(8/2) Erinnerungen

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"Du liebe Güte! Sollst du barfuß am offenen Fenster herum stehen? Du bist ja unvernünftiger als der Bengel! Wann werdet ihr modernen Mädchen eigentlich erwachsen?"

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"Du liebe Güte! Sollst du barfuß am offenen Fenster herum stehen? Du bist ja unvernünftiger als der Bengel! Wann werdet ihr modernen Mädchen eigentlich erwachsen?"

"Ich ... ich wollte nur das Fenster schließen. Die Sonne ist weg. Es wird zu kalt."

"Dann mach es doch zu. Und dann ins Bett mit dir."

Myrna hatte ihr den versprochenen Tee und eine Wärmflasche mitgebracht. Sie  stellte die Thermoskanne samt einem frischen Becher auf der Kommode ab und steckte das altmodische Ding mit dem geblümten Steppbezug unter die Bettdecke. Ihren stets aufmerksamen Falkenaugen entging nichts; die Rauchquarzperlen, die neben dem  Handy lagen, schienen sie zu interessieren. "Was ist denn das? Shay hat doch hoffentlich nicht ...?"

Emma zog ihre Strickjacke aus. "Oh ... nein, das Armband ist mir gerissen. Zum Glück ist es im Zimmer passiert und nicht draußen irgendwo. Das Gummiband war abgenutzt."

Myrna verdrehte die Augen. "Das ist dieser ganze neumodische Kram. Sie nehmen mit Absicht schlechtes Gummi." Sie schnaufte verärgert. "Sie wollen, dass man sich drei Armbänder im Jahr kauft, statt eines alle zehn Jahre."

"Das Armband ist von meiner Tante. Sie hat es seit ihrer Jugend getragen. Es ist einige Jahrzehnte alt. Die Perlen wurden wahrscheinlich niemals neu aufgezogen."

"Na dann ... im Kabuff gibt's Handnähzeug. Da ist auch Gummi dabei. In dem Holzkästchen mit den Initialen ... auf dem Deckel." Sie sah zum Fenster hinüber. Ihr Blick hatte sich verfinstert wie der Himmel über den Baumwipfeln. Ihre Gedanken schienen Richtung Meer zu schweifen.

Schließlich seufzte sie, zog ihre Schürze zurecht und wandte sich wieder in den Raum.
Mit ernster Miene sah sie zu, wie Emma fröstelnd unter den Decken verschwand.
"Einin will wissen, was du aus der Apotheke brauchst. Sie fährt runter nach Dunfanaghy. Soll sie dir etwas mitbringen?"

"Ich ... könnte einen Nasenspray gebrauchen."

"Sonst nichts?"

"Der Tee hilft meinem Hals sehr gut. Er löst den Husten. Wenn ich den noch weiter bekommen könnte, das wäre ..."

Myrnas Blick verriet Triumph, ihr Gesicht hellte sich auf. "Kriegst du, Kindchen. In der Küche habe ich genug davon, um eine ganze Epidemie unter Kontrolle zu bringen. Es gibt nichts Besseres als die Mittel der Natur. Gut, dass du ihn trinkst. Das freut mich." Sie nickte. "Nasenspay, ich werd's ihr sagen. Ist das alles?"

 Ist das alles?"

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SHADOW HALL - Eine Geistergeschichte aus Irland #ThebestwriterAward2019Where stories live. Discover now