Kapitel 27 ~ Ihr Name war Charlotte, oder auch Charly

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Es fühlt sich so an, als würde mir der Boden unter den Füßen weg brechen. Es war so irreal. Es ist nicht nur die Tatsache, dass ich Charly seit ewigen Jahren wiedergetroffen habe, sondern eher die Tatsache, dass ich sie wiedersehen, wenn ich grade an sie denke. Andererseits, wie kann es sein, dass ich genau dann Charly wieder begegne, wenn mein Liebesleben Karussell fährt. Wenn grade alles aus der Reihe tanzt und ich nicht weiß, was ich tun soll. Ist es vielleicht Schicksal, oder doch nur eine Herausforderung, die mir mein Leben stellt?
Ich bin ein Mensch, der daran glaubt, dass das Leben einem Aufgaben und Herausforderungen stellt. Ich bin mir sicher, dass diese nicht rein willkürlich ins Leben treten, sondern einen bestimmten Sinn haben. Vielleicht stehe ich grade genau vor so einer Aufgabe. Vielleicht ist es an der Zeit die Vergangenheit wieder ans Tageslicht zu holen.
Das ich genau an diesem Ort Charly wiedersehe, verwundert mich nicht. Ich erinnere mich noch genau daran, wie wir vor  ungefähr zehn Jahren hier auf der Aussichtsplattform des Leuchtturms standen und uns ansahen. Es war der letzte gemeinsame Abend, denn wir verbracht hatten. Das war auch der Tag, an dem ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Naja bis heute.
Ich fing an in Erinnerungen zu versinken.
Bevor ich mich jedoch meinen Erinnerungen hingab, schrie die Stimme in meinem Kopf „Aufwachen, hör auf zu Träumen.".

Charly stand immer noch unverändert vor mir und schaut mich an. Sie schien nicht so geschockt darüber zu sein mich wiederzusehen. Sie sieht ziemlich gelassen aus. Ist es ihr gleichgültig, dass wir uns seit Jahren wieder begegnen, oder kann sie ihren vermeintlichen Schock gut verstecken? Anderseits fiel mir wieder ein, dass sie mich vorhin schon bemerkt hatte. Charly hatte Zeit ihren ersten Schock zu verarbeiten. Ich hingegen wurde von ihr einfach ins kalte Wasser geschmissen.
Ich glaube ich habe die Kontrolle über mich nun endgültig verloren.

„Hey Regina, alles gut?", fragt mich Charly.
„Ehm ja, sorry. Ich bin nur etwas geschockt darüber dich zu sehen."
„Ich verstehe. Ich hätte dich nicht so überrumpeln sollen... aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen dich anzusprechen. Zudem, weil ich mir nicht sicher sein konnte, ob du es wirklich bist. Zehn Jahre sind schließlich eine lange Zeit."
„Schon gut Charly. Wie du siehst, ich bin's."

Ich drehte mich wieder dem Geländer zu und steckte mir eine weitere Zigarette an. Es ist nicht so, dass ich Charly mit dieser Geste aus dem Weg gehen wollte. Mein Problem war eher das genaue Gegenteil. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, mit Charly über alles zu reden. Also über alles, was grade in meinem Leben so vorgeht. Aber erstes war sie meine Ex und zweitens habe ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Warum sollte ich ihr alles erzählen? Es macht einfach keinen Sinn, dass genau sie es ist, die mir das Gefühl gibt, mich aus meinem Chaos befreien zu können.
In diesem Moment tritt Charly an meine Seite und schaut mit mir in die Ferne hinaus. Die ersten paar Minuten sagte sie nichts.

„Hey Regina. Es geht mich zwar nichts an, aber warum bist du hier? Es ist nicht böse gemeint. Ich meine nur, du warst doch schon lange nicht mehr hier. Oder?", fragte Charly zögernd. 
„Charly, was machst du hier?", war alles was ich grade herausbrachte. Wohl wissend, dass ich ihr dieselbe Gegenfrage gestellt habe.
„Weißt du... ich komme oft hierher. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich es muss. Also hierher fahren. Verstehst du?"

Und ja ich verstand sie. Ich hatte auch oft mit dem Gedanken gespielt hierher zufahren. Also bevor mein ganzes Leben eine reinste Katastrophe war. Jedoch habe ich es nie getan. Bis heute wusste ich nie warum. Doch nun ist mir bewusst, dass ich vor der Vergangenheit weggelaufen bin. Oder anders gesagt, bin ich davor weggelaufen mich mit der Vergangenheit und allem was passiert ist auseinanderzusetzen. Wäre ich hier früher, oder allgemein öfter hingefahren, hätte ich mich mit allem auseinandersetzen müssen. Ich hätte schon früher über Charly und alles andere nachgedacht.
Das Problem ist, ich wollte immer noch nicht drüber nachdenken.

An diesem Abend standen wir noch lange oben auf dem Leuchtturm. Wir schauten beide in die Ferne, ohne uns anzusehen. Es war leichter mich ihr erneut anzuvertrauen, wenn ich ihr nicht in die Augen sah. Wir redeten über alles. Und das war sehr viel, wenn man bedenkt, dass wir zehn Jahre nachholen mussten. Ich fühlte mich direkt im ersten Moment wieder wohl bei ihr. Es scheint fast so, als wären wir nie getrennt gewesen.
Charly war früher immer mein sicherer Hafen gewesen. Und ich denke, dass sie das grade auch ist. Sie hatte schon immer die Gabe, mich aus Situationen herauszuholen, wo ich dachte, dass ich sie niemals selbst bewerkstelligen kann. Wo ich anfange die Kontrolle zu verlieren und anfange sie vermeintlich wiederzuerlangen.

„Also bist du hier, um über Katherine nachzudenken.", beantwortete Charly ihre vorherige Frage selbst.
„Ich denke schon. Ich weiß nicht, was ich tun soll Charly."
„Du hast dich aber auch in eine schwere Lage gebracht.", sie überlegte kurz und sprach weiter.
„Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Aber eins ist sicher, du musst dich entscheiden... du kannst nicht beide haben."

Damit hatte sie recht. Ich wusste zwar, dass alles mit Lexa ein Fehler war. Also es war falsch mit ihr zu schlafen und ihr das Gefühl zu geben, dass wir mehr waren. Ich mochte Lexa, aber es ist nur dazu gekommen, weil ich von Katherine weggestoßen wurde.

„Ich möchte Lexa nicht verlieren. Also ich will sie nicht als Freundin verlieren... aber ich werde es, wenn ich mich für Katherine entscheide.", sagte ich traurig.
„Regina... liebest du Katherine?"

The Anderson Story (gxg) Where stories live. Discover now