Kapitel 57

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Mit weit aufgerissenen Augen, starrte ich den Wolf vor mir an.
Ihn als groß zu beschreiben wäre eine ziemliche Untertreibung.
Riesig war da bei weitem das bessere Wort für.
Ich hatte zwar durchaus schon Werwölfe in ihrer Gestalt gesehen, doch war das hier nochmal eine ganz andere Hausnummer.
Zum einen diese Verwandlung so nahe mit anzusehen von einer bekannten Person und zum anderen der Fakt, dass ich wohl diese Verwandlung anscheind indirekt ausgelöst habe.
Auch wenn ich das garantiert nicht beabsichtigt hab.
,,Hey Gina, atmen.", sprach mir Luke Leise ins Ohr: ,,Es ist alles in Ordnung. Jared würde dir niemals weh tun wollen."
Ich musste trotzdem Schlucken. Zwischen wollen und tun lag eben doch noch ein ganzes
Stück.
Jared tapste etwas in meine Richtung, was mich dazu bewegte zurückzuweichen. Ich kam jedoch nicht weit, da Luke ja genau hinter mir stand.
,,Ich glaube, dass es gerade etwas viel ist Jared.", machte Luke seinen Zwilling darauf Aufmerksam.
Dieser taumelte daraufhin ein paar Schritte von mir zurück.
Tief atmete ich durch.
,,Gut, einfach weiter atmen. Es ist alles in Ordnung.", sprach Luke mir weiter ruhig ins Ohr.
Unsicher sah ich über die Schulter zu ihm.
,,Es ist für uns völlig normal uns einfach mal zu verwandeln. Wir sind sehr gerne als Wölfe unterwegs. Werwölfe agieren auch in manchen Formen mit menschlichen Gefährten."
,,Wie soll ich mir das jetzt vorstellen?", fragte ich Luke.
,,Vermutlich nichts was du dir gerade ausmalst. Ich spiele auf streicheln, kuscheln und ähnliches an."
,,In eurer Wolfsform?", fragte ich noch mal nach, da mir das ganze schon verrückt erschien.
,,Ja.", sagte Luke und zuckte mit den Schultern.
,,Ich verzichte.", nuschelte ich nur.
Luke lachte nur und auch Jared schien amüsiert, soweit man das eben während er in der Wolfsform war sagen konnte.
,,Das haben wir uns schon gedacht. Auch wenn wir uns sehr gefreut hätten, wenn du uns an dieser Stelle überrascht hättest."
Argwönisch sah ich zwischen den beiden hin und her.
,,Ach schau nicht so. Träumen dürfen wir ja wohl noch.", sagte Luke: ,,Wir haben uns übrigens heute gedacht  dass du wieder mit mir mitkommst. Bei Jared mitlaufen könnte heute ja durchaus schwierig sein."
,,Hab ich da überhaupt richtig eine Wahl?", wollte ich von ihm wissen.
,,Nein, nicht wirklich. Jared hat sich für heute und die nächsten Tage selbst disqualifiziert und alleine lassen wollen wir dich nach der Aktion vom letzten Mal auch nicht." Antwortete er mir ziemlich direkt.
Ich seufzte.
Selbst dieser Fluchtversuch fühlte sich schon irgendwie ewig weit weg an, dabei redeten wir hier wenn es hochkam nur vom wenigen Tagen.
,,Na dann wollen wir mal.", sagte Luke und hob mich, wie Jared davor einfach hoch und trug mich weg.
Ich hätte am liebsten doch darauf bestanden selber zu laufen, doch würde ich da sicherlich nur gegen eine Wand reden.
Jared begleitete uns noch ein Stück weit   bog aber bald ins dichte Gestrüpp ab und verschwand rasch im Grünen.
Fragend sah ich zu Luke.
,,Er läuft heute einmal große Teile der Grenze ab und muss sich deshalb etwas ran halten. Jared hat mit dir an seiner Seite bei weitem nicht so viel Strecke geschafft, wie es hätte sein sollen."
,,Das er gestern unter einem solchen Stress stand hat man ihm aber nicht wirklich angemerkt."
Luke grinste nur.
,Klar hat man ihm es nicht angemerkt. Er konnte immerhin dafür den Tag mit seiner Gefährtin verbringen. Da wäre wohl kein Wolf im Stress.
Aber wie heißt es unter den Menschen so schön. Aufgeschoben heißt nicht aufgehoben.
Er kann halt seine Pflichten zeitlich etwas flexibler halten, nur muss er sie eben irgendwann machen. Und wenn er halt viel auf morgen verschiebt udn ihm dann noch was dazwischen kommt, dann muss er halt danach alles in weniger Zeit erledigen."

Wolfsseele - Gefährtin von ZwillingenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt