Zweiundzwanzig

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Ich will sie ansehen, sie berühren, ihren Duft einatmen. Aber sie war mir so fern.

Seit dem Abend in unserem Schlafzimmer sprachen wir kein Wort miteinander. Zwei Tage vergehen. Zwei ganze Tage in denen ich sie nur zu Augen bekam, weil ich so tat, als ob ich zum hundertsten Mal am Tag nach Izáns Wohlbefinden schauen musste. Zu Abend aß sie bei ihren Eltern, am ersten Tag hatte sie Izán mitgenommen, danach ließ sie ihn bei mir. Gott sei Dank. Seine Wärme an meiner Brust spüren zu können erleichterte mich.

Die Sehnsucht nach Penelopé machte mich verrückt. Hundertprozentig verrückt. Bald verlor ich den Verstand endgültig.

Im Bett hatte sie sich in beiden Nächten komplett von mir weggedreht. Beinahe wäre ihr Körper die Bettkante runtergefallen. Der Körper, der eigentlich dicht an meinem liegen sollte. Wahrscheinlich konnte ich mich glücklich schätzen, dass sie überhaupt noch neben mir lag.

Meine Frau dachte. Intensiv. Darauf war ich stolz. Auch wenn sie nie damit aufhörte, war es dieses Mal anders. Und ihre Gedanken waren sehr wertvoll, weshalb sie es mir nicht erlaubte einen Anteil dieser zu erlesen. Kein einziges Mal in diesen zwei Tagen sah sie mich an. So langsam reichte es mir.

„Du hast was getan?"

Bestürzt kam Raoùl in mein Büro in der Zentrale der Organisation, in dem ich in den letzten Wochen zu selten präsent war. Ich hatte es vermisst die dunkelsten Pläne zusammenzustellen, mit starken Partnern in anderen gefährlichen Ländern über Ladungen von Munitionen und Anteilen von Flächen zu handeln. Das war meine Passion und gleichzeitig aller größte Geldquelle.

Seufzend lehnte ich mich in dem Königsstuhl zurück. „Dieser gottverdammte Trottel kann nichts für sich behalten. Was seid ihr? Ein Ehepaar, dass sich jeden Scheiß weitererzählt?" Marcó schien mich innerhalb weniger Minuten direkt vor meiner Bürotür an Raoùl verkauft zu haben. Erst vor zehn Minuten hatte ich Marcó kurz und knapp erzählt, wieso ich beim Familienessen vor zwei Tagen nicht dabei war.

Raoùl lachte trocken auf und schloss die Tür hinter sich. „Wir kriegen es offensichtlich besser hin als du und Penelopé" Ich wollte meinem loyalsten Mann dieses freche Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Irgendjemanden musste ich heute die Nase blutig prügeln. Das Kribbeln in meiner Faust ließ nicht nach. Ich war so geladen, wie lange nicht mehr.

Und das alles, weil meine Frau mir am Morgen keinen einzigen Blick geschenkt hatte und stattdessen in diesem wie für sie geschneiderten schwarzen Poncho unbekümmert aussah wie eine Göttin, die nichts und niemanden brauchte, außer ihren kleinen Sohn. Izàn ist der Einzige in dem großen Haus, der mir die Liebe schenkte, auf die ich mich freute, während ich mit den Männern über unsere nächsten Schritte sprach.

Hijo de puta", zischte ich leise und schüttelte den Kopf, als Marcos wegen Penelopés Gesicht vor meinem geistigen Auge auftauchte.

( Scheißkerl )

„Du weißt, dass du einen Fehler begangen hast" Raoùl verschränkte die Arme vor der Brust. Dieser Idiot war sich in seiner Aussage so sicher und sein strenger Blick, der mich an die typischen Professors erinnerte, aus den kitschigen Liebesfilmen, die Pénelope gerne schaute, regte meine innere Wut tatsächlich weiter an.

„Genau das Selbe habe ich auch gesagt. Krass" Und mit diesen Worten stand schon der nächste Mann mit der Gehirngröße einer Erbse in meinem Büro; Marcó De Tare. „Nachdem auch endlich Adam und Eva vereint sind, macht euch ab, bevor ich dafür sorge, dass ihr die ganze Woche nicht vor Mitternacht Feierabend habt"

Die zwei Männer starrten sich für einen Moment erschrocken an, bis ihnen wieder der eigentliche Grund für das Stören meiner Ruhe einfiel.

„Adam und Eva. Guter Witz. Sehr gut. Oder, Raoùl?" Marcó, mein stärkster Mann, verlangte über Blicke nach der stützenden Hilfe von Penelopés Assistenten, welcher schnipsend auf mich zeigte.

