Kapitel 63

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Es war irgendwie seltsam, aber auch irgendwie schön wieder mit Oma durch die Wälder zu Streifen.
Als Rita und ich noch kleiner waren hatten wir das oft mit ihr zusammen gemacht. Vater hat uns zwar danach gern eine Standpauke gehalten von wegen was wäre wenn uns Werwölfe gefunden hätte, aber das hatten als Kinder weder Rita noch ich ernst genommen.
Und meist wenn wir lang genug bettelten konnte sie uns einfach keinen Wunsch abschlagen.
,,Man muss den Werwölfen ja lassen, sie haben sich ein schönes Fleckchen Erde zum leben ausgesucht." kommentierte Oma die Landschaft und man musste ihr da durchaus recht geben. Ich nickte nur und sah mich in Ruhe um.
,,Hast du hier schon Wildtiere gesehen?", fragte sie mich interessiert.
,,Nein, nicht wirklich. Beziehungsweise nichts großes. Wobei Jared meinte hier wurde durchaus auch Wild durchziehen. Aber wahrscheinlich halten sie sich eher von den Häusern fern."
Sie nickte nur verstehend.
,,Nun ist vermutlich für diese in Anbetracht der Werwölfe auch gesünder. Man spaziert ja als potentielle Beute eigentlich nicht freiwillig durchs Wohnzimmer seiner Jäger.", merkte sie belustigt an. Dabei konnte man klar eine gewissen Doppeldeutigkeit an ihrem Satz heraushören, mit der sie vermutlich auch irgendwie recht hatte.
Die Werwölfe standen nun mal einfach ganz oben auf der Nahrungskette und Menschen eben nur darunter. Wir liefen also quasi als Beute durch das Revier der Jäger.
Und man könnte glad meinen, der Satz hätte es provoziert, doch schon konnte man nicht weit von usn entfernt die Stimmen von weiteren Personen hören.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sahen wir beide uns gegenseitig an.
Die Stimmen kamen rasch näher und bald konnten wir zwei ältere Werwölfe ausmachen, die uns grimmig musterten.
Ein Mann und eine Frau, die rein optisch im Altern meiner Oma zu sein schienen. Aber das hieß ja eben bei Werwölfen etwas gänzlich anderes.
Wie alt die beiden wohl waren? Einige Jahrhunderte sicherlich.
Unsicher blieben Oma und ich stehen.
Die beiden Werwölfe schienen wirklich nicht begeistert zu sein uns zu sehen.
Als sie jedoch näher kam konnte ich deutlich erkennen, dass die Abneigung sich besonders gegen meine Oma richtete.
Mich hingegen beachteten sie kaum.
,,Warum hat der Alpha bitte einen Menschen hier her gebracht? Ohne Gefährtenbindung haben die hier nichts zu suchen.", sagte die Frau. Der Mann stimmte ihr daraufhin zu: ,,Und dann auch noch eine so Alte. Die kann man doch erst Recht zu nichts gebrauchen."
Oma und ich waren dabei wie erstarrt.
Die beiden Werwölfe liefen halb um uns herum und setzten ihr meckern fort.
Jedenfalls bis zu dem Moment als aus dem Unterholz heraus ein bedrohliches Knurren ertönte. Schlagartig waren die beiden Alten still.
Als dann noch ein zweites Knurren zusätzlich dazu kam, entschieden die Beiden wohl, dass die Flucht wohl besser wäre.
Schneller als ich es ihnen zugetraut hätte, waren die Zwei in ihre Wolfsgestalt gewechselt und vom Knurren weg ins Dickicht geprescht.
Kaum eine Sekunde später folgten ihn zwei weiter WöIfe, bei denen ich mir nicht 100%ig sicher war, aber zumindest glaubte das einer von ihnen auf jeden fall Jared war.
"Ohjeh, ich glaube das wird Ärger geben.", kommentierte meine Oma das ganze zögerlich.
,,Ich glaub es ist vielleicht besser wenn wir zurück gehen."
,,Ja, da hast du vermutlich recht. Wir müssen ja nicht noch mehr Ärger provozieren. Weißt du eigentlich wer die beiden anderen Werwölfe waren?"
,,Ich bin mir nicht ganz sicher. Die haben ja die zwei anderen ziemlich schnell verfolgt. Wirklich lange haben wir sie ja nicht gesehen.", sagte ich nur.
Rasch machten wir uns daran zurück zu gehen.
In der Tür des Hauses, dass zeitnah in Sicht kam stand auch schon Lily und sah uns nicht sonderlich gut gelaunt entgegen.

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Teil 3 des Lesemonats

Wolfsseele - Gefährtin von ZwillingenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt