Kapitel 4.

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"Danke nochmal, dass du mich fährst", sagte ich und lächelte zufrieden. Von Eric kam nur ein undeutliches Grummeln, was mich schmunzeln ließ. Eric war undurchdringlich, und das machte ihn wahnsinnig interessant für mich. Normalerweise hatte ich so eine Wirkung auf Menschen, aber bei Eric prallten meine ganzen Versuche einfach ab. Was mich nicht daran hinderte, es immer wieder zu versuchen.

"Papa fährt uns gerne überall hin wo wir wollen!", rief Emily vom Kindersitz auf der Rückbank des Autos, was ich mit einem leisen Lachen quittierte.

"Wenn so Begeisterung bei deinem Papa aussieht, dann will ich nicht wissen, wie er schaut, wenn er genervt ist." Ich beobachtete Eric bei meiner Aussage, und ich bildete mir ein, wie seine Mundwinkel ein kleines bisschen nach oben zuckten. Dann sah ich auf seine Hände, die er fest am Lenkrad platziert hatte. Eric war ein guter Fahrer, und sicherlich doppelt so vorsichtig, weil er Emily bei sich wusste.

Ich musste zugeben, dass ich erst etwas besorgt war, und ich dachte, dass ich durchdrehen würde, wenn ich mich wieder in eine der Blechkisten setzen müsste, aber Emily lenkte mich gut mit ihrer quirligen Art ab. Trotzdem hatte sich meine Hand fest um den Griff an der Tür geschlungen. Eric schien bemerkt zu haben, dass ich mich nicht wirklich sicher fühlte. Das hätte jeder, denn ich klammerte am Anfang so stark, dass man das Weiß meiner Fingerknöchel durch die dünne Haut an meiner Hand blitzen sah. Du Weichei, Jason.

Den Ring hatte Eric tatsächlich abgenommen, wie mir gerade auffiel. Erstaunt hob ich eine Augenbraue, fing das Thema aber nicht jetzt an, nicht hier vor Emily. Da wollte ich später wieder mit einem Stock in der Wunde rumpieksen, bis er mit der Sprache rausrückte. Ich hatte das Gefühl, er hatte sich dahingehend noch niemanden gegenüber geöffnet, was er definitiv sollte, denn es schien ihn doch noch zu belasten.

Schweigend parkte er auf einem freien Parkplatz bei meiner Physiotherapeutin, bevor er das Auto abstellte, den Sicherheitsgurt löste und aus dem Auto stieg. Ich tat es ihm gleich, und öffnete von außen die Tür zu Emily, um sie aus ihrem Sitz zu befreien. Sie streckte mir schon freudig die Arme entgegen, was mein Herz ein kleines bisschen stärker in meiner Brust schlagen ließ. Ich musste gestehen, dass ich sie schon in der kurzen Zeit lieben gelernt habe und alles dafür tun würde, um sie aufwachsen sehen zu können. Eric saß jedoch leider am längeren Hebel.

Vorsichtig hob ich sie aus ihrem Sitz, um sie neben mich auf den Boden zu stellen. Eric hatte schon ihren Rucksack in der Hand, den er dann gleich an mich abdrückte, nachdem ich die Tür zu seinem Wagen geschlossen hatte.

"Dann viel Spaß euch beiden, macht keinen Unsinn. Ich komme dann heute Abend nach der Arbeit vorbei." Er gab Emily noch einen dicken Schmatzer auf den Kopf, und mir warf er einen "Wehe, es passiert ihr etwas"-Blick zu. Ich grinste nur verschmitzt, was ihn böse die Augen rollen ließ. Emily ergriff meine Hand.

"Viel Spaß auf der Arbeit, Papi", sagte sie breit lächelnd. Er nickte noch einmal, bevor er wieder in sein Auto stieg und langsam davonrollte. Ems winkte ihm eifrig nach, dann sah sie mich erwartungsvoll an. "Und jetzt gehen wir Sport machen?"

"Jetzt gehen wir Sport machen", bestätigte ich und lief langsam mit ihr zum Eingang. Ich rechnete ihr hoch an, dass sie nicht mehr so überschwänglich an mir rumzerrte, sondern dass sie schnell registriert hatte, dass Schnelligkeit nicht meine Stärke war. Gelassen trottete sie mit mir zur Rezeption, wo ich schnell meinen Termin durchgab und dann mit ihr im Wartezimmer Platz nahm. Erleichtert seufzte ich auf, selbst diese kurzen Wege strengten mich an einigen Tagen extrem an, und ich war froh, heute Ablenkung durch Emily zu bekommen.

Diese hatte sich schon wieder verselbstständigt, denn sie durchforstete das Bücherregal nach Kinderbüchern, um mir dann eine breite Auswahl von fünf verschiedenen davon auf den Schoß zu legen.

Kissable Daddy (ManxMan)Onde histórias criam vida. Descubra agora