Kapitel 22.

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Wir waren bei Jim und Mira geblieben, bis alle Sachen gepackt waren, und Eric hatte alle Hände voll zu tun, Jim ruhig zu halten. Bei jedem Wehenschub brach Erics bester Freund nur mehr in Panik aus.

"Ich fahre euch, Jim kann doch kaum das Lenkrad ruhig halten", sagte mein Freund mit unglaublicher ruhiger Stimme, und ich bewunderte ihn, dass er in solch einer aufregenden Situation scheinbar entspannt sein konnte. Emily hingegen war genauso aufgelöst wie Jim und klammerte sich an mir fest. Sie bebte am ganzen Körper, obwohl ich sie auf dem Arm hatte und ihr schon seit 10 Minuten über den Rücken strich, schien sie sich nicht zu beruhigen.

"Ich komme mit Ems nach, wir nehmen den Bus, okay?", sagte ich, als wir zu fünft aus dem Haus traten. Eric nickte zustimmend und gab Emily einen Kuss auf die Stirn, dann streckte er sich und gab mir einen auf den Mund. Lächelnd erwiderte ich und sah dann dabei zu, wie er mit Jims Auto die werdenden Eltern ins Krankenhaus brachte. Sobald das Auto um die Ecke verschwunden und außer Sichtweite war, brachen bei Emily die Dämme und ihre Tränen liefen ihr wie Sturzbäche über die Wangen.

"Was ist los, Prinzessin?", fragte ich beruhigend und drückte sie noch enger an mich.

"Stirbt Mira?", brachte sie unter Schluchzern hervor, und überrascht sah ich das aufgelöste Mädchen an, bevor ich leise anfing zu lachen.

"Nein, Mira stirbt nicht, Emily, ganz im Gegenteil, Mira bekommt jetzt ihr Baby", versuchte ich ihr zu erklären. Sie starrte mich kurz entgeistert an, bevor sie erleichtert in sich zusammenfiel und den Kopf auf meiner Schulter ablegte. Sie atmete laut aus und lockerte ihren Klammergriff in mein Shirt.

"Oh, gut", sagte sie nur, was mich erneut zum lachen brachte.

"Mach dir keine Sorgen, Ems, das wird alles gut gehen. Jetzt fahren wir erst einmal deinem Papa hinterher und dann sehen wir weiter, in Ordnung?" Sie nickte nur und kuschelte sich weiter fest an mich. Ich ließ sie und lief mit Emily auf dem Arm zur nächsten Bushaltestelle.

"Mira sah aus, als würde das weh tun", nuschelte sie und hob ihren Kopf etwas an.

"Das tut auch wahnsinnig weh", sagte ich schmunzelnd. "Deine Mama hatte bestimmt auch Schmerzen, als sie dich bekam, du warst ja richtig riesig für dein Alter." Ich erinnerte mich an die Babyfotos, die Eric mir zeigte, als wir das Nötigste aus seiner Wohnung zusammengepackt hatten.

"Stimmt, Papa hatte mir auch gesagt, dass ich ganz schön groß war", sagte Emily nachdenklich, die mittlerweile nicht mehr weinte. Wir waren auch schon an der Bushaltestelle angekommen und ich setzte mich mit ihr auf dem Schoß auf die grünen Sitze. Emily drehte sich auf meinen Schoß, wischte sich über die Augen und sah dann den vorbeifahrenden Autos zu.

"Möchtest du eigentlich noch mal Auto fahren?", fragte sie dann, und ich zuckte mit den Schultern.

"Keine Ahnung", gestand ich. Ich lehnte mich an die Wand und folgte ihrem Beispiel, indem ich die Autos beobachtete.

"Ich glaube, das macht Spaß." Emily drehte den Kopf zu mir und sah mich fragend an. Wieder zuckte ich mit den Schultern.

"Mir hatte es Spaß gemacht, aber jetzt habe ich zu viel Angst, dass wieder etwas schlimmes passiert. Ich glaube, ich überrede deinen Vater, dir später einen Volvo zu kaufen, dann muss ich mir keine Sorgen machen." Ich lachte leise, als sie mich verwirrt ansah.

"Einen Volvo? Das klingt wie ein Vogel."

"Das ist eine schwedische Automarke, die legen bei der Konstruktion viel wert auf Sicherheit. Besser als irgendein Sportwagen!" Ich nickte zur Bestätigung, dieses Mal kicherte Emily.

"Aber Sportwagen sehen cool aus. Ich will so einen, wo das Dach offen ist!"

"Nur über meine Leiche."

Kissable Daddy (ManxMan)Where stories live. Discover now