Erkennen

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„Ausweis, Eintrittskarte und Gesundheitszeugnis bitte", bat mich der Türsteher. Ohne ein Wort reichte ich ihm die drei Sachen und wartete ab, während er sie überprüfte. „Ich muss Sie leider kurz bitten die Maske abzunehmen, so kann ich Ihre Identität nicht bestätigen", forderte er bedauernd. Ich nickte und zog mir dann den halbhohen Stoff, der meinen Mund und meine Nase bedeckte vom Gesicht. „Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen viel Spaß", entließ der Mann mich und ich nickte wieder.

Bevor ich nach drinnen ging blieb ich kurz an einem der Spiegel stehen und betrachtete mich. Mein Outfit war passend zur Maske ganz schwarz. Der enge Stoff meiner Hose und des langärmligen Oberteils betonten gekonnt meine doch recht sportliche Figur, ohne irgendetwas unnatürlich aufzuputschen. Eine ganz feine Spur aus silbernen Akzenten zog sich von meiner rechten Schulter bis zur linken Hüfte und gab dem ganzen einen eleganten Touch. Dazu noch die schwarze Maske und die Kapuze und schon erfüllte ich die beiden Kriterien für den heutigen Abend: Masken und Bdsm.

Schnell ging ich den kurzen Gang entlang, der mehr oder weniger den Eingangsbereich darstellte und blieb vor einer der Stationen stehen. Dort konnte man sich zwischen vier Armbändern entscheiden, grün, rot, blau und grau.

Die Farben standen für die jeweiligen Positionen, die jemand während einer Session einnahm. Grün für submissiv, rot für dominant, blau für switch und grau für einen Unbeteiligten, der heute nur zum zuschauen gekommen war. Ohne zu zögern griff ich nach dem roten Band und schloss es um mein Handgelenk. Ich wusste schon immer wer ich war und wo ich hingehörte, ein anderes Band kam für mich nicht in Frage.

Danach öffnete ich endlich die Tür zu dem Hauptraum, indem der grösste Teil der Party stattfinden würde. Sofort schlug mir laute Musik entgegen und die dunkle Atmosphäre mit dem blaulilanen Licht begeisterte mich sofort. Auf der Tanzfläche sah man etwa zwei Dutzend Leute zu der Musik tanzen und an der Bar warteten weitere auf ihre Drinks. Man könnte fast schon meinen es wäre ein ganz normaler Abend in einem teuren Club, wären da nicht die Sitzflächen gegenüber der Bar.

Mein erster Eindruck: Kostüme, Leinen, kniende Personen. Ich ging ein paar Schritte näher und sog den Duft von Leder und Latex ein, der unvermeidlich in der Luft hing. Dann musste ich grinsen. Zum Glück hatte ich diese Maske auf, wenn jemals herauskam dass ich, die Tochter des Multimillionärs und Unternehmers Thomas Swan, sich auf solchen Events herumtrieb..... Das wäre schon mehr als nur ein Skandal. Und trotzdem war das hier meine Welt, hier fühlte ich mich eben wohl. Es gab kaum andere Gemeinschaften, die so akzeptierend und offen waren wie die Bdsm-Szene. All das würde ich ganz bestimmt nicht nur wegen meinem Ruf und der Firma aufgeben!
Ich merkte dass ich eine ganze Weile unschlüssig in der Gegend herumgestanden hatte und ging wieder hinüber zur Bar, wo ich mir einen Whisky bestellte.

Während der Bartender das Glas füllte sah ich mich noch ein wenig weiter um. Noch immer war die Tanzfläche gut gefüllt und schien sogar  noch voller als vorhin. Ich dachte immer es wäre schwer an eine Eintrittskarte zu kommen doch wenn so viele Leute es schafften lag ich wohl falsch. Mein Blick blieb an einer dunklen Gestalt hängen, die mit dem Rücken zu mir vor der Tanzfläche stand und scheinbar mit jemandem redete.

Er war ganz in schwarzen Stoff gehüllt, der nirgendwo ein offensichtlichen Anfang oder Ende hatte. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, doch ich wettete dass er ebenfalls eine Vollmaske trug. Dank dem blauen Licht sah man unter der engen Kleidung perfekt das eindrucksvolle Spiel seiner Muskeln als er heftig zu gestikulieren begann. Dabei erhaschte ich einen Blick auf sein Armband: blau.

Dieser Mann mit der durch und durch dominanten Ausstrahlung war also ein Switcher.... Ich leckte mir über die Lippen, nahm das Glas Whisky und bahnte mir einen Weg durch die Menschenmenge bis ich hinter dem Mann stand. Erst jetzt fiel mir auf wie groß er war, auf 1,90 kam er bestimmt. Ich räusperte mich ein oder zweimal bevor ich ihn ansprach. „Guten Abend. Ich sehe du hast ein blaues Band". Nicht sehr einfallsreich aber dennoch wirksam.

„Tut mir leid Schätzchen, doch Frauen unterwerfe ich lieber als andersherum", antwortete er bedauernd und drehte sich um. Schon als ich seine Stimme gehört hatte hatten sich meine Nackenhaare aufgestellt. Als ich jetzt eine eisblauen Augen sah wurde es mir klar. Jack Smith. Verdammte Scheiße!

Auch seine Augen wurden unter der einheitlich schwarzen Maske, die sein ganzes Gesicht bis auf die Augen verdeckte groß. Er hatte mich zweifelsfrei erkannt! Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und rannte so schnell ich konnte aus dem Club, selbst das Armband abzulegen vergaß ich in meiner Hast.

My Butler is my DomWhere stories live. Discover now