Meine Arme schlingen sich um seinen Hals. Ich will mich nicht auf ihn verlassen. Ich kann es zum größten Teil auch nicht, so sehr ich es auch vielleicht möchte. Mich plagt zu sehr die Angst, enttäuscht zu werden. Wieder. Wie immer. Sein tiefes, schweres Einatmen hat eine so depressiv-nostalgische Wirkung. Es erinnert mich an all die schweren Male, zu atmen. An all die Momente, in denen ich keine Luft bekommen habe. An jede Minute in der dunklen Einsamkeit meines Herzes. Die Wanne füllt sich immer weiter, sodass Azad das Wasser abstellt - immer noch mit mir in seinen Armen. Es ist beneidenswert, wie offen er seine Emotionen zeigen und so leicht und voller Vertrauen etwas so Vulnerables teilen kann. Er braucht mich. Er braucht meine Nähe, meine Wärme. Ich brauche ihn. Ich brauche seine Nähe, seine Wärme, nur kann ich es nicht sagen und zum Teil verfluche ich mich auch, dass ich so etwas behaupte. Ich brauchte nie jemanden. Ich habe es immer geschafft und ich will es nicht einfach so zum ersten Mal behaupten, aus Angst, er würde mich enttäuschen. Es ist schwer. Es ist so unbeschreiblich schwer, lockerzulassen. Ich fühle mich aktiv wohl bei ihm und freue mich, aber sobald er schläft, beginne ich mich zu hassen. Ich rege mich darüber auf, dass ich so naiv bin. Ich entwickele Wut für ihn, weil er so viele Dinge tut, obwohl ich sie will! Aber ich habe Angst. Ich wehre mich vehement.

Und schon wieder fühle ich jetzt in diesem Moment keine Unruhe mehr. Es ist nur seine Hand, die auf meinem Rücken kleine Kreise zeichnet und seine Brust, die sich unter meine Wange bewegt. "Wie fühlst du dich?", murmele ich. "Kaputt. Sobald die Wut keinen Besitz meines Körpers mehr hat, fühle ich mich wie erschlafft. Als wäre ein Dämon temporär in mir und würde mich kontrollieren. Ich kam zwar immer danach klar, aber ich habe seit dem ersten Mal gespürt, wie mir jemand fehlte, der mich einfach in den Arm nahm." Ich weiß, wie das ist, Azad. Auch wenn es aus unterschiedlichen Gründen ist. Ich weiß, wie bitterlich es ist, allein zu sein, wenn man jemanden haben möchte, der einem das Gefühl des Schutzes durch eine simple Umarmung vermitteln kann. "Es ist nicht immer so, aber ich bevorzuge es. Beim stumpfen Töten bin ich danach nachdenklicher, aber beim Foltern bin ich manchmal doch ein kleines bisschen erschreckt von mir." "Ein kleines bisschen", spotte ich leise und er lacht amüsiert auf. "So ist es, Schneeflocke." Seine Hand tätschelt mich auf dem Rücken. "So ist es", wiederholt er leiser. "So erschreckt kannst du nicht sein, wenn du eine Erektion hast." Es ist so gestört, dass ich gerade noch Angst und Misstrauen hatte, kaum sprechen konnte, er mir tiefe Gefühle offenbart hat und unser Gespräch jetzt so weitergeht. Er grinst locker und lässig, als hätte er nicht vor vielleicht zweieinhalb Stunden jemanden die Augen ins Gehirn gedrückt.

"Deine Angst turnt mich an." Dieser ... was ein kranker, gestörter, blauäugiger Mörder! Ich bin fassungslos. "Hast du mir absichtlich Angst gemacht?" "Nein." "Lüg nicht!" "Würde ich niemals", beteuert er ruhig und gelassen, wie immer. Seine Hand fährt mir über mein Haar. Für zwei Male lasse ich es zu, beim dritten Mal jedoch packe ich warnend nach seinem Handgelenk und drücke es gegen die Kante der Wanne. "Mir gefallen Fesselspiele." "Azad!", warne ich, doch er lacht nur leise und rau. "Ich mache meiner Frau niemals freiwillig Angst. Fesseln würde ich mich aber alle Fälle von ihr." Oh mein Gott, was ein Psycho! Ich ziehe die Nase kraus, lasse abwertend von seinem Handgelenk los. "Dich turnt gefühlt alles an." "So ist das mit einer hübschen Frau." "Schleim nicht." "Nicht doch." "Sag, wieso dich meine Angst anturnt." Ich verstehe es einfach nicht. Was ist daran bitte erregend? Sein Blick verändert sich. Das Schelmische aus seinem Gesicht nimmt langsam ab. "Ganz einfach", setzt Azad an, als seine Hände Platz auf meinen Hüften einnehmen, mich hochziehen, sodass ich wieder genau auf seiner Erektion sitze und sich mein Unterleib deshalb zusammenzieht. "Weil es mir das Gefühl der Macht gibt. Mir gefällt die Vorsicht in deinen Zügen. Mir gefällt es, wie ruhig meine sonst so strenge und vorlaute Ehefrau ist und ich genieße es, wie groß deine Augen werden. Ich will dich am liebsten über den Tisch beugen und ficken, bis dein schönes Gesicht tränennass ist. Ich will dich schreien hören. Ich will alles mit dir machen, wenn ich sehe, dass du Angst hast."

Durch den Weg deines HerzesWhere stories live. Discover now