Kapitel 4 ~ Ein vergessener Hochzeitstag und andere Vorkommnisse

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~ Miss Jackson ~

Ich saß schon an meinem Schreibtisch, als plötzlich Regina Sommer in mein Büro gestürmt kam. Was will die denn hier, schimpfte ich in meinen Gedanken.
„Wir müssen reden!", sagte sie, als sie vor mir stand und sich mit beiden Händen an meiner Tischplatte abstützte.
„Ich wüsste nicht worüber wir reden müssten. Verlassen Sie mein Büro.", sagte ich bissig.
Ich wusste selbst nicht, warum ich sie so anblaffte. Eigentlich hatte sie ja recht.  Ich konnte mir schon denken, dass ihr auftauchen damit zutun hatte, dass ich am Sonntag morgen einfach aus ihrer Wohnung verschwunden war. Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie diesen Abend aufgrund ihres Alkoholkonsums vergessen hat. Aber ich wurde wohl eines besseren belehrt. Obwohl ich wusste worauf sie hinaus wollte, ließ ich mir nichts anmerken und schaute ihr weiterhin provozierend in die Augen. Jedoch machte sie nicht den Anschein, als wollte sie mein Büro so schnell und vor allem, ohne Erklärung wieder verlassen.
Also ging ich in meinen Gedanken noch einmal den letzten Samstag durch.

Am Samstag Abend, bevor ich ihr auf der Straße begegnet war, hatte ich ein Streit mit meinem Mann Sebastian. Eigentlich hatte der Tag recht gut angefangen. Ich stand wie immer sehr früh auf und richtete ein schönes Frühstück her. Ich gab mir immer sehr viel Mühe dabei, ich liebte es einfach zu kochen. Dementsprechend viel mein Frühstück auch immer sehr groß aus.
Ungefähr eine Stunde nachdem ich aufgestanden war, erblickte ich zu meinem Erstaunen Sebastian, welcher grade auf dem Weg ins Foyer war.
„Guten Morgen. Warum bist du schon wach?", fragte ich ihn.
Er sagte mir, dass er sehr dringend ins Büro müsste. Auf die Frage warum hatte er mir garnicht mehr geantwortet, sondern sagte mir, dass ich ihn heute Abend zu seinem Firmenessen begleiten müsste. Danach verließ er unser Haus.
Die Kaffeetasse, welche ich die ganze Zeit fest umklammert hatte flog nun mit voller Wucht gegen die Wand. Ich kochte vor Wut. Es war nichts seltenes, dass ich Sebastian zu Firmenessen begleitete, oder das der Samstags arbeiten musste. Aber das es genau heute sein musste, machte mich wütend. Heute war der zehnte Januar. Um genau zu sagen unsere Hochzeitstag. Er hatte einfach unseren Hochzeitstag vergessen.
Ich stampfte wütend in die Küche zurück und schaute mich um. Auf dem Tisch stand ein wunderschönes Frühstück. Ich wollte Sebastian damit überraschen. Aber wie es aussieht hat er andere Pläne.
Ich tigerte den ganzen Tag aufgebracht im Haus herum. Ich konnte einfach nicht still sitzen. Jedesmal, wenn ich es versuchte, sprang ich fünf Sekunden später wieder auf und fuhr damit fort.
Gegen Nachmittag hörte ich, dass die Tür aufgeschlossen wurde. Eigentlich hatte ich keine Lust mit Sebastian zu reden, doch als er mein Namen rief hatte ich keine andere Wahl.
Ich hatte die Hoffnung, dass er sich entschuldigen wollte, weil ihm bewusst geworden war, welcher Tag heute war. Doch dem war nicht so. Alles was er mir sagen wollte war, dass wir in ungefähr zwei Stunden los mussten, um pünktlich beim Firmenessen anzukommen. Da platzte mir endgültig der Kragen. Ohne groß drüber nachzudenken bin ich aus dem Haus gestürmt und eine Weile planlos durch die Gegend gelaufen. Irgendwann kam ich an einer kleinen Bar vorbei, wo ich mir den einen oder anderen Vodka Shot gönnte. 

