Kapitel 26

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Georges Pov.

Der Urlaub war wieder viel zu schnell vorbei. Ehe ich mich versah, waren wir zurück in London und der Alltag holte uns wieder ein. Während Lewis seine Tage in der Fabrik verbrachte, um das Auto für die zweite Hälfte der Saison noch weiter zu verbessern, verbrachte ich meine Tage meist daheim, entweder mit meiner Mutter oder Aleix als Gesellschaft. So war es auch heute und letzterer war gerade gegangen, während ich das Essen noch auf dem Herd stehen hatte. ,,Liebling?" Augenblicklich sah ich auf, als ich die Stimme meines Freundes hörte. So früh hatte ich noch gar nicht mit ihm gerechnet. ,,Lew! Was machst du denn schon hier?", fragte ich verwirrt nach. ,,Toto hat gemeint, ich soll meine Zeit lieber noch ein bisschen mit euch beiden verbringen.", erwiderte er lächelnd und kam auf mich zu, um mich sanft zu küssen. ,,Außerdem soll ich dir ausrichten, dass du ihn morgen in seinem Büro besuchen sollst." ,,Wieso das denn?" ,,Das hat er nicht gesagt." Schulterzuckend nahm ich seine Aussage zur Kenntnis. Toto würde schon wissen, was er wollte und bis dahin brachte es nichts Verdichtungen aufzustellen. ,,Das riecht aber gut. Was gibt es denn?", fragte Lewis, während er meinen Babybauch sanft streichelte. ,,Gemüsepfanne." Lächelnd küsste er mich erneut. ,,Danke." ,,Gerne." Natürlich wusste ich, dass das eines seiner absoluten Lieblingsessen war und tat das auch nicht ganz uneigennützig. Schließlich wollte ich meinem Freund damit eine Freude machen. Umso mehr freute ich mich, dass mir dies auch gelungen war.

Nach dem Abendessen wurde ich von Lewis schnell wieder auf die Couch verbannt. Seine Begründung dafür war, dass ich mit dem Kochen schon genug getan hatte und ausnahmsweise ließ ich das einfach so geschehen. Das Einräumen der Spülmaschine fiel mir mit meinem immer größer werdenden Bauch immer schwerer, sodass ich es genoss, mich nicht immer wieder so bücken zu müssen. Für Lewis war es besonders toll, dass er sich dadurch die Diskussion gespart hatte, die er für gewöhnlich meistens verlor. Schließlich musste ich auch ab und zu mal etwas machen, auch wenn Lewis das meistens nicht wirklich einsehen wollte. ,,Brauchst du noch was, Liebling?", rief Lewis aus der Küche. ,,Nein, danke. Ich habe alles." Natürlich hätte mir klar sein sollen, dass er sich an meinem Kommentar nicht orientierte und trotzdem noch etwas mitbrachte. Mit einem großen Glas Eistee kam er schließlich auf mich zu und stellte es vor mir ab. ,,Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen." ,,Natürlich ist es das. Du leistest so viel." ,,Ich mache im Moment doch gar nichts." ,,Du machst so viel mehr, als wir alle. Du trägst unser Kind in dir. Und erträgst all das ohne zu meckern.", sprach er und legte seine Hände seitlich auf meinen Babybauch. ,,Ich würde alles für unser Baby machen.", wisperte ich, während mir leicht die Tränen in die Augen stiegen. ,,Und ich würde alles für dich tun. Ich liebe dich, Georgie." 

Etwas nervös saß ich neben Lewis auf dem Beifahrersitz, während er uns sicher durch den morgendlichen Verkehr lenkte. Inzwischen hatte mich doch etwas die Nervosität eingeholt, was Toto von mir wollte. So richtig vorstellen konnte ich mir da nämlich nichts. ,,Jetzt beruhige dich ein bisschen, Liebling.", meinte Lewis schließlich und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Durch diesen Körperkontakt mit meinem Freund tatsächlich etwas ruhiger werdend, lehnte ich mich zurück und verschränkte unsere Finger. ,,Du musst nicht nervös sein. Toto will bestimmt nur wieder was vollkommen harmloses."

Mit einem letzten Kuss verabschiedeten wir uns in der Fabrik voneinander. Während Lewis weiter in den Simulator ging, um noch ein paar Dinge zu testen, machte ich mich auf den Weg zu Totos Büro. So langsam bedauerte ich es etwas, dass ich Lewis gesagt hatte, dass ich alleine gehen würde, als er mir angeboten hatte, mich zu begleiten. Da Totos Büro im obersten Stockwerk lag, musste ich einmal komplett durch das Gebäude und natürlich lagen dabei viele Blicke auf mir, besonders auf meinem Bauch. So war ich mehr als froh, als ich endlich das Büro betrat. ,,Hallo, George. Toto ist noch in einer Besprechung. Er kommt aber gleich. Geh doch schon mal rein.", begrüßte mich seine Sekretärin. ,,Danke." Langsam betrat ich das Büro und ließ mich auf einem der bequemen Sofas nieder. Nachdem Toto auch fast eine Viertelstunde später noch nicht da war, spürte ich langsam die Erschöpfung wieder und legte mich etwas um. Kurze Zeit später fielen mir auch schon die Augen zu.

,,George? George?!" Ein leichtes Rütteln riss mich aus meinen Schlaf. ,,Mhm." Müde öffnete ich meine Augen. ,,Geht es dir gut?", fragte Toto und sah mich besorgt an, während er neben dem Sofa kniete. ,,Oh. Ja, entschuldige." Eilig versuchte ich mich wieder aufzusetzen, was mit meinem Bauch gar nicht so einfach war, weswegen er mir schließlich zur Hilfe kam und mir aufhalf. ,,Ich fühle mich wie ein gestrandeter Wal.", murrte ich vor mich hin, was ihn lachen ließ. ,,Nicht doch. Das Bäuchlein steht dir." Nicht wirklich überzeugt sah ich ihn an. ,,Tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin. Normalerweise passiert mir das nicht.", meinte ich noch etwas peinlich berührt. ,,Schon gut, Kleiner. In deinem Zustand ist das völlig normal.", lächelte er mich an und reichte mir ein Glas Wasser. Dankend nahm ich es entgegen. ,,Also, warum ich dich eigentlich hergebeten habe.", begann er schließlich. ,,Dein Vertrag bei Williams läuft diese Saison aus. Jost hat deutlich gemacht, dass er sehr an einer Verlängerung interessiert wäre. Ich habe ihn allerdings um etwas Bedenkzeit gebeten." Verwirrt sah ich Toto an. ,,A…Aber ich möchte nächstes Jahr wieder fahren. Ich denke, ich kann bis zum Saisonstart wieder fit genug sein.", warf ich ein. ,,Und darum geht es. Ich würde dir gerne den zweiten Mercedessitz anbieten." Sprachlos sah ich ihn an, öffnete meinen Mund ein paar Mal, doch es kam kein Wort heraus. Ich brauchte ein paar Minuten, um zu realisieren, was gerade geschehen war. Toto hatte mir einen Mercedessitz angeboten. Den Sitz, von dem ich schon meine ganze Karriere, seit ich meinen Juniorenvertrag unterschrieben hatte, träumte. ,,I…Ich…wirklich?", brachte ich schließlich hervor. ,,Ja, George. Wir haben lange darüber nachgedacht und wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Valterri ist ein toller Fahrer, aber wir denken, dass es Zeit ist, an die Zukunft zu denken. Und wir hätten dich wirklich gerne als Fahrer. Also, was sagst du?" Hoffnungsvoll sah er mich an. ,,Ich…Ja, total gerne. Das war schon immer mein Traum.", erwiderte ich. Tränen stiegen mir in die Augen. Toto zog mich sofort in seine Arme. ,,Nicht weinen, Kleiner. Es ist alles gut.", sprach er. ,,Willkommen bei Mercedes." Ein glückliches Strahlen machte sich auf meinen Lippen breit. Ich würde ein Mercedesfahrer sein.

Accident with consequencesWhere stories live. Discover now