I regret it!

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"Fuck!", fluche ich frustriert, als ich erneut einen Fehler in meiner Schrittfolge mache. Ich bin noch nicht weit mit meiner Choreografie für das Vortanzen, aber ich krieg ja nicht mal das bisschen hin, das ich schon habe. Das geht schon die ganze Zeit so. Heute kann ich mich einfach nicht auf die Musik konzentrieren, so viele Gedanken wie mir durch den Kopf jagen. Ich nehme meine Wasserflasche und trinke einen Schluck, bevor ich die Musik stoppe.
Müde lehne ich mich gegen die Wand und lass mich an dieser runter auf den Boden rutschen. Mein Kinn lege ich auf meinen Knien ab und starre vor mich auf den Boden. Die ganze Zeit schon driften meine Gedanken immer wieder zu Tae ab.

Da es mit seinen Panikattacken wieder so schlimm geworden ist, hat Mum ihn Heute krank gemeldet und kurzfristig einen Termin bei seiner Psychologie besorgt. Nach dem was ich Samstag erlebt habe mache ich mir echt Sorgen um ihn.
Ich glaube ich hab noch nie in meinem Leben so Angst gehabt wie in dem Moment in dem Tae zusammengebrochen ist. Dieses Bild nagt ganz schön an mir.
Zwar konnte ich in der Pause mit Yoongi darüber reden, als sein bester Freund weiß er von Tae's psychischen Problemen, aber die ganzen Fragen der anderen abzuwimmeln war gar nicht so leicht gewesen.

Hoffentlich kann sie ihm helfen.

"Jimin? Alles okay?", holt mich Seoyoung Noonas Stimme aus meinen Gedanken zurück und ich sehe zu ihr auf. Ich habe gar nicht bemerkt dass sie sich vor mich gestellt hat. Leise seufze ich und schüttle den Kopf.
"Nein, ehrlich gesagt nicht..."
Ohne groß zu überlegen setzt sie sich neben mich auf den Boden und lehnt sich ebenfalls an die Wand.
"Was ist denn los? Ist es wegen deiner Choreo, oder geht es um was anderes?", fragt sie vorsichtig nach und ich spüre ihren Blick auf mir liegen.

"Was anderes...oder besser jemand anderes..." Wieder seufze ich, beides mal noch frustrierter. "Es ist kompliziert.", nuschle ich leise.
"Vielleicht kann ich dir ja einen Rat geben wenn du es mir erzählen möchtest.", bietet Seoyoung mir mit einer so warmen und Verständnisvollen Stimme an, dass ich nicht lange überlege.

Ich erzähle ihr von meiner Gefühls Misere. Das ich mit Yoongi gehe weiß sie ja, aber ich erzähle ihr auch von dem anderen Jungen, der mir nicht aus dem Kopf geht. Das es für ihn und mich aber aus bestimmten Gründen keine Zukunft geben kann und ich versuche los zu lassen.
Namen nenne ich dabei keine.
Von meinem Bruder dem es momentan so schlecht geht und dem Gerichtstermin der auf mich zukommt. Auf zu viele Details verzichte ich bei meiner Erzählung aber. Sie muss ja nicht gleich alles wissen.

"Und dann kommt noch dazu, das wahrscheinlich alle glauben ich hätte ne Essstörung, dabei hab ich einfach keinen Hunger. Mir wird schon schlecht wenn ich nur was zu essen sehen muss. Ich krieg einfach nichts runter.", gebe ich frustriert murrend von mir und vergrabe mein Gesicht in meinen Armen, die ich über meine Knie gelegt habe.

Einen Moment herrscht einfach nur Stille zwischen uns. Was wird sie jetzt von mir denken? Ich muss ja einen furchtbaren Eindruck auf sie machen. Augenblicklich bereue ich es so viel verraten zu haben und ich merke wie ich nervös werde.

"Wow...", ergreift meine Trainerin schließlich das Wort. "Das sind eine Menge Probleme für einen Teenager.", stellt sie fest. Als ich aufschaue um sie anzusehen, sehe ich das warme Lächeln welches sie mir schenkt.
Behutsam legt sie ihre Hand auf meinen Rücken, um sanft über diesen zu streicheln. Es ist keine große Geste, aber sie hilft gerade unglaublich dabei mich zu beruhigen. Es fühlt sich einfach gut an und ich habe das Gefühl verstanden zu werden.

"Die Liebe ist ein schwieriges Thema und ich kann dir sagen dass das auch nie leicht sein wird. Ganz egal wie alt man ist. Aber wenn du dir so unsicher wegen deiner Gefühle für Yoongi und diesen anderen Jungen bist, dann solltest du vielleicht erstmal ein bisschen auf Abstand gehen und dir Zeit für dich nehmen. Dich vielleicht einem Freund anvertrauen der die beiden und vor allem dich kennt. Du wirst die Antwort darauf schon finden.", rät sie mir und Lächelt mich wieder so aufmunternd an, dass sich auch auf meine Lippen ein leichtes Lächeln legte.

