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Hayden 

Nur ein winziger Moment, dann dreht sie sich zu mir und sieht mich fragend an. "Ist was?", sie grinst ihr typisches Naomi - Grinsen.

Ich habe es in den letzten Wochen schon so oft gesehen. Jedes Mal, wenn ich nach Hause gekommen bin, und Naomi und Sophie da waren.

Ich habe sie begrüßt und sie hat jedes Mal dieses vertraute Lächeln gelächelt und ich merke jetzt erst, wie besonders es doch ist.

"Äh... nein.", murmele ich. Warum sehe ich sie jetzt auf einmal mit so anderen Augen? Ich drehe mich schnell weg, schaue auf meinen Bildschirm, und dann sofort wieder zu ihr. "Schöne Ohrringe.", sage ich fast atemlos.

"Oh", wieder dieses Lächeln. "Danke."

Ich nicke, warum auch immer.

"Habe ich geschenkt bekommen.", sagt sie, während sie etwas an ihrem Laptop tippt. Ich nicke wieder.

Dann ist es wieder ganz still, nur das Ticken der Uhr ist zu hören.

Die nächste Stunde schaffe ich doch noch einiges, schreibe mir Zusammenfassungen und Karteikarten für Deutsch und Psychologie.

Naomi fragt mich ab und zu nach einem Wort oder einer Definition und ich frage sie hin und wieder nach ihrer Meinung zu einem Satz oder einer Formulierung.

Insgesamt sprechen wir nur noch übers Lernen, aber darum soll es ja auch gehen, schätze ich.

Irgendwann vibriert Naomis Handy, welches zwischen uns auf dem Schreibtisch liegt. Wir ignorieren es, bis es wieder und wieder und wieder vibriert.

Naomi seufzt und nimmt es vom Tisch. Sie wirft einen Blick darauf und verdreht dann kaum merklich die Augen.

"Nur meine Freunde, die in unserer Gruppe über etwas diskutieren.", meint sie und legt ihr Handy wieder weg.

"Scheint wohl wichtig zu sein?", frage ich.

"Nein, kaum etwas, über was die diskutieren, ist wichtig. Nur meine Freundin, die Zickenkrieg mit nem Mädel aus unserer Stufe hat.", ihre Stimme klingt ein bisschen genervt.

"Achso."

"Die sind immer total kleinlich. Sind deine Freunde auch so?", sie dreht sich wieder zu mir.

"Äh... meine beste Freundin ist nicht so... schätze ich.", es ist merkwürdig, mit ihr über Eve zu sprechen. Aber ich habe irgendwie gar keine anderen Freunde.

Jedenfalls würde ich von keinem von denen behaupten, wir wären besonders dicke.

"Dann umgibst du dich wohl mit den richtigen Menschen.", erwidert sie.

"Niemand ist perfekt, oder?", ich knete unter dem Tisch meine Hände.

"Deine beste Freundin nicht?", sie zwinkert mir grinsend zu.

Ich weiß nicht, was ich antworten soll, also schüttele ich nur knapp mit dem Kopf. Ich habe noch nie mit Jemandem darüber gesprochen.

"Ich schätze, ihr neuer Freund macht sie unperfekter, als sie eigentlich ist.", murmele ich.

"Oh. Das typische Problem, was?"

Ich antworte nicht, sondern schaue nur verlegen überall anders hin außer ihr in die Augen.

"Lass mich raten: Sie hat kaum um noch Zeit für dich?", will sie wissen.

Ich presse die Lippen aufeinander, während ich knapp nicke.

"Tatsächlich haben wir uns letztens getroffen. Aber es ist trotzdem nicht das gleiche.", ich halte inne und warte auf eine Reaktion um herauszufinden, ob ich sie nur nerve.

High enough to fall for you✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt