Kapitel 3 ~ Der Morgen danach

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Am nächsten Morgen wachte ich mit sehr starken Kopfschmerzen auf.
„Warum hatte ich nur so viel getrunken? Und wie bin ich nachhause gekommen?", fragte ich mich selbst. Als ich nach fünf Minuten immer noch keine Antwort darauf fand, beschloss ich mit zwei Paracetamol bewaffnet zu meiner Kaffeemaschine zu laufen, oder eher zu dieser kriechen. Kopfschmerzentabletten wirken bekanntlich besser mit Koffein.
Als mein Kaffeemaschine mir signalisiert, dass sie fertig war, nahm ich meine Tasse heraus und verbrannte mich bei dem Versuch einen Schluck zu trinken. „Aua", schrie ich. Der Tag fing ja wieder besonders gut an. Nach ungefähr zehn Minuten elendiges warten war mein Kaffee trinkbar. Ich trank die Tasse in einem Zug leer und spülte die zwei Tabletten mit ihm herunter. Derweil schnappte ich mir auch meine Schachtel Zigaretten und eine Kuscheldecke, um mich auf die gemütliche Sitzecke auf meinem Balkon zu kuscheln. Eigentlich war es dumm mit Kopfschmerzen rauchen zugehen. Ich wusste, dass Nikotin diese eigentlich nur verschlimmert, aber das war mir grade egal.

Bei der Gestaltung meines Balkons habe ich mich sehr schwer getan. Es war garnicht so leicht ein so kleinem Raum gemütlich, aber auch schön zu gestalten. Zudem musste man noch darauf achten, dass alles wetterfest war. Denn auch wenn mein Balkon ein Dach hatte, kam es ab und zu vor, dass der Regen meine Möbel traf. Der Balkon war das letzte, was ich nach dem Einzug fertiggestellt hatte. Doch mittlerweile war mein Balkon einer meiner Lieblingsorte geworden.
Als ich von draußen in meine Wohnung blickte, fiel mir plötzlich wieder ein, wie ich nach Hause gekommen war. Auf dem kleinen Tisch, vor der Couch, standen zwei Gläser. Die Jackson war gestern hier. Sie hatte mich gestern nachhause begleitet. „Warum auch immer sie das getan hatte?", fügte ich in meinen Gedanken dazu. Komisch war nur, dass ich mich nicht daran erinnern könnte sie verabschiedet zu haben.
„Hatte sie nicht hier geschlafen?", murmelte ich vor mir hin. „Ja genau sie war über Nacht hier gewesen."
Langsam fügten sich die Bilder von der letzten Nacht wieder zusammen. Ich fragte, mich warum sie schon gegangen war und war auch ein bisschen traurig darüber. Es war so ein schöner Abend gewesen. Die Böse Königin scheint privat doch nicht so böse zu sein. Aber wenn ich genauer drüber nachdachte, war es wahrscheinlich besser, dass sie schon weg war. Es wäre eine unangenehme Situation gewesen. Abgesehen davon wissen wir ja, wie schnell sich ihre Laune ändern konnte. Das wäre nicht gut ausgegangen. Erstecht nicht, wenn man überlegt, dass ich Kopfschmerzen hatte und das es morgens war. Bei einem Flaschen Kommentar von ihr, wäre ich bestimmt an die Decke gegangen. Ich sollte einfach glücklich darüber sein, dass ich Miss Jackson in einem andern Licht gesehen habe, auch wenn es wahrscheinlich nur für diese paar Stunden war. Jetzt drehte sich schon wieder alles in meinem Kopf um Sie! Warum kann die Frau mich nur so schnell aus dem Konzept bringen?

Den restlichen Sonntag verbrachte ich mit aufräumen. Meine Wohnung sah echt grauenvoll aus. Ich hoffe Miss Jackson hat nicht allzu viel davon gesehen. Meine Wohnung war mir plötzlich mega unangenehm. Miss Jackson war bestimmt einer der ordentlichsten Personen der Welt. Und da war Sie schon wieder in meinem Kopf. Warum dachte ich grade nur so viel an sie? Schluss damit, weiter aufräumen.
Meine Wohnung bestand aus 4 Zimmern. Einem Bad, welches hell braun gefliest war und ein großen Waschbecken, eine Badewanne und eine Dusche beherbergte. Ich liebte mein Badezimmer. Denn das Highlight war, dass ich eine Regendusche besaß. Neben dem Badezimmer befand sich mein  Schlafzimmer worin sich mein Bett, sowie mein Kleiderschrank befand und ein Arbeitszimmer, welches an das Schlafzimmer angrenzte. Wobei man sagen muss, dass diese Zimmer eher für meine Leidenschaft fürs Pole Dance genutzt wurde, da abgesehen von einem großen Schreibtisch auch ein Pole Dance Stange drin zu finden war. Der Vorteil war, dass diese Zimmer nur von meinem Schlafzimmer aus betretbar war. Deshalb musste ich nicht befürchten, dass unbefugte Zugang zu diesem Zimmer bekamen. Zu guter letzt gab es noch mein Wohnzimmer mit einer offenen Küche. Mein Wohnzimmer bestand eigentlich nur aus einer großen Couch und einer Anbauwand. Das eigentliche Herzstück dieses Raumes, war die große Küche, welche matt schwarze Schränke hatte und eine hell graue Arbeitsfläche. Abgesehen davon gab es noch eine Kochinsel, woran auch eine Art Bar angrenzte. Ein Küchentisch hatte ich somit nicht, da an der Kochinsel vier Personen ohne Probleme essen konnten. Obwohl ich eine so große Küche hatte, war mein Talent zum kochen eher solide. Es war nicht so, dass ich mich nur so grade von Nudeln und Pizza ernähren konnte, aber wirklich gut war ich auch nicht.

Wenn ich mich jetzt nochmal in meiner Wohnung so umschaute sah ich , dass überall Geschirr rum stand und meine Klamotten waren auch überall, als da wo sie sein sollten. Als erstes fing ich an meine ganzen Klamotten in den Wäsche Korb zu stopfen. Waschen konnte ich später immer noch. Dann räumte ich alles in die Geschirrspülmaschine und stellte sie auch direkt an. Nachdem ich auch alles andere an seinen Platz geschafft hatte, setzte ich mich glücklich und zufrieden zu Spookie auf die Couch. Saugen und wischen musste ich zum Glück nicht selbst. Dies übernahm mein treuer Saug-  und Wischroboter. Obwohl man sagen muss, dass dieser die letzten Tage in einer Ecke feststeckte, da ich diesen in einen Berg von Klamotten eingesperrt hatte. Zum Glück konnten diese Teile nicht reden. Sonst hätte er mir bestimmt Tage lang die Ohren zu gequengelt, weil ich zu faul war ihn zu befreien.

Es war schon dunkel draußen als ich mein Handy klingeln hörte.
„Wo war dieses Ding bloß?", als ich es in meinem Schlafzimmer fand hörte es auch schon auf zu klingeln. Auf dem Display stand ein verpasster Anruf von Madison Clarc.
Madison ist eine jahrelange Freundin von mir, welche ich in meiner Schulzeit kennengelernt habe. Ich glaube das war mittlerweile schon 15 Jahre her. Wie schnell die Zeit vergeht. Leider wohnten wir nicht mehr in der gleichen Stadt, da ich mich nach meinem Studium entschlossen hatte nach Wiesbaden zu ziehen. Nun trennten uns knapp 450km. Sie wohnt immer noch in unserer Heimatstadt und arbeitet in einem Autohaus. Auch, wenn uns eine große Entfernung trennt, sind wir in letzter Zeit sogar noch bessere Freude geworden. Wie sagt man so schön, die besten Menschen wohnen viel zu weit weg.

Ich entschloss mich eine rauchen zu gehen und drückte gleichzeitig auf den grünen Hörer um Madison zurückzurufen. Eine Zeit lang war es so ein Ding von uns digital zusammen eine rauchen zu gehen. Das hatten wir uns angewöhnt, als ich weggezogen bin und es demnach unmöglich war, sich spontan zu sehen. Doch meistens sind die Telefonate ausgeartet und wir legten erst nach 6 Stunden wieder auf.
„Hey Madison, sorry ich hatte grade mein Handy nicht gefunden."
„Ach Regina du bist einfach alt. Gib es doch zu, dass du zu langsam warst.", sagte Madison am anderen Ende der Leitung.
„Ey, nur weil du noch nicht deine dreißiger erreicht hast, heißt es doch nicht das ich alt bin. Du bist nur zwei Jahre junger als ich.", beschwerte ich mich.
Wir lachten beide.
„Ist ja schon gut Regina. Ich wollte dich eigentlich auch nur fragen wie es dir geht. Du hattest dich die letzten Tage garnicht gemeldet."
Ich überlegte kurz. Eigentlich ging es mir gut, aber die letzte Nacht geht mir irgendwie nicht mehr aus meinem Kopf. Warum war Miss Jackson hier, oder eher gesagt warum ist sie nicht geblieben?
„Regina bist du noch da?", meldete sich Madison am anderen Ende der Leitung zu Wort und holte mich aus meinen Gedanken.
„Ehm ja, sorry war in Gedanken."
Ich entschloss mich Madison die Geschehnisse vom letzten Abend zu erzählen. Normalerweise sah es immer so aus, dass ich Madison anrief, um mich bei ihr über Miss Jackson zu beschweren. Aber heute war es anders. Klar ging sie mir die letzten Tage auch auf die Nerven. Jedoch stimmte mich der gestrige Abend milde. Wir hatten uns gestern so nett und friedlich unterhalten, dass fast alle Gemeinheiten der letzten Tage ausgeblendet wurden.
„Wow, Sie war bei dir? In deiner Wohnung. Wie hast du das denn geschafft? Ich habe gedacht Sie ist immer voll die Zicke und ihr streitet euch nur.", sagte Madison verwundert als ich mit meiner Erzählung endete.
„Ja eigentlich schon, aber gestern war sie anders, beinahe komplett freundlich und nett."
Wenn ich genauer darüber nachdenke, war sie schon seltsam gestern aber naja. Ich sollte glücklich darüber sein, dass ich sie auch mal in einem anderen Licht gesehen habe.
Madison und ich redeten noch knapp eine Stunde über belanglose Themen bis wir schließlich auflegten.
Kurz bevor ich einschlief beschloss ich Katherine morgen ein Besuch abzustatten. Ich musste einfach wissen warum sie so plötzlich verschwunden war. Auch wenn ich mir bewusst war, dass ich morgen wieder ihre kalte Seite zu spüren bekommen werde. Auch wenn sie gestern nett zu mir gewesen ist, im Büro wird sie es bestimmt nicht sein. Nicht auszudenken, wenn die anderen Mitarbeiter mitbekommen würden, dass sie ein weichen Kern besitzt.

The Anderson Story (gxg) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt