EPILOG ~ Ich bringe dir jeden zweiten Tag Rosen an dein Grab

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Mittlerweile, hatte ich mein Ziel erreicht und marschierte an den Gräbern vorbei. Ich schaute nicht nach links, noch nach rechts, sondern ging ohne Umschweife zum Mausoleum. Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer. Es schien so, als würden sie mir jeden Moment ihr Gehorsam verweigern.
„Würde es denn nie leichter werden?", schrie ich in die Dunkelheit hinein.
Jeden zweiten Tag kam ich hier her. Jeden zweiten Tag ging ich denselben Weg und doch fühlte es sich immer noch so an, wie beim ersten Mal. Der Schmerz war einfach zu groß.
Ich erschrak, als es plötzlich anfing zu donnern und bevor ich es realisierte, schüttete es wieder aus Eimern. Als ob sich die Welt ihrem Leid hingab. Wie hieß es nochmal so schön? Im Regen sieht man die Tränen nicht.

Klatschnass schloss ich die Tür zum Mausoleum auf. Ich hielt kurz inne und schaute runter zu der weißen Rose, welche ich in der Hand hielt. Ich atmete noch einmal tief durch und öffnete die Tür. Hinter der Tür erstreckte sich ein großes steinernes Grab. Ich legte die Rose auf diesem ab und fuhr sanft mit den Fingerspitzen über die eingravierte Schrift. 'Regina Jackson 1985-2030'

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~ Sieben Jahre davor ~

Vor genau 48 Stunden hatten Regina und ich uns das Ja-Wort geben. Es war eine wunderschöne Hochzeit. Alle die uns wichtig sind, waren anwesend. Sogar meine Eltern waren da, obwohl sie am Anfang nicht so begeistert darüber waren, dass ich nun mit einer Frau zusammen war. Es war nicht so, als hätten sie etwas dagegen gehabt, sie waren einfach nur überrascht und ein bisschen geschockt. Denn bis zu diesem Zeitpunkt dachten sie noch, dass ich immer noch mit Sebastian verheiratet war.
Eine Woche nach der Verkündung standen meine Eltern plötzlich vor meiner Haustür und umarmten mich. Sie sagten mir, dass sie sich freuen würden, wenn ich ihnen Regina vorstelle.
Auch Regina hatte sich mit ihren Eltern getroffen. Es war ein Schock für mich, als sie sagte, dass sie diese schon seit Jahren nicht mehr besucht hatte.

Nun saßen wir in einem Hotel auf Bali. Hier verbrachten wir unsere Flitterwochen. Regina hatte mir am Anfang unserer Beziehung erzählt, dass sie unbedingt mal nach Bali wollte, aber bis jetzt noch nie die Möglichkeit dazu hatte. Aus diesem Grund entschied ich mich, die Planung der Flitterwochen alleine zu übernehmen. Damit ich Regina überraschen konnte. Es war zwar ziemlich schwer, alles über Monate geheimzuhalten. Aber am Ende hatte ich es doch geschafft. Ich werde nie vergessen, wie glücklich sie ausgesehen hatte, als ich ihr am Abend unserer Hochzeit die Flugtickets überreichte.

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Ich saß in meinem Büro und kümmerte mich um unzählige Akten. Jeden Tag war das so. Ich ging zur Arbeit, verkrieche mich in meinem Büro und kümmere mich um Akten. Mein Büro verließ ich erst wieder, wenn ich Feierabend hatte. Niemand traute sich mich anzusprechen, oder bloß an meine Tür zu klopfen. Alle hatten Respekt vor mir, wenn nicht sogar Angst. Das letzte Mal, als jemand sich wagte mein Büro zu betreten, schrie ich in an und schmiss ich ihn sofort aus meinem Büro. Nichtmal meine Sekretärin hatte ich ertragen.

Es war spät geworden und ich saß wie immer vor dem Kamin und trank ein Glas Whiskey. Ich habe schon lange bevor es geschah gewusst, dass dieser Tag kommen wird. Ich wusste, dass Regina sterben wird, aber ich hatte immer die Hoffnung, dass sich doch alles zum Guten wenden kann. Doch leider war das Leben kein Märchen.

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~ Der Tag an dem es geschah ~

Ich ging den Flur des Krankenhauses entlang. Seit Monaten kam ich schon hierher. Regina hatte Krebs. Es war unheilbar. Die Ärzte sagten es zwar nicht, aber insgeheim wusste ich, dass alle nur noch darauf warteten, dass sie stirbt. Die letzten Wochen hatte ich Regina beinahe keinen Moment alleine gelassen und auch heute, war ich nur eine Stunde zu Hause gewesen.
„Hi Baby.", sagte ich, als ich das Zimmer betrat.
„Hey.", sagte sie kraftlos zurück.
Irgendeine Stimme in mir sagte, dass heute der letzte Tag sein wird, wo Regina sehen werde. Also beugte ich mich über sie und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn.
„Katherine, kannst du mir etwas versprechen?", fragte sie flüsternd.
„Alles was du willst mein Engel."
„Versprich mir, dass du nur ein halbes Jahr um mich trauerst. Ich will, dass du glücklich wirst auch ohne mich."
„Ich verspreche es. Ich liebe Dich Regina."
„Ich liebe dich mehr, als alles auf dieser Welt.", sagte sie und schlief für immer ein.

The Anderson Story (gxg) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt