Kapitel 17

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Sonntag. Der Tag ist wirklich gekommen. Heute werden Azad und ich versprochen. Dijan und ich frühstücken heute draußen in einem der zehn orientalischen Cafés hier auf der Hauptstraße. Das ist das erste Mal, dass wir gemeinsam draußen frühstücken, aber es hat ja auch einen triftigen Grund. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, es ihr zu sagen. Es ist sehr knapp, aber heute hat sie nichts vor und ich bin mir sehr sicher, dass ihre Eltern sie zu meiner Versprechung lassen, denn ich bin ihre einzige Freundin und sie wissen, dass ich gut erzogen bin. Und jetzt sitzt sie in ihrer Jogginghose und ihrem Pullover vor meiner aufgeregten Person in meiner Jogginghose und meinem Pullover. "Los! Sag mir endlich, was los ist!" Ich habe sie mit wahllosen Emojis und Buchstaben jeden Tag belästigt, weil ich so hibbelig bin. Wir putzen seit zwei Tagen die Wohnung durch. Meine Mutter erzählt ganz aufgeregt der ganzen Welt, dass ich endlich heirate und jeder reagiert gleich: überwältigt, überrascht, ungläubig, fassungslos. Avin heiratet? Unsere Avin? Ich kann es ja selbst nicht einmal wirklich realisieren. Ich werde wirklich heiraten! Oh Gott, ich werde heute seine gesamte Familie kennenlernen. Azad hat mir vorgeschlagen, seine Schwestern doch zumindest bei einem Essen kennenlernen zu wollen, aber ich habe abgelehnt. Ich bin verdammt schlecht darin, Kontakte zu knüpfen und mich zu unterhalten. Mein Partner muss die extrovertierte Rolle einnehmen und mich aus meiner passiven Schale locken.

"Bitch? Sag es mir endlich! Was ist los? Hast du dich geschlagen?" Ich verdrehe schmunzelnd meine Augen, als mir die unschöne Wahrheit wieder einfällt. Das ist etwas, was ich ihr niemals erzählen würde, obwohl sie mir auch von schlimmen Dingen in ihrer Familie erzählt hat. Ich kann es nicht. Es bleibt mir im Hals stecken. "Nein", setze ich leise an und Gott sei Dank bringt uns die Kellnerin nach und nach das Frühstück. "Sag doch!", ruft sie durch die ausgestreckten Arme der Kellnerin. Ich schmunzele amüsiert. Sie will immer alles wissen und ich treibe sie oft mit meiner Verschlossenheit zur Weißglut. Sie verzeiht es mir bis heute nicht, dass ich ihr nie meine Brustwarzen gezeigt habe, ich ihre aber gesehen habe. "Gleich", setze ich mit angehobenem Zeigefinger an, der meine Aussage noch einmal unterstreichen soll. Sobald die Kellnerin alles gebracht hat und wir auch unseren Schwarztee haben, kann ich anfangen ... nur drücke ich mich immer noch. Ich habe nicht mehr viel Zeit. Ich muss noch duschen und mir die Haare glätten. Mein Antihistaminikum habe ich schon eingenommen und mir die Augenlider mit aller Liebe mit Cortison eingeschmiert, damit ich nicht auf die Schminke auf meinen Augen reagieren kann und es genug Zeit hat, um einzuziehen und zu wirken. Ich kaue auf einer grünen Olive herum, in der Hoffnung, dadurch den Mut zu fassen, ihr das zu sagen, was sie schon wissen sollte. Ihr Blick zeigt schon langsam Sorge. Die Arme denkt bestimmt, ich brauche bald eine neue Bleibe. "Ist alles in Ordnung? Brauchst du etwas?" Ich verneine es, lächele sie dabei beruhigend an.

"Ich werde mich verloben." Keine Reaktion für den ersten Moment und dann lacht sie los. So laut und so herzhaft, dass sie sich schon in die Hände klatscht. "Ja, klar! Sag jetzt endlich!" Es war mir klar, dass sie es mir nicht glauben wird. "Ich werde mich heute verloben, Dijan. Zieh ein Xeftan oder ein Takshita an." "Junge, sag doch endlich!", fordert sie schon fast erzürnt. Oh Mann, Dijan glaubt mir kein Stück und ich finde es so lustig. "Dijan, wirklich. Ich werde bald heiraten." Ihre großen braunen Augen blinzeln träge. Ihr Mund steht offen, als würde sie in Gedanken sein. Nicht, dass eine Wespe plötzlich hineinfliegt. "Wenn du mir jetzt nicht die Wahrheit sagst, steche ich dich mit der Gabel ab!" Ich genieße ihre Unwissenheit gerade sehr, vor allem, da sie wirklich frustriert über den vermeintlichen Fakt ist, dass ich lüge. Aber heute sage ich wirklich die Wahrheit. Ich habe ihr immer wieder in unserer elfjährigen Freundschaft erzählt und geschrieben, dass ich einen Freund hätte, nur um mich dann über ihre Reaktion zu amüsieren, weil sie mir nie geglaubt hat. Dass einmal wirklich der Tag kommt, an dem das Gesagte stimmt, werde ich ihr immer wieder unter die Nase reiben. "Ich sage dir die Wahrheit, Dijan. Bei Allah, ich sage dir die Wahrheit." Ihre Augen weiten sich. "Du laberst Scheiße!" "Ich habe geschworen!", lache ich. Ihr klappt fassungslos die Kinnlade auf. Sie errötet sogar ernsthaft. "Avin, bei Gott, wenn du mich anlügst, dann ... ich töte dich!", ruft sie überfordert. Ich lehne mich nur amüsiert zurück. Es tut gut, sie so aufzuwühlen. "Ich habe immer noch geschworen." "Zeig mir ein Foto von ihm!" Oh ... ich habe keins.

Durch den Weg deines HerzesTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang