Kapitel 15.

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Jedes Mal, wenn ich die Nacht in Jasons Bett verbrachte, musste mich irgendein Vollidiot mit einem Anruf aus dem Schlaf reißen. Grummelnd kletterte ich aus dem Bett und lief zum Schrank, wo ich es gestern Abend ans Ladekabel gehängt hatte.

"Ja?", begrüßte ich den Plagegeist eher unfreundlich.

"Hallo Schätzchen, sag mal, dein Auto steht gar nicht bei dir, bist du auf der Arbeit? Ist Emily im Kindergarten, soll ich sie abholen?" Es brauchte einige Sekunden, bis ich realisierte, wer am anderen Ende der Leitung hing.

"Mom?" Etwas ungläubig rieb ich mir die Augen, und nun setzte sich auch Jason, interessiert an meinem Telefongespräch, auf.

"Ja Häschen, dein Vater und ich stehen vor deiner Wohnung, aber ich hätte wohl bescheid sagen sollen. Oh nein, oder musstest du zu Jim, du sagtest ja, das Wasser tropft bei dir von der Decke! Ich hätte dir doch das Geld schicken sollen, dann hättest du wenigstens den Klempner rufen können!"

"Molly, der Junge verdient sein eigenes Geld, du steckst ihm nichts mehr in den Arsch!"

"Matthew, nicht jetzt!", quietschte sie meinen Stiefvater aufgebracht an. Genervt schüttelte ich den Kopf, aber dann schlich sich eine ganz andere Erkenntnis in mein Gedankenfeld ein.

"Wartet, wieso seid ihr hier?!" Meine Stimmlage wurde ähnlich schrill wie die meiner Mutter, und Jason verzog stöhnend das Gesicht.

"Ich musste herkommen, ich hatte das Gefühl, du brauchst mich!"

"Oh Gott, Mom, du kannst doch nicht einfach in den nächsten Flugzeug steigen und von Thailand herfliegen, nur weil ich ein bisschen gestresst klinge!" Mein Stiefvater stieß ein spöttisches Lachen aus. "Wenigstens sind wir uns in dem Punkt mal einig, Eric."

Augenrollend zog ich das Ladekabel aus der Steckdose. "Mom, bleibt dort, ich hole euch ab, ich bin bei-" Ja, ich war bei Jason, aber ich konnte meiner Mutter schlecht sagen, dass ich bei Emilys Babysitter war, mit dem ich gelegentlich schlief, mich aber nicht entscheiden konnte, ob ich ihn jetzt mochte oder nicht.

"Okay mein Süßer, wir bleiben hier stehen, damit du uns nicht verfehlst! Ich liebe dich, fahr vorsichtig!" Schon hatte sie aufgelegt. Ich starrte das Handy an, bis Jasons Räuspern mich aus meiner Schockstarre riss.

"Deine Eltern sind aus Thailand hergekommen? Auf mich wirkst du nicht sehr asiatisch", witzelte Greenfield. Ich ging wieder zurück zu ihm und setzte mich auf sein Bett.

"Meine Mutter ist nach Thailand ausgewandert, weil mein Stiefvater dort ein Ferienpark besitzt", erzählte ich ihm und raufte mir die Haare. "Sie wollten sicher bei mir schlafen, jetzt muss Matthew Hotelzimmer buchen, dann ist er wieder richtig angepisst."

"Lass sie doch hier schlafen, die Wohnung unter mir ist auch frei", schlug Jason vor, und ich schüttelte den Kopf.

"Wie willst du denn bitte so schnell einen Mietvertrag für die Wohnung bekommen?" Greenfield lachte leise. "Neinein, die Wohnung gehört mir, die steht leer." Meine Augen verengten sich zu Schlitzen.

"Und dann lässt du mich und Emily hier einziehen, obwohl du noch eine komplett leerstehende Wohnung hast?!", giftete ich und nahm das Kopfkissen, um ihn damit eins über zu braten. Sein Lachen wurde lauter und er zog die Bettdecke über sich, anstatt mir einfach das Kissen wegzunehmen.

"Hilfe, häusliche Gewalt!", rief er und strampelte wild mit allen Gliedmaßen um sich.

"Du bist so ein Idiot, Jason!"

"Man sagt nicht Idiot, Papa!", schrie Emily und sprang ebenfalls aufs Bett. Dort nahm sie sich das zweite Kissen und ging auf mich los. "Hey!", sagte ich lachend und wich Emilys Kissenangriffen aus. Jason schlug seine Decke zurück, schoss beide Arme nach vorn, schlang sie um Ems und zog sie eng an sich.

Kissable Daddy (ManxMan)Where stories live. Discover now