Twenty

64 4 0
                                    

S.v. Grace
Auf dem Weg zu Steves Wohnung reden wir nicht ein Wort, die ganze Zeit über habe ich meinen Kopf an die kalte Fensterscheibe angelehnt und beobachte die einzelnen Menschen, die um diese Uhrzeit noch unterwegs sind. Es ist beruhigend, sie sehen so aus, als haben sie das perfekte Leben, keine Sorgen und Probleme, aber jeder Einzelne hat irgendetwas womit er kämpfen muss. Trotzdem fühle ich mich in diesem Moment sicher, für einen Augenblick kann ich mein eigenes Problem vergessen. Doch sobald wir an Steves Wohnung angekommen sind, taucht mein Problem in meinen Gedanken wieder auf.

Ich folge Steve, wir müssen in den dritten Stock, er dreht sich kurz vor seiner Tür um und muss leicht schmunzeln.

"Könnte etwas unaufgeräumt sein, ich habe nicht mit Besuch gerechnet!", mir ist es relativ egal, wie unaufgeräumt es bei ihm ist, es wäre schön, wenn das meine einzige Sorge ist.

"Du kannst in meinem Bett schlafen, ich schlafe dann auf der Couch!", ich versuche, mit ihm zu diskutieren, er soll ruhig in seinem Bett schlafen, nur weil ich gerade etwas hilflos bin, heißt es nicht, dass er mich so umsorgen muss.

"Ist schon gut, Grace. Ich biete es dir ja nicht einfach so an!", diskutieren bringt also nichts.

"Danke, Steve, das alles wäre echt nötig!", ich umarme ihn, das ist einfach nötig.

Obwohl ich schlafen will, geht es nicht, meine Gedanken halten mich wach, jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, kam dieses Streitszenario in meinen Gedanken auf. Ich frage mich wirklich, ob ich langsam verrückt werde.

Ich muss mit irgendjemanden reden, meine Gedanken loswerden, hoffentlich ist Steve noch wach.
Leise schleiche ich mich deshalb ins Wohnzimmer von Steve.

"Steve? Bist du noch wach?", ich flüstere, um ihn nicht zu wecken, falls er schon schläft.

"Was ist los, Grace?", verschlafen grummelt er vor sich hin, er hat also schon geschlafen, verdammt.

"Ich kann nicht schlafen..", oh Mann, ich fühle mich gerade wie ein kleines Kind.
Steve setzt sich aufrecht hin und klopft mit seiner Hand neben sich.

"Warum war er so? Du musst wissen, dass wir uns oft streiten, aber so war er noch nie..", ich verstehe das Verhalten von meinem Dad nicht, ich glaube, dass kann niemand.

"Er war betrunken, morgen wird er schon gar nicht mehr wissen, was er überhaupt gesagt hat!", das glaube ich gerne, aber ich werde es dann immer noch wissen.

"Er hat mir die Schuld an dem Tod meiner Mutter gegeben. Ich hatte deswegen sowieso schon immer Schuldgefühle, jetzt hat er diese auch noch bestätigt. Er hat gesagt, dass ich ihn töte!", diese Wörter hallen immer und immer wieder in meinem Kopf umher.

"Du hast keine Schuld. Du warst ein Baby! Jede Mutter hätte sich für ihr Kind entschieden!", das sieht aber anscheinend nicht jeder so.

"Sie hätte leben sollen, nicht ich!", das sind schon immer meine Gedanken gewesen, Dad und Mum hätten zusammen glücklich sein können.
Natürlich ist Pepper da und Dad liebt sie über alles, aber es ist nicht das Gleiche für ihn, auch wenn er es nicht zugeben würde.

"Sag nicht sowas! Dein Vater liebt dich über alles. Rede morgen mit ihm ganz in Ruhe, dann wird sich schon alles klären!", ich weiß nicht, ob ich wirklich schon morgen dazu bereit bin. So verletzt bin ich noch nie gewesen.

"Falls ich noch nicht dazu bereit bin, kann ich dann bei dir bleiben?", diese Frage hat mich viel Überwindung gekostet, ich will nicht aufdringlich sein.

"Klar, bleib so lange wie du willst!", ich kann ihm nicht mehr dafür danken, durch das Gespräch und meine Gefühle werde ich so müde, dass ich einfach einschlafe.

Am Morgen werde ich durch laute Geräusche geweckt, es hat sich so angehört, als hätte jemand etwas fallen lassen.

Ich öffne meine Augen, ich muss mich erstmal an die Helligkeit gewöhnen. Die Umgebung kommt mir nicht bekannt vor, bis ich realisiere, dass ich bei Steve bin.

"Sorry, hab ich dich geweckt?", verlegen kratz sich Steve am Kopf.

"Ja, aber alles gut!"

"Echt, sorry, das war nicht meine Absicht! Hast du Hunger?", just in diesem Moment fängt mein Bauch an zu knurren. Perfektes Timing, würde ich sagen.

"Auf jeden Fall!", ich folge Steve in die Küche, dort erwartet mich schon ein reich bedeckter Frühstückstisch.

"Das sieht echt gut aus!"
"Wurde mit viel Liebe und Mühe zubereitet.", es freut mich sehr, dass Steve sich so bemüht, obwohl es nicht mal nötig wäre.

"Kannst du mich nachher vielleicht nachhause fahren?", ich will über meinen Schatten springen, ob ich dann wirklich mit Dad reden werde, ist eine andere Sache.

"Sicher doch, sag einfach Bescheid.", dankend lächle ich ihn an.

Wir frühstücken und reden eine Weile, das Gespräch mit meinem Dad will ich nicht weiter nach hinten schieben, deswegen frage ich Steve, ob wir jetzt loskönnen.
Ich bin schon lange nicht mehr so aufgeregt gewesen.

The Life Of A StarkМесто, где живут истории. Откройте их для себя