Vielleicht ist das keine Schlechte Idee. Ich mag Yoongi wirklich, aber ich weiß nicht ob ich es Liebe nennen kann. Er hat es aber auch nicht verdient nur mein Trostpflaster zu sein.
Zustimmend nicke ich. "Ja du hast Recht, Noona."

"Mit deinem Bruder kann ich dir leider nicht helfen, aber ich bin mir sicher dass es ihm bald wieder besser gehen wird. Und wegen des Gerichtstermins solltest du dir nicht so sehr den Kopf zerbrechen. So wie sich das angehört hat, hast du den besten Anwalt auf deiner Seite, es wird schon alles gut werden. Ich schätze nämlich mal, dass deine Appetitlosigkeit von dem ganzen psychischen Stress kommt denn du dir vielleicht auch selber aufzwingst. Ich bin keine Psychologin und kenne nicht alle Hintergründe, daher solltest du vielleicht lieber mit deinen Eltern darüber reden. Bitte Achte aber darauf genug und vor allem gesund zu Essen. Wenn du Tänzer werden willst ist dein Körper dein wichtigstes Instrument, also pass gut darauf auf!"

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Am Ende habe ich beim Training dann doch noch ein bisschen was geschafft. Mit Seoyoung Noona zu reden hat irgendwie gut getan und ich fühle mich etwas leichter.
Trotz allem fühle ich mich furchtbar erschöpft, meinem Körper fehlt es momentan einfach an Kraft. Umso glücklicher bin ich endlich zuhause zu sein. Müde schließe ich die Tür hinter mir und will mich gerade ankündigen, als ich Stimmen im Wohnzimmer vernehme.

"Taehyung, würdest du uns das bitte erklären?", höre ich Dads Stimme fragen.
"Was soll ich erklären? Du hast es doch gelesen. Ich hab mich auf eine Ausbildungsstelle als Tätowierer beworben...", antwortet mein Bruder so leise, dass ich es kaum verstehen kann. Ich weiß dass es blöd ist zu lauschen, aber ich will dieses Gespräch nicht unterbrechen in dem ich mich bemerkbar mache.

"Warum redest du denn nicht vorher mit uns darüber?", fragt nun unsere Mum mit einem skeptischen Unterton. Ich versteh nicht ganz warum sie so ein Problem mit seiner Wahl haben.
"Wieso? Damit ihr wieder versuchen könnt es mir aus zu reden?", kommt es dieses mal ein bisschen patziger von Tae, was mich doch wundert. Sonst ist er doch auch nicht so respektlos.

"Das ist doch nicht wahr, Schatz.", wendet Mum ein, bevor Dad wieder das Wort ergreift.
"Mit deinen Noten könntest du studieren gehen und was viel besseres lernen."
"Ich will aber nichts 'besseres' lernen! Ich will machen was mir Spaß macht." Dieses mal ist es Verzweiflung, die in der Stimme meines Bruders mit schwingt.
Meine Schuhe habe ich mittlerweile ausgezogen und schleiche weiter zu dem Durchgang, der ins Wohnzimmer führt. Vorsichtig lehne ich mich an die Wand daneben und höre weiter zu.

"Wir wollen doch nur, dass du später ein gutes Leben führen kannst. Versteh das doch.", versucht es Dad beschwichtigend, doch das bringt Tae nur noch mehr aus der Fassung.
"Warum unterstützt ihr Jimins Traum, aber meinen nicht?!"
Erschrocken weiten sich meine Augen. Was hab ich denn jetzt damit zu tun?
Von der Neugier gepackt riskiere ich einen Blick um die Ecke.
Mum und Dad stehen mit dem Rücken zu mir und Tae ist so fixiert auf sie, dass er mich gar nicht bemerkt. Von hier kann ich den Frust in seinem Gesicht ablesen, erkenne aber auch Wut darin.

"Taehyung, das stimmt doch nicht, wir...", setzt Mum bemüht ruhig an, doch sie wird so gleich von Taes aufgebrachter Stimme unterbrochen.
"Ist es weil er euer richtiger Sohn ist und ich nicht?!"

Klatsch!

Ich zucke stark zusammen und schlage mir erschrocken die Hand vor den Mund um keinen Mucks von mir zu geben. Bei dem Anblick eben steht mir der Schock ins Gesicht geschrieben.

Mum hat Tae eine schallende Ohrfeige für diese Worte verpasst, ist aber sofort genau so erschrocken zusammen gefahren wie Dad und ich. Noch nie haben sie einen von uns geschlagen, egal in welcher Situation.
Besorgt sah ich zu meinem Bruder der seine mit Tränen gefüllten Augen wieder auf unsere Eltern richtet. Keiner sagte mehr ein Wort und niemand wagte es sich zu bewegen. Die Spannung in der Luft war beinahe greifbar!

