[15] Die Gewissheit

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"Weißt du, da hast du gar nicht unrecht." fing er an zu reden und meine Augen weiteten sich. Ja, ich hatte es vergessen. Ich schaute zu mir runter und sah die Kette am Boden liegen. Jede einzelne Sekunde musste ich aufpassen, was ich dachte. Er könnte immer mithören was in meinem Kopf vorging. Als er anfing mir immer näher zu kommen, versuchte ich mich immer mehr in die Ecke zu drängen. Ich wollte seine Nähe nicht. "Ich brauche dich." sagte er flüsternd. Ich fand ihn schlimmer als eine schwangere Frau. Seine Stimmungsschwankungen machten mich einfach verrückt!

Er kam mit seiner Hand näher zu meinem Gesicht. Er ging mit seinem Zeigefinger meine Wange entlang bis zu meinem Hals und betrachtete seine Hand dabei. "Aber ich brauche dich nicht für sie." sagte er und schüttelte mit seinem Kopf. Er kam wieder mit seinen Lippen so nah an meine, dass unsere Atem sich vermischten. Ich dachte, mein Herz würde gleich aus meiner Brust springen, so sehr hatte ich Angst vor ihm. Vor seinen unüberlegten Handlungen. Seine Lippen schweiften über meine Wangen und stoppten schließlich bei meinem Ohr. "Ich habe es einfach satt, verstehst du? 24 Stunden am Tag wach zu sein, gefangen in diesem Haus. Und das schon seit über 100 verdammten Jahren. Die unzähligen Tage alleine zu beobachten, wie die Sonne auf und wieder unter ging." sagte er und machte eine kleine Pause, bevor er anfing weiter zu reden. "Ich brauche dich für mich selber."

Die Antwort darauf blieb mir in der Kehle stecken. Auch wie einsam er war, konnte er nicht das Leben anderer zerstören oder gar nehmen. Auch wie sehr seine Wörter mein Herz brachen, würde ich mich niemals dazu entscheiden bei ihm zu bleiben. Egal wie sehr er sich das wünschen mag. Was für ihn gut tat, war für mich schlecht.

Als er bemerkte, dass ich einfach darauf nicht antworten konnte, wechselte er sofort das Thema.

"Nun, Chloe. Da ich aus Aarons fiesen, kleinen Gehirn nicht alle Informationen sammeln konnte, wünsche ich mir, dass du mein Wissen zu all dem hier beendest. Erzähl mir alles was du weißt, auch wenn es jeder einzelner Schritt von ihr sein sollte. Einfach alles." sagte er und schaute mir jetzt in die Augen. "Ich weiß nicht mehr als du es weißt, Darvin." presste ich aus meinen Lippen heraus. Er löste sich von mir und machte ein Schritt zurück während er seine Arme hinter seinem Rücken verschränkte. Er machte sein Mund auf, um zu antworten aber ich schüttelte einfach den Kopf. Denn ich würde ihm nicht antworten, so leicht würde er nicht gewinnen. Doch als ich sah wie er mich am Unterarm packte und an sich zog, musste ich mich wehren. "Lass mich verdammt nochmal los!" schrie ich laut. Ich drückte meine Hand gegen seine Brust um mich von ihm wegzuschubsen aber desto stärker zog er mich zu ihm rüber. Mit Leichtigkeit hob er mich auf seine Schultern während ich um mich schlug.

"Was hast du vor?" schrie ich aber er hielt es wohl für angebracht nicht zu antworten. Schweigsam und mit Wut in den Augen brachte er mich hoch. Wie sehr er auch satt hatte alleine zu sein, ich hatte es satt, seine Spiele mit ihm zu spielen. Als wir in seinem Zimmer ankamen ließ er mich auf das Bett fallen. "Was willst du jetzt wieder, Darvin?" sagte ich. "Zieh diese Spiele gefälligst mit anderen durch!"

Aber als ich zu ihm sah, sah ich wie er nervös hin und her durch das Zimmer ging und sich am Kopf hielt. Er sah nachdenklich aus und vergaß wohl für eine kurze Zeit, dass ich auch da war. Denn er redete vor sich hin aber ich verstand gar nichts.

Seine Art jagte mir Angst ein, wodurch ich meine Knie mit meinen Armen umschloss und auf ihn wartete. Ich traute mich gar nicht mehr ihn an zu sprechen. Er sah einfach gefährlich aus in diesem Moment.

