Chapter XI

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Die Sonnenstrahlen kitzeln meine Nase und führen schlussendlich dazu, dass ich meine Augen öffne. Mein Mund ist trocken und ich brauche eine kurze Zeit, um herauszufinden wo ich war. Ich strecke meine Hand nach rechts auf die andere Seite des Bettes aus, doch diese war kalt.

Ich setze mich auf und reibe mir den Schlaf aus den Augen, bevor ich zum anderen Bett hinüberblinzel. Die Bettdecke war zurückgeschlagen und das Bettlaken hing an einigen Stellen unordentlich heraus. Er war also gegangen. Sofort ziehen mir die Bilder von gestern durch den Kopf und ich sehe an mir herab. Noch immer trug ich nur eine Boxer. Mit meinem Fuß angele ich nach meiner Jeans und ziehe sie mir über.

"Guten Morgen, Sonnenschein!", flötet Pansy als ich die Küche betrete und ich sehe sie stirnrunzelt an, bevor ich mich an die Theke setze. Dabei entgeht mir nicht, wie ich unwillkürlich den Raum nach Draco abscanne.

Was sagt man zu jemandem, nachdem dieser dir am Abend zuvor eine geblasen hatte. Wir lassen die Details aus. Als ich ihn geküsst habe, war das ganz anders an mir vorbeigegangen aber jetzt? Mir fällt nicht ein, was ich sagen könnte.

Was ist jetzt mit uns? Wie wär's damit. Meldete sich die Stimme in meinem Kopf, aber das würde ich mich wohl kaum trauen.

Ich gehe keine enge Bindung mit jemanden ein. Das habe ich nie getan, und das werde ich nie tun.

Das hatte er selbst gesagt, zumal er heute morgen einfach gegangen ist. Vielleicht hatte er sich nicht einmal die Mühe gemacht und ist gleich gegangen, als ich eingeschlafen war. Ich greife nach einer Tasse und schütte mir den Kaffee ein, bevor ich die Tasse ansetze.

"Kaffee, ich brauche Kaffee." Draco's Stimme ist rau, als er die Küche betritt und mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich sehe auf. Er trägt eine graue Jogginghose, sowie ein weißes Tanktop. Ihn in etwas anderem als seiner Uniform oder seiner schwarzen Jeans zusehen kommt mir fremd und vertraut zugleich vor. Nach einer Pause, in der ich versuche meinen Puls zu beruhigen, nippe ich weiter an meiner Tasse.

Er schüttet den Kaffee in seine Tasse, bevor er sie an seine Lippen setzt. Dann gleitet sein Blick zu mir. Er stellt seine Tasse ab, bevor er mit langen Schritten auf mich zukommt. Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, da...

... läuft er an mir vorbei.

"Gut geschlafen?", höre ich ihn mir hinter mir sagen. Ich drehe mich um und sehe wie er - niemand anderen als Jess - begrüßt. Sie unterhalten sich, aber man kann kaum verstehen, worüber. Ein übler Schmerz breitet sich in meinem Brustkorb aus. Ich schlucke schwer. Als ich mich zurück drehe, begegne ich Pansy's Blick, welcher nun auf mir ruht. Sie öffnet ihren Mund, schließt ihn dann aber wieder, als wüsste sie nicht, was sie sagen sollte. 

Den Rest des Tages verbringe ich wie in Trance. Ich versuchte mich an den übergebliebenden Hausaufgaben in Zaubertränke, starrte jedoch nach fünf Minuten noch immer auf das selbe Blatt. Ich begebe mich auf den Astronomieturm, denn normalerweise machte ich meine Gedanken meistens mit einem Buch aus, und hier oben war seit Dumbledores Tod niemand mehr gewesen, sodass ich meine Ruhe hatte. Heute aber funktionierte nichts, wie es sollte und ich blättere lustlos in meiner Ausgabe von Wüstenblume.

Als ich am Abend in den Schlafsaal zurückkehre, sehe ich Ron am Schreibtisch sitzen. Er sieht von seinem Buch auf.

"Wo warst du den ganzen Tag?", fragt er. Ich setze mich auf mein Bett, bevor ich mir die Schuhe ausziehe.

"Auf dem Astronomieturm, was tust da?", stelle ich die Gegenfrage. "Lesen", sagt er kleinlaut und ich grinse.

"Du liest? Seit wann das?" Er zuckt mit seinen Schultern: "Blaise hat es mir empfohlen, er sagte man muss es gelesen habe." Und da hatte ich meinen Grund, weshalb ich wissend nicke. "Wie nett von Blaise."

Ron's Blick schnellt nach oben. Ich kann mir mein Lachen nicht mehr verkneifen. Ron sieht mich an, bevor auch er in schallendem Gelächter ausbricht.

Nach einer Weile liegen wir zusammen auf Ron's Bett und kichern ab und zu, wie zwei kleine Schulkinder.

"Blaise hat mich geküsst." Sofort setze ich mich auf und sehe meinen besten Freund mit aufgerissenen Augen an.

"Wann?"
"Gestern. Nachdem du und Draco die Runde mehr oder weniger aufgelöst habt, hat Blaise angeboten ein wenig an die frische Luft zugehen, um den Kopf frei zu bekommen. Und dann, naja, kam Eins zu Anderen." Seine Wangen verfärbten sich in ein dunkles Rot. Ich fiel ihm um den Hals.

"Das ist toll, ist es doch, oder?" Ich ziehe meine Augenbraue prüfend nach oben und er beginnt zu nicken: "Ich denke schon." Ich nicke.

"Jetzt kommen wir zu dir, denn ich weiß, dass du nur zum Astronomieturm hochgehst, wenn etwas passiert ist." Ich senke meinen Blick und schiebe mein Kinn vor.

"Nichts Weltbewegendes, ehrlich."

"Harry", sagt Ron mit Nachdruck.

"Er hat mir eine geblasen."

Er schnappt nach Luft, bevor er mich fassungslos ansieht. "Und ich habe ihm eine runtergeholt." Noch einmal schnappt er nach Luft.

"Was?!", zischt er dann und ich kann sicher sein, dass es jeder mitbekommen hat.

Ich zucke meine Schultern und sehe auf meine Hände, welche ich in meinem Schoß ineinander gelegt habe. Dann sieht Ron mich von der Seite an.

"Und was ist daran jetzt schlecht?" Er runzelt seine Stirn und ich sehe ihn an. "Naja, wenn mir jemand einen Blowjob geben würde, würde ich nicht so schauen."

"Jemand oder Blaise?", frage ich grinsend und bekomme damit einen weiteren Schlag gegen den Oberarm.

"Er hat mich heute morgen ignoriert", murmele ich dann. Von der Seite sehe ich wie Ron ein lautloses Oh formt, was soviel heißt wie, ich habe verstanden.

"Er hat gesagt, dass er keine Beziehung mit jemanden führen kann."

"Würdest du eine mit ihm führen, wenn er wollte?" Seine Frage überfordert mich. Würde ich?

"Keine Ahnung. Ehrlich nicht", resultiere ich. Ron nickt und es sieht aus, als würde er keine Worte finden.

"Ich weiß nicht was da zwischen euch in den letzen Wochen abgegangen ist, aber wenn ich dir einen Tipp geben kann. Verlieb dich nicht in ihn, wenn du nicht weißt, ob er es ernst meint."

"Verlieb dich nicht in Blaise", erwidere ich und er lächelt in sich hinein: "Ich denke, dafür ist es zu spät."

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55 days to fall in love with you [drarry]Where stories live. Discover now