Kapitel 26 ~ Wenn man etwas liebt, dann lässt man es gehen

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~ Sebastian Jackson ~

Ich befand mich grade bei einem Geschäftsessen, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Ich ging natürlich nicht dran. Wie denn auch.
Seit Stunden saßen wir schon hier. Mein Partner quatscht schon seit Stunden, über belanglose Dinge, mit unseren Kunden. Er ist eindeutige der langweilige von uns beiden. Mir hing das Gespräch schon aus den Ohren heraus, als wir endlich Nachhause aufbrachen. Geschäftsessen waren echt nichts für mich. Schon gar nicht ohne Katherine.

Mein Partner heißt übrigens Dirk. Er ist nicht nur mein Partner, sondern  gleichzeitig, obwohl er mich manchmal langweilte, mein bester Freund. Ich wohne auch momentan bei ihm. Seit rund einer Woche schon. Mir wird schmerzlich bewusst, dass ich mir langsam eine eigene Wohnung suchen musste. Ich konnte schließlich nicht für immer bei ihm wohnen bleiben. Er meinte zwar, dass es kein Problem sei, da er eh alleine in einem großen Haus wohnte, aber ich mochte es nicht anderen eine Last zu sein. Obwohl Katherine die Ehe noch nicht konkret beendet hatte, ging ich davon aus, dass es vorbei ist. Sie würde niemals mit mir vollends glücklich sein. Und das musste ich akzeptieren.

Erst als wir bei ihm angekommen sind, schaute ich das erste Mal, seit Stunden, auf mein Handy. Ich hatte einen verpassten Anruf von Katherine. Ich wollte sie direkt zurückrufen, doch bevor ich dazu kam, sah ich, dass sie mir auf die Mailbox gesprochen hatte.

>> Hi Sebastian, ich bin's. Schade, dass ich dich nicht persönlich erreichen konnte. Ich werde für ein paar Tage zu meinen Eltern fahren. Die Scheidungspapiere liegen auf dem Küchentisch. Meine habe ich bereits unterschrieben. Du kannst es mir gleich tun, oder es lassen. Aber bitte schau einmal im Haus vorbei. Auf dem Tisch wirst du noch einen weiteren Brief finden. Ich bitte dich darum ihn zu lesen. Vielleicht hilft es dir mich zu verstehen. <<

Die Mailbox war schon lange verstummt, aber ich stand noch immer an derselben Stelle, mitten im Flur. Ich weiß nicht, warum ich so geschockt war. Ich war mir schon vorher bewusst, dass die Ehe beendet war, aber es aus ihrem Mund zuhören traf mich. Ohne weiter drüber nachzudenken, zog ich mir meine Jacke wieder über und fuhr, mit meinem Auto, zu unserm Haus.
Als ich ankam, war alles schon dunkel. Kein einziges Licht war an. Weder im Haus, noch außerhalb des Hauses. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe nachzugucken, ob das Auto von Katherine da war. Ich wusste, dass ich es nicht finden werde.
Ich schloss die Tür auf und ging direkt in die Küche. Nachdem ich das Licht angeknipst hatte, sah ich direkt die Zettel verstreut auf dem Tisch liegen. Die einzelnen Zettel waren die Papiere, welche Katherine unterschrieben hatte. Meine befanden sich noch fein säuberlich im Umschlag. Neben diesem lag auch ein weiterer Brief. Das wird wohl der Brief sein, den Katherine meinte, dachte ich mir.
Ich begann zu lesen...

>> Lieber Sebastian,
wir kennen uns schon so viele Jahre. Wir haben so viel miteinander erlebt.
Deshalb möchte ich dir noch ein paar Dinge sagen, da sie mir auf dem Herzen liegen. Es ist zwar nicht der beste Weg es dir so zu sagen beziehungsweise zu schreiben, aber ich sehe keinen anderen Weg, wie ich dir unter allen Umständen ehrlich sein kann.
Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich denke an dich. Auch, wenn du es mir vielleicht nicht glauben kannst. Du bist mir wichtig Sebastian. Ich erinnere mich gerne an alles zurück, was wir haben, und hatten. Ich bereue gar nichts, zumindest nicht davon. Ich bereue nur, dass ich versucht habe mich in ein Leben reinzupressen, welches ich nicht führen wollte bzw. auch nicht konnte. Ich habe dich geliebt Sebastian. Aber nie so, wie du es verdient hättest. Meine Liebe zu dir ist nicht leidenschaftlicher Natur. Ich liebe dich, wie einen besten Freund. Und langsam glaube ich, dass es ein Fehler war die Grenze von Freundschaft übertreten zu haben. Wir können nicht ändern was passiert ist und wie schon erwähnt möchte ich das auch nicht.
Ich habe erst durch Regina begriffen, dass ich mich nicht wohl in meinem Leben gefühlt habe. Ich weiß noch nicht genau, welcher Punkt in meinem Leben verantwortlich dafür war, mich so zu fühlen, wie ich mich jetzt fühle. Es wird sich wahrscheinlich unverständlich anhören, was ich dir sage und für mich ist es dies auch. Ich befinde mich grade auf einer Reise, auf einer Suche nach dem Glück im Leben. Ich weiß nicht, ob dieser Schritt hier der ist, den ich brauche um mein Glück zu finden, aber ich weiß, dass es der richtige ist.
Vielleicht kannst du mir irgendwann verzeihen und wir können versuchen eine Freundschaft aufzubauen. Aber wenn du mir nicht verzeihen kannst, wünsche ich dir ein schönes Leben und hoffe, dass du bald die Richtige finden wirst, die dich genauso lieben kann, wie du mich geliebt hast.
In ewiger Liebe Katherine <<

Ich stand auf und ging in mein altes Arbeitszimmer, um Stift und Papier zu holen. Ich setzte mich auf den Stuhl und tat es Katherine gleich. Ich begann zu schreiben.

>> Ich weiß, dass du gehen musstest. Ich verstehe es. Es wird eine Reise für dich sein, eine Reise die für dich wichtig ist. Wahrscheinlich hätte es diese Möglichkeit nie für dich gegeben, wenn ich nicht miterlebt hätte, dass du woanders glücklicher sein kannst.
Die letzten Jahre mit dir waren die schönsten Jahre meines Lebens. Und ich bin glücklich sie mit dir erlebt zu haben. Niemals hätte ich erwartet so früh die wahre Liebe zu finden. Es ist schade, dass nur ich die wahre Liebe fand. Ich habe es mir immer sehnlichst gewünscht, dass ich für dich eben diese sein kann. Aber leider sind Gefühle nicht verhandelbar.
Wir haben gemeinsam gelacht, geweint und unser Leben geteilt. Wir waren immer das perfekte Team. Ich wusste von Anfang an, dass wir füreinander geschaffen waren. Doch vielleicht wurden wir von Gefühlen geleitet, die diese Harmonie letztendlich gebrochen haben.
Ich werde für immer auf die warten Katherine. Egal wie lange deine Reise dauern mag. Irgendwann wirst du zurückkommen und ich werde hier sein. Ich werde hier sein, um dich in Empfang zu nehmen. Doch wenn dieser Moment gekommen ist, werde ich dich nicht mehr meine Frau nennen, sondern du wirst mir einer meine wichtigsten Menschen sein. Du wirst eine Freundin sein.
In Liebe Sebastian <<

Ich legte den Brief neben die Scheidungspapiere, welche ich grade unterschrieben hatte und verließ das Haus.
„Es wird kein Abschied für immer sein!", sagte ich und setze mich hinters Steuer.

The Anderson Story (gxg) Where stories live. Discover now