Einundzwanzig

4.4K 211 115
                                    

P

„Fandest du das gerade normal?", hisste ich ihm zu und deutete mit dem Finger zur Tür.

Nadal sah mich an, als wäre ich einer seiner Geschäftspartner. So durchschauend und ernst. Zu ernst für meinen Geschmack. Vergaß er wer vor ihm stand? Offensichtlich.

„Rede nicht drum herum, Penelopé. Was ist das Problem?" Ich suchte in seinen Augen nach einer Erkenntnis, die ihm sagte, dass das Problem eine rothaarige Frau in unserem zu Hause war.

„Liegt es an ihr?" Seine Frage stimmte mich nicht ruhiger, nein, im Gegenteil; sie provozierte mich. Den Sturm in mir würde er nicht bändigen können, in dem er sich diese überheblich arrogante Maske aufsetzte. So stur, wie er, war nur noch ein einziger anderer Mann; mein eigener Vater.

So würde ich Izàn niemals erziehen.

„Darauf werde ich nichts antworten. Lass mich los. Ich will mich ins Bett legen" Nadal zog seine Augenbrauen zusammen und wirkte um Einiges einschüchternder, wenn das überhaupt noch ging.

Die Wut in mir brodelte, natürlich. Aber sein Griff um meinen Arm, der stählerne Blick und die Bestimmung, dass er mich nicht achtlos gehen lassen würde, warf ein anderes wärmeres Gefühl in mir auf.

In diesen Momenten fiel ich zurück in unsere alten Zeiten, als alles noch so anders war. Als wir verboten waren; geheim bleiben mussten. Wir trugen eine Unschuld in uns, nichtsahnend im Hinblick auf unsere gemeinsame Zukunft. Im Nachhinein wünschte ich, dass ich die Zeit noch mehr genoßen und geschätzt hätte.

„Beende das Gespräch nicht so unverschämt", befahl er mir. Empört schnaubte ich aus und riss meinen Arm los. „Unverschämt? Nadal, sag mir dass du mich nicht unverschämt genannt hast, obwohl du-" Mutig, wie er war, unterbrach er mich rastlos. „Ich sag's nochmal in dein schönes Gesicht, mi esposa. Du bist unverschämt", wiederholte er mit fester Stimme.

( Meine Frau )

Und da fiel es mir auf. Es blitzte herausfordernd in seinen Augen. Dieser kalkulierte Mann wusste mal wieder ganz genau, was er sagen und tun musste, um mich an meine Grenzen zu bringen. Nichts amüsierte ihn mehr, als meine Limits auszutesten. Limits, die er doch schon längst gebrochen hatte, denn ich es hatte es zugelassen. Nur dadurch fanden wir zueinander, nur dadurch band sich die Liebe um uns, wie ein Seil.

Ich musste mich kontrollieren, ruhig bleiben.
„Weshalb?", wollte ich wissen. Nadals dunklen und gefährlichen Augen wanderten mein ganzes Gesicht ab.

„Antworte mir, wenn ich dir eine Frage stelle. Bist du ihretwegen wütend?" Es war nicht fair, dass ich seinen Wünschen folgen musste. Das hatte er nicht verdient.

„Morgen kommt ein Mann, den ich in der Zeit, als du angeblich unter der Erde lagst, an einer Bar kennengelernt habe. Er kennt auch schon Izàn und meinte sogar mal, dass er mir so ähnlich sah"

Ich verwies am Ende auf Deyàs Kommentar zu Izàns uns Nadals Ähnlichkeit an. Nadal spannte sich leicht an und lockerte eine Sekunde danach direkt wieder seine Schultern.

„Er soll kommen. Ich werde ihm schon zeigen, was es heißt-" Ich unterbrach Nadal wütend. „Siehst du? Ich dürfte sowas nicht. Aber ich will es auch nicht, aus Respekt und Loyalität dir gegenüber. Dir! Dem Mann, der irgendeine Fremde in mein Haus und damit auch zu meinem Sohn bringt"

BelluccisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt