Is it Wrong?

Memories

Als ich heute Morgen in die Küche komme sind meine Eltern schon munter, wie immer. Verschlafen fahre ich mir durch die Haare.

"Guten morgen, Großer. "
"Morgen, Dad.", antworte ich ihm müde und schenke mir eine Tasse Kaffee ein. Nach den erste zwei großen Schlucken fühle ich mich schon viel besser.

"Weißt du ob Taehyung schon wach ist? Das Frühstück ist gleich fertig.", fragt Mum und sieht mich erwartungsvoll an, doch ich schüttle nur den Kopf. Aus seinem Zimmer hab ich noch nichts gehört heute.

"Dann geh ihn doch mal bitte wecken, Schatz."
"Ist gut." Ich stelle meine Tasse an meinen Platz und gehe noch mal hoch. Deutlich hörbar klopfe ich an die Tür meines Bruders, kriege aber keine Reaktion. Ich klopfe noch mal.
"TaeTae, es gibt Frühstück.", rufe ich. Wieder keine Reaktion. Ich will gerade die Tür öffnen, als er mir doch antwortet.

"Ich hab keinen Hunger.", höre ich ihn leise sagen. Das wundert mich doch und ich halte inne, sonst kann er immer essen. Ich nehme mal an er will gerade einfach alleine sein und seine Ruhe haben, soll ja mal vorkommen.

"Okay.", antworte ich etwas besorgt und gehe zurück zu meinen Eltern. Mit ihnen zusammen Frühstücke ich in ruhe und entscheide später noch mal nach meinem Bruder zu sehen.
"Wie läuft es eigentlich in der Schule, Jimin?", fragt Dad und ich sehe ihn mit meinem Brötchen in der Schnute an. Während ich noch kaue und schlucke überlege ich mir, wie ich es schonend formuliere.

"Willst du ne ehrliche Antwort, oder das was du gerne hören möchtest?", stelle ich die Gegenfrage. Von beiden ernte ich dafür einen mahnenden Blick. Beschämt sehe ich auf meinen Teller. Ich weiß genau was jetzt kommt.

"Du weißt, was die Voraussetzung dafür war, dass du auf die Tanzschule gehen darfst. Deine Noten sollten unter dem ganzen Training nicht leiden." Er klingt zwar nicht sauer, aber ich weiß, dass Dad es ernst meint.

"Ich weiß.", antworte ich kleinlaut.
"Es ist dein letztes Jahr und auch wenn du Tänzer werden möchtest solltest du einen guten Abschluss haben.", ermahnt mich Mum und ich nicke. Ich höre das alles nicht zum ersten mal und sie haben ja auch Recht, aber lernen ist langweilig.
"Da du ja jetzt erstmal kein tanzen mehr hast, kannst du ja mit Taehyung lernen."

Vorsichtig klopfe ich wieder an Tae's Tür und hoffe auf eine Reaktion, die aber nicht kommt.
"TaeTae, darf ich reinkommen?", frage ich und warte einen Moment. Ein leises 'Hm', sagt mir, dass es okay ist und ich öffne die Tür. Tae sitzt, ans Kopfende gelehnt, im Schneidersitz auf seinem Bett. Mit betrübten Blick sieht er auf den Block in seinem Schoß.

Ich habe die Tür hinter mir wieder zu gemacht und setze mich zu ihm aufs Bett, rutsche auch bis ans Kopfende und ziehe meine Beine an meine Brust. Ob alles okay ist braucht ich ihn gar nicht fragen, denn das ist es offensichtlich nicht.

"Willst du darüber reden?", frage ich stattdessen und sehe meinen Bruder von der Seite an. Ich kann sehen, wie er zögert, mir dann aber den Block rüber reicht. Als ich diesen auf schlage und das Bild sehe, welches er gezeichnet hat, kriege ich schon fast Angst. Es war als würde ich wieder gestern Abend im Auto sitzen. Aber etwas an der Szene war anders, es sah aus, als würden sich die beiden Personen vorne im Wagen streiten. Verwirrt sehe ich zu meinem Bruder und stelle fest, dass ihm bereits stille Tränen über die Wangen laufen.

"Gestern...auf der Heimfahrt...", fängt er mit zittriger Stimme an und ich greife gleich nach seiner Hand. Leicht drückt er zu, sieht mich dabei aber nicht an.

"Meine Playlist war zu ende, ich hab gedöst und nur noch den Regen draußen gehört. Es war...als würde sich ein Film vor meinem Inneren Auge abspielen...", erzählt er, wobei ihm immer wieder fast die Stimme versagt. Leise schnaufend zieht Tae die Nase hoch, bevor er weiter redet.
"Ich hab es gesehen...den Unfall. Es...es hat genau so stark geregnet...es war dunkel und....sie haben gestritten. Mama und Papa sie...haben sich die ganze Zeit angeschrien, meine Schwester hat geweint und dann...hat Papa die Kontrolle verloren und..." Weiter kommt Tae nicht mehr, bevor er seine Stimme gänzlich an die Tränen verliert.