"Heute früh war das noch nicht da! Oder doch? Ich weiß nicht, es war dunkel, aber nass war es hier noch nicht!", rief sie aus und ging in den Verteidigungsmodus, aber ich schüttelte erschöpft den Kopf.

"Du kannst nichts dafür, Emily, da ist sicherlich ein Rohr geplatzt, oder so etwas", sagte ich müde und schob sie wieder aus dem Zimmer. "Ich muss gleich mal telefonieren, geh wieder zu Jason, okay?" Sie nickte, dann hüpfte sie wieder fröhlich zu Jason. Zum Glück konnte nichts ihre Laune trüben, wobei sich meine wieder in eine dunkle Ecke im Keller verzog. Das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen, einen Wasserschaden, der ganze damit verbundene Stress, dann noch die Sache mit Jason und meine Arbeit, die sich immer mehr anhäufte.

Ich schnappte mir mein Handy und wählte die Nummer meines Vermieters, während ich die anderen Räume ablief und nach weiteren Wasserflecken Ausschau hielt. Insgesamt waren es fünf, zwei im Bad, einer in Ems Zimmer, zwei in meinem Schlafzimmer, die genau über meinen großen Schrank tropften, sodass es mir nicht auffiel, und einer in der Küche, den ich heute morgen ebenfalls übersehen hatte, da das Wasser gleich in die Spüle regnete.

Beim Vermieter tutete es zwei Mal, dann konnte ich ihm mitteilen, dass die Rohre ihren Geist aufgegeben hatten und meine Wohnung bald unter Wasser stand, wenn nichts unternommen werden würde. Zu meinem Entsetzten wollte er sich das erst persönlich anschauen, aber da er noch eine Woche verreist war, sollte ich einfach alleine den Klempner rufen, wenn es mich stört. Er würde keinen Cent blechen, bis er nicht das volle Ausmaß gesehen hatte. Da ich beinahe die Fassung verloren hätte, legte ich einfach auf. Das konnte doch nicht sein ernst sein.

Verzweifelt wählte ich die Nummer von den drei erstbesten Klempnern, die ich im Internet fand, lehnte aber dankend bei den Preisen ab, die auf mich zukommen würden. Wieso war es so verdammt teuer, die blöden Rohre zu reparieren?!

Erschöpft legte ich nach dem vierten Versuch mein Handy wieder auf den Küchentisch und beobachtete, wie die neuen Tropfen stetig in die Spüle tropften und dabei mit einem leisen Klatschen in noch kleinere Wasserspritzer zersprangen. War das erlaubt, durfte mein Vermieter das überhaupt so entscheiden? Ich musste erst einmal unsere Sachen retten, dann könnte ich weiter entscheiden, was zu tun ist.

Das Klingeln unserer Haustür riss mich aus meinen Gedanken, und aus Gewohnheit schleppte ich mich in den Flur, wo Jason bereits abflugbereit stand und Emily umarmte. Irritiert sah ich die beiden an.

"Wirst du abgeholt?", fragte ich ihn, obwohl ich die Antwort eigentlich kannte.

"Ja", antwortete er knapp, bevor er Ems wieder aus seinen Armen entließ und dann die Tür aufzog. Davor stand schon sein persönlicher Taxiservice, eine wirklich schöne Blondine, und ich musste sofort an Becky denken. Perplex sah ich die junge Frau an, die Jason so herzlich anlächelte, und wurde augenblicklich eifersüchtig. Mich durchzuckte ein unangenehmer Schmerz in der Brust und beleidigt griff ich nach Emilys Hand. Ems jedoch entwand sich meinem Griff und stürzte eilig auf die Blondine zu, die sich lachend zu Ems hinunterbeugte und ihre dünnen Ärmchen um sie legte.

"Hallo Königin!", rief mein Mädchen und mein Blick schoss zu Jason, der meinen nur desinteressiert erwiderte. Was hatte das zu bedeuten?

"Hi Esther", sagte Jason und ich bildete mir ein, dass er diesen Namen viel liebevoller aussprach als meinen. Esther lächelte Jason warm an, bevor sie mir die Hand reichte. Ich zögerte etwas zu lange, denn sie zog diese nach einigen Augenblicken wieder zurück, da ich ihre nicht freundlich schüttelte, wie sie es erwartet hätte. Gelassen strich sie einfach Emily über den Kopf, als wäre diese peinliche Situation zwischen uns gar nicht gewesen.

"Ich bin Esther, Jasons Freundin und Physiotherapeutin", stellte sie sich höflich vor, und meine Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie "Freundin" sagte. Esther schien das mitzubekommen, denn sie lachte leise auf. "Ich bin mit seinem besten Freund verheiratet, keine Panik", versicherte sie mir.

"Eric", erwiderte ich knapp, jedoch kam mir dann wieder meine prekäre Lage in den Sinn und ich sah Jason flehend an. "Kannst du Emily nicht mit zu dir nehmen? Bitte, ich muss irgendeine Lösung für den Wasserschaden finden, aber ich kann mich nicht gleichzeitig um sie kümmern."Ems quietschte vergnügt, bevor sie sich von Esther losmachte und in die Wohnung flitzte. "Ich nehme meine Kuscheltiere mit!"

Jason seufzte tief, bevor er mich wieder so verletzt ansah wie gestern Abend. Das schlechte Gewissen drückte wieder schwer auf meinem Herzen und am liebsten hätte ich es mir herausgerissen, nur damit es aufhörte zu schmerzen.

"Bitte", nuschelte ich und senkte beschämt den Blick. "Ich brauche deine Hilfe, meinetwegen auch nur noch dieses eine Mal." Meine Stimme wurde immer heiserer, während ich den Satz beendete. Ich wollte ihn weiterhin sehen, mit ihm essen und mit ihm lachen, aber ich wusste, dass ich ihn damit nur verletzte.

"Ich mach es für Emily, nicht für dich", sagte er bestimmt, was mich zu einem winzigen Häufchen Elend zusammenschrumpfen ließ. Das hatte gesessen, und ich sah ein, dass ich es verdient hatte. Ich nickte zur Bestätigung, und zog mich ein paar Zentimeter von der Tür zurück, als auch schon Emily wieder erschien.

"Ich hole dich später ab, Prinzessin, sei lieb, okay?", sagte ich niedergeschlagen und sie umarmte kurz meine Beine, bevor sie aus der Tür stürmte und die Treppen hinab lief. Jason und Esther sahen ihr belustigt hinterher, bevor Esther mir genauso freundlich wie vorher winkte und Emily folgte. Ich hob noch einmal den Blick und versuchte vergeblich, eine fröhliche Regung in Jasons Gesicht zu finden. Der jedoch sah mich ausdruckslos an, und abermals durchfuhr mich dieses schreckliche Gefühl, dass ich hatte, wenn ich an gestern Abend dachte.

"Es tut mir leid, Jason", flüsterte ich, aber Jason wand sich ohne ein weiteres Wort ab und folgte den beiden hinunter zum Auto.

Kissable Daddy (ManxMan)Where stories live. Discover now