Kapitel 13

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Ich schaue ihn verwundert an. Was für Beherrschen? Was meint er? Ich schaue von seinem Gesicht zu seiner Brust und zurück. Ich weiß nicht, was ich von dem Glitzern in seinen Augen halten soll sowie vom tieferen Heben seiner Brust. Ich weiß nicht, ob ich weiter nachhaken soll, wenn sein Blick so viel Gier zeigt. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Die Waffe ist bei ihm und plötzlich will ich doch wieder meine Jacke anhaben, als seine Augen mich mustern. Ich hätte vielleicht doch kein enges T-Shirt anziehen sollen. Meine Finger spielen unbeholfen an meinem weißen T-Shirt herum. Seine Augen wandern von meinen Hüften hinab zu meinen Beinen und so plötzlich wieder hoch, dass ich schon leise japse. "Pause", entweicht es uns beiden zeitgleich. Mir zu leise, ihm zu fest. Ich bleibe gar nicht mehr vor ihm stehen, sondern flüchte schon fast in die Küche. Oh Gott! Scheiße, was war das? Ich zucke erschreckt zusammen, als er durch die Tür tritt. Plötzlich weiß ich nicht mehr, was ich tun soll und ich komme mir so dumm vor, als ich den Reis rühre. "Ist, denke ich, fertig", murmele ich. "Ist es", erwidert er ruhig. Zu ruhig. Durchatmen, Avin. Tief durchatmen. Ich schalte den Herd ab und lasse ihn den Rest machen, weil ich absolut keine Ahnung habe, wo Geschirr und Besteck sind und ich sowieso zu überfordert bin gerade. "Nimm dir was zu trinken aus dem Kühlschrank, Schneeflocke." Kaum sagt er es, renne ich mit dem Eistee und den Gläsern zurück zum Sofa.

Mein Bein wippt ganz ungeduldig. Die Situation wirkt so angespannt auf mich. Er zeigt Begehren. Der blauäugige Mörder zeigt wirklich Anzeichen des Begehrens. Oh Gott, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Mein Magen zieht sich zusammen, als er mit den befüllten Tellern auf mich zukommt und ich kann es mir beim besten Willen nicht verkneifen, auf seine angespannten Oberarme zu schauen. Ich nehme ihm die Teller ab, weil ich mir so dumm vorkomme, hier so betreten auf dem Sofa zu sitzen. "Wenn du immer noch Hunger hast, gib mir Bescheid." Ich nicke, auch wenn ich es ganz sicherlich nicht tun werde. "Bist du öfters hier? Die Schränke sind schon ziemlich voll." "Meine jüngeren Geschwister. Je nachdem, wie viel Zeit ich und meine älteren Brüder haben, sind wir auch hier." Ach, die ganze Familie kann schießen. Wie rührend. Ist ja schön. Ich lenke mich sofort mit dem Essen ab, auch wenn ich die Situation nicht aus dem Kopf kriege. Hat ihn das Bild von der Waffe zwischen meinen Schenkeln erregt? Hat er doch so einen Fetisch? Will ich es wissen? Will ich wirklich fragen? Es drängt sich schon meinen Magen hoch, ihm die Frage an den Kopf zu werfen, aber ich unterdrücke es mir. Ich atme wieder tief durch. Falls es stimmen sollte, will ich mir den ganzen Tag nicht damit verderben oder mir oder ihm aus Versehen in den Fuß schießen. Es ist ja nicht schlimm, dass ihm in dem Moment etwas an mir gefallen hat - immerhin gefällt mir auch das eine oder andere an ihm -, aber ... keine Ahnung. Das ist so ungewohnt für mich.

Noch ungewohnter ist es, dass er sich plötzlich den Pullover auszieht. Ich schaue nicht hin. Ich. Schaue. Nicht. Hin. Er trägt ein T-Shirt. Ein schwarzes T-Shirt. Alles ist in Ordnung. Alles ist in bester Ordnung. Ich habe mir die Jacke ausgezogen und er hat sich seinen Pullover ausgezogen. Da ist nichts dabei. "Ich bin beherrscht, Schneeflocke. Ich falle nicht über dich her." Oh ... ich halte in meiner Bewegung inne. Das ist mir so peinlich! Ich kann nicht einmal den Löffel zu meinem Mund führen, weil ich mich gerade so schäme. Gott, wie unangenehm! "Nimm es nicht falsch auf, aber das Bild meiner Waffe zwischen deinen Beinen stellt Dinge in mir an, die mich bis in die Nacht verfolgen werden." Durchatmen, Avin. Durch. At-men! "Schon okay", flüstere ich. Jeder Mensch hat Bedürfnisse und Fantasien und solange sie die andere Person nicht belästigen ist alles in Ordnung. Nur kriege ich jetzt seinetwegen das Bild seiner Waffe zwischen meinen Beinen nicht mehr aus dem Kopf! Und sein tiefes Durchatmen neben mir macht es wirklich kein Stück besser. Je mehr er sich bewegt, desto öfter schielen meine Augen zu ihm. Gerade setzt er sich neu auf, schiebt damit seine Hüften ein wenig weiter nach vorne, als er sich weiter zurücklehnt. Ich drehe ihm am besten den Rücken zu, damit ich nicht gleich noch aus Versehen mein Essen rausspucke. Es wäre noch peinlicher, wenn das Frikassee nicht schmecken würde.

Durch den Weg deines HerzesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt