Eins

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Sie sah mich an, als wäre ich von den Toten erwacht

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Sie sah mich an, als wäre ich von den Toten erwacht. Für sie schien es so. Meine Penelopé. So jung und lebendig, wie sie es schon immer war. Zum Sonnenuntergang hatte sie sich auf diese Bank gesetzt und die Stille genossen. Ihre Augen, Balsam für meine zerrissene Seele, lagen unruhig auf mir.

"Ist das ein Traum?" Ihre Stimme ertönte zittrig. "Lass es mich dir erklären", begann ich, als ich ihre Hand plötzlich an meiner Wange spürte. Die Berührung war zerschmetternd echt. Sie wollte testen, ob sie mich wirklich anfassen konnte, oder ob ihr ihre schönen Augen einen bösen Streich spielten.

"Du lebst" Penelopes Augen wurden glasig, ihre Stimme zerbrach und ihre Unterlippe zitterte leicht. Ich hatte das Ausmaß des tiefsitzenden Schocks nicht ermessen können.

"Penelopé, hör mir zu" Sie erhob sich und sah von oben auf mich herab. Die Augen voller Würde, Respekt und Erhabenheit. "Nadal", hauchte sie. Ihre Augen wurden plötzlich starr, kühl.

"Ich halluziniere. Ich werde verrückt" Kopfschüttelnd fuhr sie sich über das Gesicht. "Er hat mich die ganze Nacht wachgehalten. Daran liegt's" Ich nahm ihre zarten Hände und mit solch einer Wucht zog sie mir sie wieder weg. Sie erstarrte.

"Sag mir, dass das nicht wahr ist" Ihre Augen spuckten Feuer. Darin waren sie so gut. "Ich war weg, um dir zu ersparen mich sterben zu sehen" Sie blieb ruhig. Für eine ganze Weile. Ich suchte nach etwas Lebendigem in ihrem Blick, doch sie wirkte mit einem Mal leblos. Sie verstand nicht, wie ich sie so hintergehen konnte. Ich hasste mich dafür.

"Du lebst aber gerade, oder?", hisste sie mit einem Unterton, der mich an unsere frühen Anfangszeiten erinnerte. Er war voller Hass. "Ich war kurz davor zu sterben. Ich wollte nicht, dass du siehst, wie ich täglich erbrach und Blut spuckte"

Egal, wie viel mich mein Vater hat leiden lassen, diese elendige Krankheit hatte mich zerstört. Sie hatte mich fast krepieren lassen. 'Du wirst Probleme beim Sprechen haben', hatte der junge Arzt gesagt, der die Krankheit erst entdeckt hatte.

All meine Glieder waren geschwollen und warmes Blut lief mir jede ewige Nacht aus den Ohren. Wenn ich mit aller Kraft wach bleiben konnte, aß ich, erbrach, spuckte bitteres Blut und dachte an sie und mein Kind. Ärzte untersuchten mich, gaben mir ausländische Medikamente, die mich schlafen ließen und Spritzen, die mich hätten heilen sollen.

Operationen hinterließen weiße Narben auf verschiedenen Stellen meines Körpers, vor allem im Brustbereich. Die Lunge hatte es am Schwersten und das Husten ließ mich glauben, dass mein Brustkorb zerbrach. Ich war ein schwacher Mann zu dieser Zeit. Niemand konnte den Menschen so zerstören, wie der eigene Körper.

Ob es egozentrisch war, was ich tat? Ob ich ein ignoranter Mann war, weil ich ein Jahr untergetaucht war, da ich nicht wollte, dass meine Frau daran litt mich in dem Zustand zu sehen, den ich meinem schlimmsten Feind nicht wünschte? Möglich.

BelluccisWhere stories live. Discover now