Als ich die Bar verließ war es schon recht spät geworden fast 1 Uhr morgens. Jedoch verspürte ich nicht den dran zurück nachhause zu gehen. Somit lief ich, etwas angetrunken, weiter die Straßen entlang, bis ich auf einmal Regina Sommer erblickte. So wie sie da stand, konnte man drauf wetten, dass sie wohl ein bisschen zu viel Alkohol getrunken hatte. Da ich eh nicht wusste, was ich tun sollte und auch nicht nachhause wollte, ging ich zu ihr. Mein Verdacht bestätigte sich. Sie war betrunken.
Als ich ihr anbot, sie nachhause zu begleiten rutschte ihr ein „Du bist süß." heraus. Erst war ich ein bisschen verwundert, aber irgendwie gefiel es mir, von ihr als süß bezeichnet zu werden. Als ihr auch noch ein „Unglaublich!'' rausrutschte vergaß ich all die Boshaftigkeit, welche ich normalerweise an den Tag legte. Naja vielleicht lag es auch eher am Vodka. Ich denke im nüchternen Zustand wäre ich einfach an ihr vorbei gelaufen ohne sie zu beachten. Aber leicht angetrunken schien es mir eine gute Idee zu sein, sie zu begleiten.

Kurze Zeit später saßen wir in ihrer Wohnung. Plötzlich fühlte ich mich irgendwie schlecht, dass ich nicht zu Hause bei Sebastian war und wollte gehen, aber sie hielt mich zurück. Also blieb ich und ließ mich davon überzeugen über Nacht zu bleiben. Daraufhin redeten wir noch eine Weile über alles mögliche. Obwohl ich durch die Gespräche nichts persönliches über sie erfahren hatte, schien es mir so, als hätte ich sie aus einem ganz anderen Blickwinkel kennengelernt, als es im Büro der Fall gewesen war.
Als wir schlafen wollten, meinte Regina, dass sie auf der Couch schlafen würde, aber dies gefiel mir nicht. Ich wollte sie bei mir haben. Eher gesagt, wollte ich einfach nicht alleine sein. Aber das erzählte ich ihr natürlich nicht. Allgemein, weil ich selbst nicht wusste warum ich sie bei mir haben wollte. Ich hätte es nicht erklären können. Es war mir unangenehm eine von meinen Mitarbeitern so nah sein zu wollen. Dennoch meinte ich einfach, dass das Bett auch für uns beide groß genug sein wird. Diese Antwort war meiner Meinung nach die Beste. Kurze Zeit später lagen wir dann zusammen in ihrem Bett und schliefen friedlich ein.

Am sehr frühen Morgen wachte ich angekuschelt an Regina auf. „Ist das schön", dachte ich mir und wollte grade wieder einschlafen, als mir bewusst wurde, was ich hier grade tue. Ich lag mit einer anderen Frau im Bett, obwohl sich Sebastian bestimmt Sorgen macht wo ich bin. Also entschloss ich mich die Wohnung zu verlassen und nachhause zu gehen.
Zuhause angekommen musste ich mir erst einmal eine Lüge ausdenken, wo ich gewesen war. Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich bei einer Mitarbeiterin übernachtet hatte, über welche ich mich bestimmt schon 80 mal bei ihm aufgeregt hatte.
Zum anderen wollte ich Sebastian auch gar nichts über Regina erzählen. Er hätte bestimmt geglaubt, dass ich fremdgegangen wäre. Denn wie wahrscheinlich sollte es in seinen Ohren klingen, dass ich bei meiner Mitarbeiterin geschlafen habe, die ich eigentlich hasste.

Als ich wieder hoch schaute stand Regina unverändert in meinem Büro und sah mich immer noch an. „Also gut, was wollen Sie?", gab ich genervt nach.
„Warum sind sie einfach aus meiner Wohnung verschwunden? Sie hätten zumindest auf Wiedersehen sagen können."
„Ich hatte noch Termine.", antwortete ich kühl. Mir wurde erst im Nachhinein bewusst wie dumm diese Antwort gewesen war. Schnell suchte ich mir eine Beschäftigung damit ich nicht noch etwas Falsches sagen konnte. Paar Minuten war es still im Raum bis ich Regina mit trauriger Stimme „Von ihnen bekommt man eh keine vernünftige Antwort." sagen hörte.
Als sie grade den Raum verlassen wollte rief ich ihren Namen.
„Miss Sommer?"
„Ja?", antwortete sie schon wieder fröhlicher.
„Sie werden mich auf ein Seminar begleiten. Nähere Informationen lasse ich ihnen noch zukommen."
Mittlerweile hatte Regina mein Büro verlassen und ich saß wieder alleine in dem großen Raum. Nun fragte ich mich warum ich sie zum Seminar eingeladen hatte. Ich wusste es selber nicht. Aber ich hatte die leichte Befürchtung, dass ich es getan hatte, um sie besser kennenzulernen. Irgendwie war diese Frau interessant.

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