KAPITEL 29| Sky

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Skyler 'Sky' Baker
Mit falscher Hoffnung, Staunton
1.Februar

Mein Herz raste. Alles tat weh. Und meine Aufregung lähmte mich. Bebend starrte ich den Türrahmen an.  Dann hörte ich Annies Stimme und sofort schossen mir die Tränen in die Augen.
Keine Zwanzig Sekunden später kam sie durch die Tür und zog einen großgewachsene, dunkelhaarigen Typen in den Raum. Hinter ihm tauchte Alexander auf. Seine Laune noch immer am Boden. Und doch sah er irgendwie müde aus. Wieder einmal konnte ich ein wenig von dem Schmerz sehen, der in ihm wohnte. Gabe hatte seiner Familie wirklich wehgetan. Doch nicht damit, dass er hier gewesen war, sondern damit, dass er gegangen war.
"Das ist Jeff." Sie grinste ihre Mutter breit an. Er lächelte verlegen, löste sich von ihr und reichte Miranda die Hand. Ich schüttelte meine Gedanken ab. 
"Es freut mich sie kennenzulernen." Sagte er freundlich und blickte alle der Reihe nach an. Als er wieder Annie ansah wurde sein Blick noch weicher. Er war absolut vernarrt in sie und am liebsten hätte ich vor Freude geweint. Doch da war auch dieser kleine Eifersüchtige Stich. Alexander wandte sich zum Fenster und verschrenkte die Arme vor der Brust, während er rausblickte. Doch mehr als die leere Straße war nicht zu sehen. Vermutlich war er ganz woanders. Darum beneidete ich ihn. Eine Welle der Übelkeit überkam mich und ich holte tief Luft, während ich nach der Stuhllehne griff. Diese Schwindelanfälle in Verbindung mit der Übelkeit hatte ich in letzter Zeit oft, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, als würde das immer weiter zunehmen. Vielleicht war das der Stress?
"Und das ist Sky. Meine Schwägerin quasi." Stellte Annie mich lächelnd vor und ich blickte schockiert hoch. Sofort begann es in meinem Magen zu rumoren und meine Fingerspitzen zu kribbeln. Doch Jeff lächelte nur und reichte auch mir die Hand, als würde er davon nichts mitbekommen. Bermutlich tat er das auch nicht.  Unauffällig blickte er zu Alexander. Doch Annie lachte nur. "Nein. Sie ist Gabriels Freundin." Erklärte sie als wäre das völlig normal. Als wäre Gabe kein riesiger, rosa Elefant im Raum. Doch das war er und jedes Mal wenn sein Name fiel hatte ich das Gefühl, das jeder im Raum zusammenzuckte. Ich spürte wie mir die Tränen kamen. Wie als Bestätigung schnaubte Alexander verächtlich.
Dann drehte er sich zum Raum um und ließ die kalte Straße in seinem Rücken. Noch immer hatte er sie Arme vor der Brust verschränkt. Er schien zu überlegen, ob er etwas sagte oder doch lieber schwieg. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Denn Jeff hatte diese Diskussion nur unterbrochen. nicht beendet. Als unbeteiligter war er zwar ein Puffer, doch die Spannung im Raum war zum schneiden dick. 
"Das ist doch totale Scheiße." Rief er genervt. "Nur weil irgendein Flittchen daherkommt, wollt ihr sie direkt in die Familie aufnehmen." Er lachte verbittert. "Gabriel hat sich entschieden zu verschwinden. Nachdem er die Familie fast zerstört habt. Aber die Alte, die er angeblich gevögelt hat nehmt ihr auf, wie eine Heilige?" Rief er wütend und ich senkte den Blick. Denn er hatte recht. Auch wenn ich dankbar dafür war.
Und auch wenn seine Wort hart und übertrieben war, war diese Wut eigentlich nicht an mich gerichtet. Er wollte nicht mich anschreien. Hier ging es nicht um mich. Und ich verstand das. Denn auch ich hätte gerne jemanden angeschrien.
Es war der gleiche Streit wie schon vorhin. "Müssen wir das Thema nochmal durchkauen?" Fragte Miranda genervt. Sie wollte an etwas glauben. Sie wollte an mich glauben.  Jeff sah völlig verwirrt umher.
"Ich werde hochgehen." Sagte ich erschöpft und kämpfte noch immer mit den Tränen. Ich wollte die Schärfe aus dem Raum nehmen und ich wollte mich ausruhen. Denn ich war erschöpft. Die Art der Erschöpfung, die mit Schlaf nicht verschwinden würde.
"Danke." Flüsterte ich  leise und sah Alexander an. Ich konnte nicht anders. Denn er war das was Gabe am nächsten kam.
Dann wandte ich mich ohne ein Wort ab. Noch immer hatte ich dieses seltsame Gefühl der Vorfreude, diese Nervosität. Doch beides mischte sich mit dieser Erschöpfung und verschwomm zu einem übelkeiterregenden Wirbel. Ich wollte einfach nur noch schlafen.
Ich ging hinauf und in das Gästezimmer, das Miranda für mich fertig gemacht hatte und in dem ich die letzten Tage geschlafen hatte. Ich mochte dieses Haus. Es war ein schönes zuhause. Doch ich hätte auch gerne den Hof gesehen auf dem Gabe aufgewachsen war.
Langsam ließ ich mich aufs Bett nieder und hörte auf gegen die Tränen zu kämpfen. Es schmerzte. Gleichzeitig aber war es auch befreiend.
Mit verheulten Augen griff ich nach meinem Handy und wählte Abys Nummer. Ich wollte so gerne ihre Stimme hören. Das Freizeichen war so laut, dass ich die Augen zusammenkniff. "Komm schon, Aby." Flüsterte ich beinahe verzweifelt, doch auch nach dem fünften Freizeichen ging sie nicht ran. Und die Tränen die versiegt waren, kamen mit voller Wucht wieder.
Ich rollte mich auf dem Bett zusammen und kuschelte mich in die Decke, während ich mir über den Bauch strich. "Ich mag deine Familie, Wurm." Flüsterte ich leise. "Aber sie können deinen Daddy nicht ersetzen." Fügte ich genauso leise hinzu. "Aber ich liebe dich und er würde dich auch lieben. Vergiss das nie." Sagte ich leise, als würde der kleine Wurm mich tatsächlich hören.
Mir war klar das es hart werden würde. Doch ich würde mich nicht mehr davor drücken. Ich würde das hinbekommen. Auch alleine, wenn es sein musste. Es brachte nichts das ganze wegzuignorieren. 
"Du hast mich und Tante Aby." Sagte ich leise, bevor ich in den Schlaf sank. Sachte trieb ich in die Schwerelosigkeit und seufzte leise, als ich mich in einem süßen Traum wiederfand.
Einer dieser Träume aus denen man nicht mehr aufachen wollte. Einer dieser Träume die einen nicht mehr losließen. Ich liebte diese Träume. Jedenfalls bis ich aufwachte. Denn erst dann begann der Albtraum.

Freezin' Soul ( Freezin' 2)Where stories live. Discover now