Solange bis Tae sich in Bewegung setzte und sich an den beiden vorbei schob. Schnell verstecke ich mich wieder hinter der Wand.
"Taehyung, warte...", höre ich Mums zittrige Stimme aus dem Wohnzimmer.
Mit schnellen Schritten kam er in den Flur und ging an mir vorbei. Würdigte mich nicht mal eines Blickes, vielleicht hat er mich auch einfach nicht bemerkt.
"Tae...", sage ich leise seinen Namen als er in seine Schuhe steigt und nach seiner Jacke greift. Unsicher gehe ich einen Schritt auf ihn zu, doch dieser eiskalte Blick den er mir dann zu wirft lässt mich erstarren.

Ohne ein Wort zu sagen verlässt er das Haus.

~~

Leise gehe ich zu meinen Eltern ins Wohnzimmer.
Tröstens streichelt Dad Mum über den Rücken. Sie weint, das sehe ich daran wie ihre Schultern beben. Sie bereut es ihre Hand gegen Tae erhoben zu haben.

"Das ist nicht wahr, oder?", frage ich mit heiserer Stimme. Mein Hals ist so trocken, dass ich meine Stimme selbst nicht erkenne.
Überrascht sehen die beiden zu mir und Mums verweintes Gesicht zerreißt mir fast das Herz.

"Jimin...wie lange bist du schon zuhause?", fragt Dad mich überrascht.
"Ich hab alles gehört.", beantworte ich die Frage die er sich wahrscheinlich wirklich stellt aber nicht aussprechen wollte.
"Es ist nicht wahr dass ihr mich bevorzugt, weil ich...euer leiblicher Sohn bin, oder?"

Nie im Leben wäre mir jeh in den Sinn gekommen, dass das überhaupt möglich wäre. Wir sind immer eine Familie gewesen, egal ob Tae adoptiert ist oder nicht. Er gehört zu uns.
"Natürlich nicht.", antwortete Dad mir mit einem schmerzlichen Seufzen. "Taehyung ist genauso unser Sohn wie du und wir lieben euch beide. Wir wollen doch nur nicht, dass er all die Möglichkeiten die sich ihm bieten weg wirft und seine Entscheidung vielleicht später bereut.", erklärt er mir ihre Gedanken und ich kann sie verstehen.

Bedrückt senke ich meinen Blick gen Boden. Tae ist so schlau, er würde sicher ohne Probleme an der Seoul National University studieren können und damit würde sich ihm sämtliche Türen dieser Welt öffnen. Natürlich wissen unsere Eltern das, aber ich bin mir sicher das mein Bruder sich dem ebenso bewusst ist.
"Ich denke, dass Tae sich da sicher viele Gedanken drum gemacht hat.", sage ich schließlich und sehe die beiden an. "So eine Entscheidung trifft er nicht leichtfertig." Ich kenne ihn und auch wenn Tae manchmal gar nicht nachdenkt bevor er etwas tut, hier geht es um seine Zukunft.

Ihre Blicke liegen auf mir, bevor Mum wieder anfängt zu schluchzen.
"Wieso hab ich das nur getan? Hoffentlich geht es ihm gut."
"Ist schon gut...", sagt Dad leise und zieht sie in seine Arme um ihr wieder den Rücken zu streicheln. "Er wird sich beruhigen und wenn er wieder hier ist reden wir nochmal in Ruhe miteinander.", versucht er sie zu beruhigen und vermutlich auch sich selbst.

Aber Mums Worte besorgen mich. Sie hat recht, in letzter Zeit ging es Tae generell schon nicht gut und in mir machte sich die Angst breit, dass er wieder eine Panikattacke bekommen könnte wenn er jetzt alleine unterwegs ist.
Schnell gehe ich wieder in den Flur und ziehe meine Schuhe an.

"Jimin, wo willst du hin?", fragt Mum als sie zu mir in den Flur kommt, dicht gefolgt von Dad. Ihre besorgten Blicke lagen auf mir. Aufmunternd lächle ich sie an und schlüpfe in meine Jacke.
"Keine Sorge, ich denke ich weiß wo er gerade ist. Ich bringe Tae sicher nach Hause.", verspreche ich ihnen, bevor ich das Haus verlasse.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Uff, da wird mir selbst das Herz schwer :(Aber diese Szene mit Tae und ihren Eltern war mir schon im Kopf seit ich die Idee für die Story hatte

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Uff, da wird mir selbst das Herz schwer :(
Aber diese Szene mit Tae und ihren Eltern war mir schon im Kopf seit ich die Idee für die Story hatte.

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