Kapitel 26.

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Irritiert starrte ich Davis eine Weile an, aber dann fügten sich auch langsam die Puzzleteile in meinem Kopf zusammen. Jason war nicht in der Firma, weil er nicht arbeiten durfte, er war der Inhaber einer größeren Firma, sein bester Freund war Davis, mein Vorgesetzter, und Davis' Frau war Esther, die ebenfalls eine Freundin von Jason und gleichzeitig seine Physiotherapeutin war.

Wundervoll, dachte ich, jetzt warfen meine Gehirnzellen mal endlich die Maschine an und fügten alles zusammen, besser spät als nie, was? Jason hatte mir, zu meiner Verteidigung, aber auch nie gesagt, welche Firma ihm gehörte.

Plötzlich waren die Schaltkreise in meinem Hirn wieder verbunden und überschlugen sich fast, als mir jegliche Gedanken und mögliche Situationen durch den Kopf schossen. Wenn Jason der Inhaber war und mich wirklich nicht hier haben wollte, dann war es ihm ein leichtes, mich einfach wieder rauszuwerfen. Ich würde wieder mit zwei mickrigen Jobs meinen Lebensunterhalt verdienen und Emilys schöne Kindheit war nun endgültig dahin. Sie sollte in zwei Monaten eingeschult werden, bis dahin konnte ich sie hoffentlich noch bei Jim und Mira unterbringen.

Ich schlang die Arme um meinen Körper und starrte benommen auf die Tischplatte vor mir. Mir war übel und ich wollte mich am liebsten in einer Ecke zusammenrollen und nie wieder aufstehen.

"Nimm deine Sachen, Eric, wir gehen einen Tee trinken." Davis stellte sich hinter mich und zog mich mühelos auf die Beine, bevor er mich ungewöhnlich sanft zur Tür und dann zu meinem Schreibtisch schob, damit ich meine Tasche mitnehmen konnte. Er verschwand kurz und kam dann mit seiner Jacke wieder zu mir, sodass wir zusammen zum Aufzug gehen konnten.

Ich zog mir ebenfalls meine Jacke über die Schultern und zog sie mir bis zum Anschlag zu, da mir eiskalt war. Draußen waren es bestimmt 25 Grad, aber ich zitterte und hatte Mühe, meine Zähne nicht klappern zu lassen. Davis bemerkte es ganz sicher, aber er sparte es sich, das zu kommentieren. Was sollte er auch sagen.

Das Café war zu erreichen, in dem wir quer über die Straße gingen. Es war klein, aber gemütlich, und ich hatte schon oft hier Kaffee und Tee für die Meetings geholt. Davis zog die Tür auf und ließ mich als erstes eintreten, dann folgte er mir und wählte einen Tisch in der Nähe des Tresens. Das erinnerte mich an das erste Mal, als ich Jason getroffen hatte, und mir war direkt wieder zum Heulen zumute.

Ich setzte mich missmutig auf den Stuhl und schlang wieder die Arme um meinen Körper, während Davis sich einen Kaffee und mir einen Tee bestellte. Dann schob er mir die Tasse mit dem dampfenden Getränk zu und beobachtete mich dabei, wie ich mit zitternden Fingern nach dem Henkel griff.

"Jason wird dich nicht feuern", versuchte Davis mich zu beruhigen, aber ich starrte missmutig auf die duftende schwarze Suppe.

"Ich weiß nicht mehr, was Jason tun wird oder nicht", piepste ich kleinlaut und legte meine Hände aufs Gesicht. Ich fühlte mich gerade wie ein kleiner hilfloser Junge und musste mich zusammenreißen, hier nicht in aller Öffentlichkeit loszuheulen.

"Was ist denn überhaupt passiert?", fragte Davis plötzlich mit einer so sanften Stimme, die ich noch nie von ihm gehört hatte. Selbst als Jacky vor einer Woche heulend auf die Damentoilette gelaufen ist, kam von ihm nur ein Augenrollen und dass sie sich gefälligst zusammenreißen sollte. Ich überlegte kurz, ob ich Davis erzählen sollte, was passiert war, aber gerade, als ich den Gedanken verworfen hatte, fing mein Mund an zu plappern und hörte nicht mehr auf.

"Jason hat mich die ganze Zeit versucht zu daten, aber ich habe immer nein gesagt, weil er nur auf meine Tochter aufpassen sollte, aber dann habe ich Ja gesagt und mich irgendwie doch in ihn verliebt, und dann war er glücklich, und ich war glücklich, und wir haben viel gemacht und-" Davis unterbrach meinen plötzlichen Redefluss mit angespannter Miene.

"Eric, ich bin nicht von Gefühlen geschwängert, wie du vielleicht weißt, deshalb bitte nur die wichtigsten Details, okay?" Ich nickte entschuldigend und atmete tief durch.

"Ich habe nach Jahren zugelassen, dass jemand an mich rankommt und erst hatte alles gut geklappt. Dann kam Jason vor ein paar Tagen auf die Idee, mir einen Antrag zu machen und weil meine Eltern zusahen, habe ich ja gesagt." Ich seufzte leise, Davis verzog verwirrt das Gesicht.

"Das ist doch gut."

"Nein, ich bin nicht bereit, ihn zu heiraten, ich meine, wir kennen uns gerade mal ein paar Monate. Ich stand einfach unter Druck und als ich es erklären wollte, ist er ausgeflippt und hat mich rausgeworfen..." Ich nuschelte die letzten Worte und seufzte dann. Eigentlich hat er mich nicht rausgeworfen, ich war ja sowieso nur auf kurzer Dauer bei ihm untergekommen, solange, bis meine Wohnung wieder intakt war.

"Jason denkt selten zwei Mal über Dinge nach, die ihn begeistern." Davis legte den Kopf schief und lächelte mich aufmunternd an. "Ich denke, er wusste, dass es zu schnell geht, aber er hatte Angst, dich wieder zu verlieren und wollte dann einfach Nägel mit Köpfen machen." Ich wurde etwas rot um die Nase und senkte wieder den Blick. Davis hatte Recht, so hatte ich Jason auch eingeschätzt. Aber ich war so starrköpfig und hatte ebenfalls überreagiert. Vielleicht wäre es auch gar nicht so schlimm gewesen, wenn wir einfach verlobt wären und wenn ich mich bereit fühlte, die Hochzeit zu planen? Aber jetzt war es zu spät.

"Ich kenne Jason jetzt schon mein halbes Leben und seine normalen Dates oder kleine Beziehungen gibt er schnell wieder auf. Er ist wahnsinnig sprunghaft, aber er hat mir viel über dich erzählt und hat mir geschworen, dass er sein Herz an dich verloren hat und er könnte es niemanden mehr schenken außer dir." Die Röte in meinem Gesicht wuchs weiter an und ich schluckte schwer. Das waren so schöne Worte, aber ich wollte sie von Jason hören. Mir wurde bewusst, wie sehr ich ihn vermisste und kämpfte mit den Tränen.

"Fahr nach Hause, Eric, und ruh dich aus. Du bleibst ein paar Tage Zuhause, und wenn du dich besser fühlst, sagst du mir bescheid, in Ordnung? Den Rest kläre ich mit Jason." Er legte mir beruhigend eine Hand auf den Arm und drückte ihn leicht. Das war sicherlich die aufmunternste Geste, die man von Davis erwarten konnte.

"Was ist mit dem Meeting morgen?"

"Ich habe alle Infos von dir bekommen, das wird reichen. Entspann dich, fahr mit deiner Tochter weg oder bleib den ganzen Tag im Bett, mir egal, nur tu das, was dir hilft." Er zog seinen Arm wieder zurück, trank den Kaffee aus und legte das Geld für unsere Getränke auf den Tisch.

"Ich muss wieder ins Büro. Meld dich, wenn du soweit bist, vorher will ich dich nicht im Büro sehen. Und wenn du mir irgendwelche E-Mails mit Unterlagen zukommen lässt, werde ich sie sofort löschen." Er sah mich warnend an, aber nicht böse, sondern eher fürsorglich. Er würde sicher ein guter Vater sein.

Dann verschwand Davis wieder aus dem Café uund ich war alleine mit meinem mittlerweile lauwarmen Tee und meinem Gefühlschaos. Davis hatte Recht, ich sollte nach Hause gehen und einfach mal abschalten. Die Arbeit würde mich nur noch an Jason erinnern, und das wollte ich nicht, solange ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte.

Ich schlürfte den Tee aus der Tasse, dann nahm ich meine Sachen, bedankte mich bei der Barista und machte mich auf den Weg nach Hause.

Mal ein kleines Kapitel reingeworfen, damit ihr nicht denkt, ich bin tot. Arbeit frisst mich, mein anderes Wattpad Projekt auch, aber ich hab' jetzt gerade Lust auf ein bisschen Jeric Stuff bekommen. Vielleicht kommt morgen noch ein Kapitel.
Liebe Grüße x3

Kissable Daddy (ManxMan)Where stories live. Discover now