Schließlich blieb er irgendwann stehen und drehte sein Kopf in meine Richtung. Er bemerkte wohl endlich, dass ich auch in dem Zimmer war. "Erzähl es mir endlich! Ich halte es nicht mehr aus!" schrie er und schaute mich dabei an.

"Ich.. Ich weiß-"

"Einfach den Tag, wo du sie gesehen hast." sagte er ungeduldig. Sein Handeln konnte ich nicht nachvollziehen. Er war ganz aufgeregt, nachdenklich und er stand zitternd vor mir. Als ich mit dem Antworten zögerte kam er hastig in meine Richtung. "Okay, okay! Warte!" schrie ich und streckte meine Hand aus, damit er nicht näher kommen sollte. Tränen die über meine Wangen glitten, konnte ich nicht zurückhalten. Ich hatte Angst vor den Schmerzen, die er mir zubereiten konnte. Er blieb sofort stehen als er meine Verweigerung sah und wartete auf meine Antwort.

"Sie hat-" sagte ich, machte eine kurze Pause und setzte nach einem Atemzug fort, bevor er sich wieder aufregen würde. "Sie sagte, du bist gefährlich. Sie hat gesagt du hast alle umgebracht! Deine ganze Familie und sie, okay?" schrie ich unter Tränen und schaute ihn dabei die ganze Zeit an. Verdammt, ich hatte genug von seinen Spielchen! "Sie war hier, um mich zu warnen. Um mich vor einen Tyrannen wie dich zu warnen!" schrie ich endgültig aus aller Kehle und zeigte mit dem Finger auf ihn. Ich weiß nicht ob meine Wörter verständlich unter dem Schluchzen waren aber ich selbst hatte keine Ahnung was aus meinem Mund raus kam.

Ich sah die Trauer in seinen Augen und wie er zitterte. "Und du glaubst ihr?" fragte er leise.

"Ich-"

"Sag mir, dass du ihr nicht glaubst! Ich habe meine Familie nicht getötet!" schrie er mich an. Ich hielt mir die Ohren zu und wollte ihn einfach nicht hören. Ich wollte seine Stimme nicht mehr hören! Ich hatte endgültig genug von ihm. "Schrei mich nicht an!" sagte ich nun lauter in Tränen und schüttelte den Kopf heftig während ich meine Ohren zuhielt. "Hör auf mich anzuschreien!"

Er machte mich psychisch einfach kaputt. Gefangen in dem Haus mit so einem Tyrannen machte mich einfach seelisch kaputt. Mein erster Gedanke war, dass er mich jetzt verletzten würde. Aber für eine kurze Zeit war nur mein Schluchzen zu hören.

Als mein Blick wieder zu ihm glitt, sah ich wie er langsam auf die Knie fiel. Ohne Emotionen im Gesicht sah er einfach zur Boden. Bis er anfing zu reden. "Ich halte das nicht mehr aus."

"Ich halte diese Gewissheit nicht mehr aus." sagte er und ging mit seinen Händen durchs Gesicht.

Ohne eine Ahnung wovon er sprach betrachtete ich ihn. Seine Hände lagen nun auf seinem Schoß und sein Gesicht zeigte nur Trauer. Wieso verhielt er sich auf einmal so? Was wusste er, was ich nicht wusste? "Was für eine Gewissheit?" gelang es mir schließlich zu reden. "Wovon redest du?"

Meine Neugier war zu groß um einfach still da zu sitzen. Mit meinem Handrücken wischte ich die Tränen in meinem Gesicht weg.

Ganz langsam bewegten sich meine Beine vom Bett und ich stand auf. Mein Blick war auf ihm geheftet. Schritt für Schritt näherte ich mich aber sah dabei keine Reaktion von ihm. Als ich vor ihm stand, hob er seinen Kopf und sah mir in die Augen. Ich kniete mich langsam zu ihm runter. Seine Augen ließen von mir nicht mehr ab. "Darvin, welche Gewissheit?" fragte ich wieder ganz vorsichtig.

"Chloe, ich habe ein Geheimnis. Ein Geheimnis, dass mich innerlich wie ein Parasit Stück für Stück frisst." sagte er schließlich unter Tränen.

*Ich hatte heute einfach Bock drauf, weiter zu schreiben xD keine Ahnung wieso aber ich hoffe es gefiel euch! ! :) wie gefällt euch diese Entwicklung???
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