! Da fällt mir eine bessere Kombi ein; du und Penelopé seid wie die Schöne und das Biest. Und weil du das Biest bist, gehst du dich jetzt bei der Schönheit entschuldigen. Andale!"

Ich erhob mich von meinem Sitz, so dass beide einen ganzen Schritt zurücktraten. „Ich gebe dir gleich Andale'. Marcò, du hast doch dafür gesorgt, dass Italiens aller beste Informatikabsolventin Teil der Mission wird, nó? Warst du es nicht, der dieses Treffen organisiert hat?"

Marcó nickte. „Das heißt aber nicht, dass du Penelopé nichts davon erzählen solltest. Das ist deine Frau, Mann"

Ich schloss meine Augen, atmete tief durch. „Gott sei Dank" Mein ganzer Körper sehnte sich nach ihrer Aura, ihren mit Sorge gefüllten Augen, ihren liebenden Lippen, ihrer Hand die sanft über meine Brust fuhr, wenn sie dachte, dass ich schlief.

„Du musst dich nur erklären", half mir Raoùl auf die Sprünge. „Ich glaube, sie trägt noch die Last von dem Jahr mit sich", entgegnete ich.

Plötzlich waren Beide ruhig.
Ich wusste, dass auch sie sich noch tausende Vorwürfe machen.

Insgeheim waren sie immer noch sauer auf mich, da ich ihn eine so große Verantwortung gegeben hatte. Wahrscheinlich werden sie das niemals vergessen. Meinetwegen hatten sie es riskiert nie wieder Kontakt zu Pénelope haben zu können, doch so gutherzig wie sie war, hatte sie endlich beiden verziehen. Aber so war das nun mal. Passiert ist passiert. Ich habe keine Zeit und Nerven um mich auch noch bei den zwei Idioten zu entschuldigen.

„Das ist normal, Nadal. Sie muss heilen" Ich fuhr mir müde übers Gesicht. „Ich weiß. Ich weiß und ich will ihr helfen, aber ihr Schmerz ist versteckt. Er wird nur deutlich in Momenten, in denen es um die Pläne geht"

Die beiden Männer taten zumindest so als ob sie mich verstanden, aber diesen komplexen Konflikt würde niemand außer mir selbst verstehen können. Niemand. Vielleicht noch Penelopés Mutter, Milana Yurek. So wie Penelopé kannte mich sonst niemand, aber Milana kannte ihre Tochter gute und mich etwas. Zudem kann eine Frau, die den Charakter eines Nael Yureks knacken konnte, jeden Menschen verstehen und lesen.

„Spricht miteinander. Kommunikation ist das A und O", erklärte Raoùl der ohnehin um einen Tick besser als Marco wusste, wie man sich um Pénelope zu kümmern hatte.

Ich sah diese zwei Typen vor mir genau an.

Und als sie mich dümmlich und überzeugt anlächelten, hätte ich fast ehrlich zurück gelächelt. Fast. Aber das kann ich nur bei meiner eigenen Familie.

„Abzug. Bezahle ich euch fürs Reden? Dann hätte ich auch zum Therapeuten gehen können. Vamos!"

„Das würde dem Mal gut tun", flüsterte einer von den beiden, doch ich konnte nicht ganz ausmachen, wer, weil ich den Kopf wieder auf die Unterlagen gesenkt hatte. Raoùl und Marcó klatschten sich grinsend ein und wandten sich zur Tür. „Rick und Morty", sprach Raoùls Stimme noch. „Was?", hauchte Marcò. Die Tür war immer noch nicht zu. Ungeduldig wartete ich drauf.

„Statt Adam und Eva passt auch Rick und Morty. Oder?" Jetzt verstand dann auch endlich Marcò. „Ja. Ja, stimmt. Bin ich Rick oder-?" Ich warf ein Buch nach diesen zwei abgestorbenen Hirnzellen, so dass die Tür innerhalb von fünf Sekunden zu war.




















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alright.
entweder bringen wir im nächsten Kapitel mehr chaos oder mehr sanftheit rein...
oder beides !!??
ich mache eh am ende, wie ich es will (no offence to my baes in the comments) aber was meint ihr?

stellt euch mal vor eure frau kann einfach nicht komplett mit ihrer trauer abschließen .. obwohl es keinen grund mehr für die trauer gibt .. aber trauer setzt sich fest .. das ist auchhhhhh schwer für homie nadal, ob ihrs wahrhaben wollt oder nicht

BelluccisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt