Kapitel 11

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Harry

Der nächste Morgen kam viel zu bald, denn schon um 5:00 Uhr früh klingelte mein Handywecker. Kurz darauf kam auch Zayn in mein Zimmer, stellte aber fest, dass ich schon wach war und verschwand mit einem knappen „Guten Morgen" wieder. 

Ich hatte nur 2 Stunden geschlafen, weil ich die ganze Nacht wach gelegen hatte. Etliche Male war ich aufgestanden und stand vor Louis Tür. Ich wollte klopfen, mich zu ihm legen, ihn fragen was mit uns los war. Aber das traute ich mich nicht. Nach dem achten Mal wieder in mein Zimmer zurückkehren fiel ich irgendwann in den Schlaf. 

Der Morgen verging wie im Fluge, denn er war völlig hektisch. Paul stand um 6:00Uhr vor der Tür und wollte uns abholen. Liam suchte aber noch irgendetwas, was er ganz dringend mitnehmen wollte. Ich hatte nicht richtig zugehört was es war und mich schonmal ins Auto gesetzt, wo ich an der Scheibe gelehnt ein wenig döste bis die anderen Jungs kamen. 

Niall war völlig übermotiviert und hibbelte die ganze Zeit auf seinem Sitz herum. Irgendwann verpasste Zayn ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und meinte, dass er endlich aufhören sollte. 

Louis war still. Er sah unfassbar müde aus. So als ob er überhaupt nicht geschlafen hatte. Eigentlich wollte ich ihn fragen, was los war und ob es ihm gut ginge, aber ich ließ es bleiben. 

Liam blätterte die ganze Fahrt lang in irgendwelchen Unterlagen herum und führte zwei Telefonate mit irgendwem. 

Als wir am Flughafen ankamen wurden wir von der Air Port Security empfangen und an einigen Fans vorbei geschleust. Es war noch unfassbar früh und trotzdem waren einige an den Flughafen gekommen um uns zu sehen. Schon verrückt! 

Im Handumdrehen waren wir in unser Privatflugzeug eingestiegen. Ich setzte mich auf einen der Plätze am Fenster und steckte meine Kopfhörer ins Ohr.  Im Augenwinkel sah ich, wie Louis an meinem Nachbarplatz kurz stehen blieb und überlegte, ob er sich zu mir setzen sollte. Er entschied sich aber doch dagegen und verschwand im Gang weiter vorne. 

Stattdessen setzte sich Zayn neben mich. Auch gut. Eigentlich saßen Louis und ich immer nebeneinander. Schon komisch. Aber vielleicht war es besser so. Ich hatte sowieso nicht sonderlich viel Lust darauf, dass er wieder an meiner Schulter einschlief und ich ihn den ganzen Flug lang beim Schlafen beobachtete. Da war es mit Zayn schon irgendwie einfacher. Der war zwar ein bisschen grummelig, was der Uhrzeit verschuldet war, aber er ließ mich einfach in Ruhe. 

„Niall kannst du mir meine Essenstüte geben?!", fragte ich ihn durch die Sitze. Er kramte in seiner Tasche herum und reichte dann die Tüte auf der Harry stand durch die Reihe. Dankend griff ich danach und packte den Inhalt aus. 

„Auch was?", fragte ich Zayn, der dankend eines der Brötchen nahm. 

Kurz aßen wir schweigend. Irgendwann lehnte sich Zayn aus der Reihe um zu schauen, wo Louis saß und ob wir in genügend Abstand waren. Dann lehnte er sich zu mir vor. 

„Was ist mit dir und Louis?", fragte er. 

Ich drehte den Kopf zur Seite und starrte aus dem Fenster auf die Wolken. „Ich weiß nicht", meinte ich. Zayn legte die Hand auf meine Schulter und ich blickte wieder zu ihm. „In letzter Zeit- Ich weiß nicht- Er kommt mir näher", versuchte ich die Situation zu erklären. 

Zayn blickte mich Fragend an. „Ist das jetzt gut oder schlecht?" 

„Es macht mich fertig. Ich kann mich nicht kontrollieren, nicht mehr klar denken." Zayn nickte verständnisvoll. „Er macht Dinge, die er früher nicht getan hat und ich weiß nicht warum. Vielleicht hat er mitbekommen, dass ich - du weißt schon- auf ihn stehe.", sagte ich unsicher. 

„Also ich habe nichts gesagt! Zu niemandem", verteidigte sich Zayn sofort, obwohl ich nichtmal daran gezweifelt hatte. 

„Das weiß ich", versicherte ich ihm und einen Moment lang war es still, bevor ich weiter redete. „Wenn er es weiß, will er mich möglicherweise provozieren. Aber wenn er es nicht weiß kann ich mir das alles nicht erklären." 

Ich fuhr mir genervt durch die Haare. Das alles stresste mich. „Das Problem ist, dass er dadurch, dass er mir immer so nah kommt, meine Gefühle noch stärker werden lässt und das will ich nicht. Es war schon schwer genug als er das nicht getan hat, aber jetzt..." 

Zayn hörte mir aufmerksam zu. „Immer wenn er zu nah ist und ich es nicht mehr aushalte renne ich weg. Er muss denken, dass ich irgendwelche komischen Hemmungen habe. Aber es geht nunmal nicht anders. Was soll ich denn nur machen?", verzweifelte ich. Zayn knete nachdenklich seine Hände. 

„Und gestern..", erinnerte ich mich. „Gestern da hat er etwas total seltsames gemacht." 

Kurz überlegte ich, ob ich es wirklich erzählen sollte, oder ob Zayn mich dann auslachen und für Verrückt erklären würde. Doch er sah mich so interessiert und aufmerksam an, dass ich es doch erzählte: „Wir saßen da auf diesem Koffer und dann hat er plötzlich nach meinen Fingern gegriffen. Aber so behutsam und..." Ich wollte die Worte nicht sagen, tat es dann aber doch. „...Liebevoll?", fragte ich mehr als das ich es wirklich sagte. 

Auf Zayns Gesicht schlich sich ein lächeln. Aber er lachte mich nicht aus. Es war mehr so ein verständnisvolles schmunzeln. Ich blickte auf meine Hände, weil ich ihn nicht mehr anschauen wollte. 

„Das muss dir doch nicht unangenehm sein, Harry", sagte Zayn neben mir lachend. „Hast du schonmal darüber nachgedacht, dass er ähnlich wie du fühlst?", fragte mich mein dunkelhaariger Kollege dann ernst. 

Mein Kopf schoss in die höhe und ich schaute ihn schockiert an. Was sagte er denn da bloß? 

„Natürlich nicht! Louis ist sowas von Hetero. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass Louis auch nur einen kleinen Rest für Jungen übrig hat", sagte ich energisch. 

Zayn zuckte mit den Schultern. „Vermutlich hast du recht. Sorry Harry. Ich wollte dir keine unnötigen Hoffnungen machen. Ich hab' laut gedacht. Vergiss es besser schnell wieder. Nicht das du am Ende verletzt wirst", meinte er und er hatte recht.

Ich sollte mir auf keinen Fall Hoffnungen machen und das tat ich auch nicht. Ich zog es nichtmal in Erwägung nur darüber nachzudenken, ob Louis etwas für mich empfinden könnte. 


Larry Stylinson - More Than FriendsWhere stories live. Discover now