17 Lesenacht 2/3

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K I E R A N   M U R R A Y

Es war wunderschön, Darcy. Es wäre schöner gewesen, wenn du bei Bewusstsein gewesen wärst, Darcy. Doch das Leben ist kein Wunschkonzert, stimmts? Ich muss mich damit zufriedengeben, was ich bekommen kann, und das habe ich. Ich habe mich damit zufriedengegeben, Darcy und es wird noch viel besser werden, wenn ich dich erst einmal bei mir habe, Baby. 

Baby, wenn ich könnte, würde ich dich sofort bei der besten Gelegenheit packen und dich entführen, jedoch wird das nicht funktionieren. Ich möchte nicht, dass du den Bösen in mir siehst, sondern deinen Helden.

Es nervt mich, Darcy, es nervt mich so verdammt! Du hast so wehrlos vor mir gelegen, die perfekte Gelegenheit, dich mitzunehmen. Es ist die perfekte Gelegenheit gewesen, dich an mich zu binden. Ich schlage wütend mit der Faust auf den Tisch, der mit Monitoren ausgestattet ist, mit denen die Kameras in deinem Haus verbunden sind. 

Ein tiefer Seufzer verlässt meine Kehle, als ich mich im Sessel zurücklehne und deinen Körper betrachte, der nur in Unterwäsche gehüllt ist. Dein Körper, der unter mir lag, lehnt an der Tür. Bist du verzweifelt, Darcy? Bist du verwirrt?

Ich kann es verstehen, Darcy. Ich wäre genauso wie du verwirrt, würde ich im Bett aufstehen, obwohl ich auf der Couch eingeschlafen bin. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, Baby. Dafür ist die ganze Situation viel zu amüsant. 

Deine kupferroten Haare ähneln einem Vogelnest. Du siehst fix und fertig aus, um es auf den Punkt zu bringen, Darcy. Wie ich sehe, hast du deine kleine Nachbarin mit ihrem Köter hereingelassen, was ich nicht verstehen kann, Darcy. 

Du hast doch solch einen starken Kater, also wieso lässt du eine aufgedrehte Sechzehnjährige rein, die es noch nicht einmal nach einem zweiten Klingeln versteht? Du bist kompliziert, Darcy und das sage ich in all den Jahren, in denen ich dich beobachtet und studiert habe.

Heute Abend werde ich einem Auftrag nachgehen, Baby. Ich werde dich wieder aus der Ferne beobachten, sowie ich es immer tue, indem ich vor diesen verdammten Monitoren tue, doch Monitore sind definitiv besser als ein verdammtes kleines Smartphone! 

Meine Augen huschen zum anderen Monitor, der dein Wohnzimmer und deine Küche filmt. Deine kleine Nachbarin hat ihren Köter auf ihre Arme genommen und schaut angewidert auf die Couch. Verständlich, ich würde es auch tun.

Habe ich erwähnt, dass ich die Weinflasche auf deiner Couch ausgekippt habe, Darcy? Es tut mir leid, ich weiß, dass du sie nun zur Reinigung schicken musst. Jedoch werde ich nicht klischeehaft für die Rechnung aufkommen, es würde nur unnötige Fragen in den Raum werfen und ich möchte nicht, dass du etwas ahnst. 

Es wäre ja merkwürdig, wenn ein Fremder deine Reinigung bezahlt und das wollen wir ja nicht, Darcy. 

Natürlich habe ich dich erst mit Feuchttüchern gereinigt, bevor ich dich in dein Bett getragen habe und die Weinflasche ausgekippt habe. Ich kann auch süß sein, Darcy. Na gut. Ich habe dich gereinigt, damit du keine Möglichkeit hast, Verdacht zu schöpfen.

Ich habe zwar ein Kondom angehabt, allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen und bin auf dir gekommen. Na ja, es kann sein, dass etwas danebengegangen ist, doch das ist ja nicht schlimm, denn der Wein hat dafür gesorgt, dass du nichts sehen wirst, Darcy.

Doch deine kleine Nachbarin stört mich, Darcy. Sie ist in meinen Plan nicht mit einbezogen worden und dass du an dem Abend das Krankenhaus zu früh verlassen hast, ist auch nicht eingeplant gewesen. Deinetwegen muss ich mich nun auch um deine kleine Freundin kümmern, Darcy. 

Ich werde sie nicht töten, kleiner Vogel. Noch nicht jedenfalls.

Du musst sie loswerden, Darcy. Sonst werde ich sie los, genauso wie ich deine Eltern losgeworden bin. Ich bin erleichtert, dass sie inzwischen endlich Tod sind. Sie sind nur ein Dorn in meinem Auge gewesen, die meinen Plan komplett durcheinandergebracht hätten. Sie hätten dem Plan wahrscheinlich nicht mal eine Chance gelassen, weshalb deine Eltern sterben mussten. 

Okay, sie hätten leben können, ich hätte bestimmt eine Möglichkeit gefunden, denn für dich tue ich alles, Darcy. Deine Mutter hätte ich am Leben lassen können, doch deinen Vater hätte ich irgendwann sowieso getötet, wenn ich es nicht jetzt getan hätte. Ich hatte noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen, für die er selbst verantwortlich ist.

Kannst du es fassen, Darcy, DEIN Vater wollte dich nicht in meiner Nähe sehen und doch hast du meine Nähe gesucht, als ihr damals in diesem Ferienhaus gewesen seid. Immer als dein Vater nicht hingeschaut hat, warst du in meiner Nähe. 

Du hast es darauf angelegt, dass ich von dir besessen werde. Du hast es wortwörtlich darauf angelegt, indem du mir Küsse auf die Wange gedrückt hast und unsere Mütter es als süß abgestempelt haben. Jedoch ist es alles andere als süß gewesen, Darcy. 

Sie haben meine verstohlenen Blicke auf dir nicht bemerkt, sie haben sie nicht deuten können. Wieso sollten sie auch? Ich habe selbst ein Geschwisterchen erwartet. Ein Mädchen, um genauer zu sein, Darcy.

Unsere Mütter haben sich verstanden, Darcy. Unsere Väter auch, doch dein Vater konnte mich nicht abhaben. Kann es sein, Darcy? Kann es sein, dass er meine Blicke richtig deuten konnte? Ich weiß es nicht, Darcy. Und ich werde diese Frage wahrscheinlich nicht mehr beantwortet bekommen, doch das ist kein Problem. Denn ob ich nun weiß, dass er meine Blicke richtig gedeutet hat oder nicht, er ist Tod und er kann rein gar nichts dagegen unternehmen.

Ich werde seine einzige kleine Tochter verderben und er wird es sich mitansehen müssen, falls es überhaupt einen Himmel geben sollte. Ich schnalze bei den Gedanken mit der Zunge. Was für ein lächerlicher Gedanke. Paradies, Hölle und Gott. Alles rein erfundenes Zeug von Menschen, um Kinder an der Leine halten zu können und um ihre Taten gut sprechen zu können. Ihre Taten ins Reine sprechen zu können.

Etwas, was ich lustig finde, Darcy, wenn Menschen den Wert eines Menschen erst erkennen, wenn dieser bereits tot ist. Du auch, Darcy. Du kennst den Wert deiner Eltern und doch wolltest du sie an dem Tag nicht wirklich sehen, obwohl du weißt, dass ein Mensch jeden Tag sterben kann. Doch du hast diesen Gedanken verdrängt, genauso wie jeder andere Mensch. Menschen verdrängen den Gedanken und wollen nicht einsehen, dass ihre Geliebten sterben können. 

Auch etwas, was Menschen gerne tun, Darcy ist, Menschen gut zusprechen, wenn sie tot sind, dabei ist es relativ, ob die Person eine gute Seele hatte oder nicht. Sie wird einfach gut gesprochen und das nur, weil sie tot ist.

Deswegen solltest du nicht wirklich einer Dokumentation glauben, wenn sie eine Person freundlich und als liebevoll bezeichnen. Es stimmt nämlich nicht immer, Darcy. 

Schon wieder bin ich vom eigentlichen Thema abgerutscht. Doch der Knall deiner Haustür reißt mich aus meinen Gedankengängen, die durcheinandergeraten sind.

 Doch der Knall deiner Haustür reißt mich aus meinen Gedankengängen, die durcheinandergeraten sind

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Wie immer liebe ich die Sicht von Kieran

Masslose Besessenheit {Band 1}Where stories live. Discover now