, kam auch endlich ein Arzt zu uns. ,,Guten Tag. Entschuldigen Sie, dass Sie so lange warten mussten. Ich bin Dr. Smith. Wie geht es Ihnen, Herr Russell?" ,,Geht so.", erwiderte ich. Er nickte kurz, bevor einen Blick auf seinen Computer warf. ,,Haben Sie aktuell Schmerzen?" ,,Nein." ,,Und während dieses…Vorfalls, oder danach?" ,,Nein." ,,Gut. Hatten Sie andere Beschwerden?" ,,Nein, nur…ein bisschen erschrocken." ,,Das kann ich gut verstehen.", ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des Arztes ab. ,,Wir werden als erstes mal nach dem Kleinen schauen. Damit Sie sich keine Sorgen machen müssen. Würden Sie bitte Ihren Bauch frei machen?" Ich nickte und schob meinen Pulli etwas nach oben, während der Arzt ein Ultraschallgerät herbeifuhr. Dabei machte sich doch etwas Angst in mir breit. Ich hoffte so sehr, dass meinem Baby nichts passiert war. ,,Es wird einmal kurz kalt. Nicht erschrecken." Trotz der Vorwarnung zuckte ich zusammen, als der kalte Ultraschallkopf meine Haut berührte. Es war immer noch ein komisches Gefühl, obwohl ich es inzwischen eigentlich gewöhnt sein sollte. Eine Weile fuhr Doktor Smith mit dem Gerät über meinen Bauch, bis er an einer Stelle verharrte. ,,Sie sind jetzt in der 17. Woche, ja?" Ich nickte nervös. ,,Nun, es scheint, als hätte der kleine Mitbewohner es gut überstanden." Erleichtert atmete ich auf. Danach wurde der Bildschirm zu mir herum gedreht. Ein glückliches Lächeln schlich sich bei diesem Anblick auf meine Lippen. Meinem Baby geht es gut. Immer noch total fasziniert betrachtete ich den winzigen Menschen auf dem Display. ,,Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen sagen, was es wird. Das Kleine liegt gerade ziemlich günstig." Einen Moment dachte ich über diese Möglichkeit nach. ,,Nein, danke. Ich würde dabei gerne meinen Freund dabei haben." Ich konnte sehen, wie Aleix Gesichtsausdruck bei meinen Worten sank, was mich wieder leicht lächeln ließ. ,,Oh, ich dachte…" Der Blick des Arztes wanderte zu Aleix, woraufhin ich wirklich lachen musste. ,,Nein, das ist mein Personaltrainer.", klärte ich auf. ,,Obwohl ich auch neugierig bin." ,,Du bist immer viel zu neugierig, Aleix." Darauf schmollte er gespielt etwas. ,,Nun gut. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen aber gerne ein Bild ausdrucken." ,,Das wäre nett." ,,Natürlich. Überhaupt kein Problem." Ein paar Minuten später hielt ich das neue Ultraschallbild in den Händen, während Dr. Smith etwas in die Akten eintrug. ,,Sie haben einen leichten Schock erlitten. Ich würde Sie jedoch, in Anbetracht Ihrer Vorgeschichte, gerne ein oder zwei Nächte zur Beobachtung stationär aufnehmen. Außerdem würde ich Ihnen gerne intravenös etwas Flüssigkeit geben, um Ihren Kreislauf wieder etwas in Schwung zu bekommen." ,,In Ordnung." Ich würde alles machen, um die Sicherheit meines Kindes zu gewährleisten. Und wenn das bedeutete, ein, zwei Tage im Krankenhaus zu bleiben, würde ich das eben tun. Ich wollte mir nur noch nicht vorstellen, wie Lewis auf diese Nachricht reagieren würde. Der Arzt legte mir noch einen Zugang und schloss eine Infusion an, bevor ich auf ein Zimmer gebracht wurde. Aleix hatte sich zwischenzeitlich verabschiedet, um ein paar Sachen zu Hause zuholen.

,,Gott, es hat ewig gedauert, zu dir durchzukommen.", begrüßte mich Aleix, als er über eine Stunde später, mein Krankenzimmer betrat. ,,Warum?" ,,Die wollten mich erst nicht zu dir lassen. Es hat ewig gedauert, die am Empfang davon zu überzeugen, dass ich dein Trainer bin." Ich kicherte bei seinen Worten leicht. ,,Tut mir leid." ,,Ach, ist ja nicht deine Schuld. Ich hab dir auf jeden Fall alles mitgebracht, was du so brauchen könntest. Wenn noch was fehlt, kann ich es noch holen." ,,Ach was. Ich kann ja auch mal auf was verzichten." ,,Okay. Brauchst du noch was?" ,,Nein, danke." ,,Gut, dann kümmere ich mich jetzt um Roscoe und ruf später Lewis an. Und du ruhst dich in aller Ruhe aus." ,,Gib Roscoe einen Kuss von mir."

Lewis Pov.

,,Also ich verstehe es immer noch nicht, warum so wenig Presse am Flughafen war, als wir abgeflogen sind.", sprach Toto, während wir gemeinsam beim Abendessen saßen. ,,Sei doch froh.", mischte sich James seinerseits an. ,,Ja, ich hab ja nichts dagegen. Aber irgendwie hab ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache." Bisher hörte ich nur zu und beteiligte mich nicht an den Gesprächen. Seit wir in Baku gelandet waren, hatte ich George mehrere Nachrichten geschickt, auf welche mein Freund bisher noch nicht geantwortet hatte. Ich versuchte mir nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen, vermutlich wurde er einfach nur von Aleix, welcher heute kommen wollte, abgelenkt. Von meinem klingenden Handy wurde ich aus meine  Gedanken gerissen. In der Annahme, dass es endlich mein Freund sein würde, griff ich schnell danach, nur um mit dem Kontakt seines Trainers konfrontiert zu werden. Eilig nahm ich ab, wusste, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. ,,Aleix? Was ist passiert? Ist was mit George?" Meine Worte ließen sofort die Gespräche am Tisch verstummen. Die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf mich. Besorgte Blicke wurden ausgetauscht. ,,Es ist etwas passiert, ja. Aber, zuallererst, bevor du durchdrehst. Es geht ihm soweit gut." ,,Was heißt, es geht ihm soweit gut. Was ist passiert, Aleix?", fragte ich betont ruhig, versuchte meine Panik zurückzuhalten. ,,Er hat einen leichten Schock. Ihm und dem Baby geht es gut. Sie haben ihn aber sicherheitshalber für ein paar Tage im Krankenhaus behalten." Trotz der Bestätigung seines Trainers, dass es ihm soweit gut ging, konnte ich meine Sorge, um meinen Freund nicht unterdrücken. Am liebsten wäre ich sofort in das nächste Flugzeug zurück nach England gestiegen und wäre zu George geeilt. Die Sorge um ihn und unser Kind machte mich fast wahnsinnig. ,,Wie ist das passiert?" ,,Bevor ich heute Mittag angekommen bin, war George noch mit Roscoe spazieren. Als er zurückkam, wurde er von einem Haufen Paparazzi abgefangen. Als ich ankam, hatten sie ihn schon regelrecht umzingelt, diese Aasgeier. Die Polizei hat sie dann entfernt. Soweit ich das aus Georges spärlicher Erzählung raushören konnte, hat wohl einer von ihnen nach ihm gegriffen, worauf er, beim Versuch auszuweichen, gestolpert ist." Bei Aleix Erzählung machte sich immer mehr Wut in mir breit, wie konnten sie es wagen, meinen Freund so anzugehen. Im Stillen schwor ich mir, dass dies noch Konsequenzen haben würde, doch jetzt war mir George viel wichtiger. ,,DIESE VERFLUCHTEN SPEICHELLECKER! WIE KÖNNEN SIE ES WAGEN?!”, entfuhr er mir wütend. ,,Und es geht ihm wirklich gut?", fragte ich nochmal besorgt nach. ,,Ja, mach dir keine allzu großen Sorgen. Er stand etwas neben sich, das Ganze hat ihn wohl ziemlich mitgenommen, aber er hat mich vorhin schon wieder aufgezogen." Etwas erleichterter atmete ich auf. ,,Jetzt wird er wahrscheinlich schon schlafen, aber er freut sich bestimmt, wenn du ihn morgen früh anrufst." ,,Das werde ich machen. Danke, Aleix." ,,Kein Problem." Wir verabschiedeten uns noch schnell, bevor wir aufgelegten. Danach musste ich mich wirklich zurückhalten, nicht sofort Georges Nummer zu wählen. Ich wurde fast verrückt vor Sorge und hätte am liebsten gleich persönlich mit ihm gesprochen, doch meine innere Stimme der Vernunft sagte mir, dass George im Moment alle Ruhe brauchte, die er bekommen konnte. ,,Was ist passiert?", riss mich Totos Stimme aus meinen Grübeleien. Mein Teamchef sah mich besorgt an. ,,Ich kann dir sagen, wo deine Presse war.", meinte ich nur, versuchte mich weiterhin zurückzuhalten. Sofort machte sich auf einigen Gesichtern erschrockene Erkenntnis breit. ,,Sie haben George aufgelauert." ,,Verdammt nochmal. Wie geht es ihm? Ist ihm was passiert?" ,,Er ist im Krankenhaus." Bevor ich weiter reden konnte, ging ein kollektives Keuchen durch die Runde. ,,Laut Aleix hat er einen Schock und ist wohl gestolpert, als einer nach ihm gegriffen hat. Aber ansonsten ist alles gut." ,,Gott sei Dank.", kam es von einigen, während Totos Miene verkniffen blieb. Ich konnte die Besorgnis dahinter deutlich erkennen. ,,Möchtest du nach Hause fliegen?", fragte er schließlich, was mich überrascht aufschauen ließ. Das Angebot war verlockend, aber ich wusste, dass George es sich nie verzeihen würde, wenn ich das Rennen verpassen würde. ,,Das würde George nicht wollen.", erwiderte ich schweren Herzens. ,,Vermutlich nicht, nein. Gib mir bitte Bescheid, wenn du mit ihm gesprochen hast. Das wird Konsequenzen für die betreffenden Personen nach sich ziehen."

Accident with consequencesजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें