(8/3) Was übrig bleibt

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Wie kam die Perle unter ihre Decke? Nur Myrna war seit gestern in der Nähe des Bettes gewesen

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Wie kam die Perle unter ihre Decke? Nur Myrna war seit gestern in der Nähe des Bettes gewesen. Einin hatte einige Meter vom Fußende weg gestanden. Mehr zum Kopfende hin, bei der Kommode. Und Shay war gar nicht erst ins Zimmer hinein gekommen, Myrna hatte das verhindert. Sie hatte ihr die Wärmflasche unter die Decke gesteckt ...

Irritiert legte sie die Perle zu den anderen. Warum sollte Myrna so etwas tun, welchen Sinn machte das? Und wenn sie unbemerkt barfuß darauf getreten und die Perle an ihrer Fußsohle haften geblieben war? Sie könnte sich im Bett gelöst und schon länger dort gelegen haben. Sie war stark erkältet und hatte ihre Aufmerksamkeit sonstwo. Vielleicht hatte sie es in ihrem Zustand tatsächlich nicht bemerkt. Aber das schien ebenfalls ... unwahrscheinlich, wenn sie darüber nachdachte. So winzig waren diese Perlen nicht. Es dürfte weh tun, barfuß darauf zu treten.

Es war egal. Das waren Kleinigkeiten, um die sich ihr schmerzender Kopf jetzt nicht kümmern wollte. Sie hatte noch eine Perle mehr gefunden, und das war gut. Mit einem Blick auf die Sammlung funkelnder Kugeln fand sie, dass sie nun vollständig genug aussahen.

 Mit einem Blick auf die Sammlung funkelnder Kugeln fand sie, dass sie nun vollständig genug aussahen

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Neugierig zog sie die alte Schatulle zu sich heran und nahm sie von der Kommode. Die Initialen, von denen Einin gesprochen hatte, wo waren sie? Sie untersuchte den Deckel, konnte aber nichts finden. Erst, als sie die Lampe anknipste und den Kasten ins Licht hielt, ließen sich die stark verschnörkelten Buchstaben inmitten der Schnitzereien von Vögeln und Dornenranken erkennen. Das R. mit seinen geschwungenen Ausläufern entdeckte sie zuerst. Nach einigem Suchen fanden sich daneben noch zwei weitere Buchstaben: ein A ... und etwas, das wohl ein C darstellen sollte. R - A - C ... ob es Rosaleens Schatulle war?

Der Staub von Jahrzehnten hatte sich in die Zwischenräume gelegt; mindestens, denn als sie das Behältnis öffnete, erschien es ihr noch um einiges älter. Das feine, dunkel angelaufene Scharnier quietschte leise, es ließ sich schwer bewegen - dafür blieb der Deckel von selbst oben, sobald sie ihn ganz geöffnet hatte.

Innen war alles mit burgunderrotem Samt gefüttert. Vielleicht war der Farbton einmal heller gewesen ... der Stoff schien abgewetzt und schimmerte an manchen Stellen beinahe schwarz. Wie schade, dass sie so verschnupft war ... sie roch so gerne an alten Sachen. Der schmucke Kasten hatte eine gute Größe. Er war eindeutig zu schade, um lediglich Nähutensilien darin zu verwahren und ihn in der Dunkelheit des Kabuffs zu verstecken; ganz bestimmt hätte sie anderes damit angefangen, wenn er ihr gehört hätte. Er war so schön, er verdiente einen guten Platz auf einem Schreibtisch oder einer Anrichte. Wo man ihn sehen und bewundern, sich daran freuen konnte. Was wohl seine ursprüngliche Bestimmung gewesen war?

SHADOW HALL - Eine Geistergeschichte aus Irland #ThebestwriterAward2019Where stories live. Discover now