EPILOG ~ Ich bringe dir jeden zweiten Tag Rosen an dein Grab

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~ Zehn Jahre später ~

Es war Herbst. An jenem Tag kündigte er sich in seiner grausamsten Form an. Regentropfen peitschten an die Windschutzscheibe. Der Regen vernebelte mir jegliche Sicht. Ich saß in meinem Auto und bohrte meine Fingernägel fest ins Lenkrad. So fest, dass meine Knöchel weiß wurden.
Ich hatte bis zum späten Nachmittag gewartet. Ich hatte gehofft, dass das Wetter sich noch ändert, aber das tat es nicht. Den Weg, den ich vor mir hatte, war schwer und der Regen machte die Erinnerungen wieder lebendig.
Müde fuhr ich mir durchs Gesicht. Ich hatte geweint. Ich hatte sehr viel geweint. Die letzte Nacht hatte ich wieder schlaflos verbracht. Naja, eigentlich schlief ich seit Wochen nicht mehr. Meine Nerven lagen blank. Erst recht heute. Wie sehr ich Menschen doch an solch einem Tag verabscheute. Mittlerweile kannte jeder meine Geschichte, die Geschichte die sich heute das erste Mal verjährte. Alle haben mich heute mit einem mitfühlenden Blick angesehen, mich mit Samthandschuhen angefasst. Es ist scheiße, wenn jeder über sein Privatleben Bescheid weiß.

Heute hatte ich alle meine Termine verschoben, in der Hoffnung, dass ich niemanden sehen musste, den ich nicht sehen wollte. Ich hätte eigentlich nicht aus dem Haus gemusst. Aber ich tat es trotzdem. Ich wollte keine Schwäche zeigen. Ich wollte nicht, dass alle sehen, wie kaputt mich das alles eigentlich macht. Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht so zu tun als wäre alles gut. Ich wollte alles still ertragen, alles äußerlich gekonnt ignorieren. So tun, als bemerkte ich nicht, dass mich alle ansehen. Früher hatte ich das auch geschafft.

Ich blickte auf die Uhr. Es wurde Zeit. Ich saß schon über eine Stunde in meinem Auto, welches noch immer vor meinem Haus stand. Langsam versiegte der Regen, aber die Leere in mir blieb. Es war schwer solch einen Verlust zu ertragen, solch ein Verlust, den ich ertragen musste. Für einen kurzen Moment, schloss ich meine Augen, bis ich das Auto startete und losfuhr.

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~ Acht Jahre davor ~

Ich stand in meinem Schlafzimmer und suchte mir etwas zum Anziehen heraus. Regina hatte mich zum Abendessen eingeladen und ich wusste nicht, was ich anziehen soll. Obwohl Regina und ich schon seit über einem Jahr zusammen wohnten, fühlte ich mich wie ein verliebter Teenager. Nach ungefähr einer Stunde war ich fertig und wartete darauf, dass Regina endlich nach Hause kommt. Vorhin, wo sie mir erzählte, dass wir heute Abend essen gehen, meinte sie, dass sie noch etwas zu erledigen hatte und ich mich in der Zeit einfach schonmal fertig machen solle. Nun stand ich fertig angezogen im Wohnzimmer und wusste nicht so recht, was ich jetzt noch tun sollte.
Genau in diesem Moment hörte ich, wie die Haustür aufgeschlossen wurde.
„Schatz, bin wieder da. Können wir los?", rief Regina in den Raum hinein.
„Ja, bin fertig.", rief ich ihr zurück und ging zu ihr in den Flur. Ich gab ihr einen Kuss und öffnete die Haustür.

Eine knappe Stunde später saßen wir in einem mir unbekannten Restaurant. Es war sehr schön hier. Alles war sehr hell und freundlich eingerichtet. Und es sah so aus, als würde alles hier ein Vermögen kosten.
Wir studierten beide die Karte, bis mir ein Kellner auffiel, der mit einem großen Blumenstrauß bewaffnet auf uns zu kam.
„Sind sie Katherine Jackson?", fragte mich der Kellner.
„Ehm, ja.", sagte ich verwirrt.
Er drückte mir den Strauß in die Hand, welcher mir die komplette Sicht versperrte. Als ich den großen Strauß ablegte und wieder zu Regina sehen wollte, saß diese nicht mehr auf ihrem Platz, sondern kniete direkt neben mir.
„Katherine, willst du mich heiraten?"
Alles um mich herum schien plötzlich still zu sein, so als würde das ganze Restaurant auf meine Antwort warten.
„Ja ich will dich heiraten.", sagte ich und ließ mir den wunderschönen Ring an den Finger stecken.

The Anderson Story (gxg) Where stories live. Discover now