KAPITEL 21| Sky

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Skyler 'Sky' Baker
In my mind, Staunton
30. Januar

Ich stand am Fenster und blickte hinaus auf die Straße. Obwohl es die Hauptstraße war und so ziemlich die wichtigste Straße der Stadt, war nicht viel los. Jedenfalls nicht im Vergleich zu Seattle. 
Es war Sonntag. Nicht das ich das gewusst hätte, wenn Miranda es mir nicht gesagt hatte. Aber heute war Sonntag. Und Sonntag war Familientag. Nur war das hier nicht meine Familie. Wenn überhaupt war das die Familie vom Wurm und ich war mir ziemlich sicher, dass mindestens einer der Familie nicht glauben würde, dass auch nur ein Teil meines Körpers hierher gehörte. Ich wollte es nicht herausfinden. Und doch war ich noch immer hier.
Mit einem tiefen Seufzen starrte ich aus dem Fenster, strich gedankenverloren über das kleine Foto und stellte mir vor, wie es wäre wenn er jetzt hier wäre.
Ich konnte beinahe fühlen, wie er seine Arme von hinten um mich legte, mich sanft an sich drückte und leicht zur Musik bewegte. Wie er seinen Kopf auf meine Schulter legte, obwohl er so viel größer war als ich. Ich konnte beinahe hören wie er meinen Namen sagte. Leise. Sehnsüchtig. Oh I wanna touch the sky, I wanna fly so high.
Für einen kurzen Moment genoss ich das Gefühl, das mir im nächsten Moment schon wieder die Tränen in die Augen trieb. Ich war echt ein Wrack. Online hatte ich gelesen, das es an den Hormonen lag. Die Hormone die mich überschütteten und mich jede Sekunde explodieren ließen. Schwangerschaftshormone. 
Das böse S-Wort machte mich jedes Mal nervös, wenn ich es nur dachte. ich wollte gar nicht wissen, wie es sich anfühlen würde, wenn ich es aussprach. 
"Sky?" Schnell wandte ich mich um. Versteckte das Bild in meiner Handfläche. Miranda jedoch bemerkte es und lächelte sanft. "Ich weiß Alexander kann schwierig sein." Begann sie und ich nickte. Das hatte ich mitbekommen, doch ich nahm es ihm nicht übel. Immerhin hatte er irgendwie recht. Ich nahm ihm nicht übel vorsichtig zu sein.
"Er versucht nur seine Familie zu beschützen." Sagte ich und lächelte sie an, steckte das Foto dann zurück in meine Tasche. "Ich würde das gleiche tun." Fügte ich hinzu und meinte es so. Ich würde meine Familie auch bis aufs Blut verteidigen. Alexander war Gabe nicht nur im Aussehen ähnlich. Sie hatten zwar beide unterschiedliche Wege ihre Familie zu beschützen, doch im Grunde wollten beide sie nur schützen. Daran war nichts verwerflich.
Als mich eine Welle der Übelkeit überrollte, holte ich tief Luft und presste mir meine Handfläche auf den Bauch. Ich hatte gelesen, dass es bei den meisten Frauen besser wurde, doch ich hatte das Gefühl, als würde es bei mir immer schlimmer werden. 
"Ist alles in Ordnung?" Fragte Miranda und ich nickte leicht. "Ja. Alles bestens." Brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und lächelte angestrengt, doch sie glaubte mir nicht.
"Ich freue mich dir unsere Kleine vorzustellen." Sagte sie aber dann, um nicht mehr auf mein Unwohlsein einzugehen. "Gabe hat mir von ihr erzählt. Als er ging war sie zwölf." Miranda nickte leicht. "Sie hat ihn vergöttert." Erklärte sie. "Alex hatte nie viel mit ihr zu tun. Er war da viel mit sich selbst beschäftigt. Doch Gabe war da anders. Er alberte viel mit ihr herum." Erzählte sie weiter und jedes Puzzleteil rückte an seine Stelle. 
"Ich habe ihr nichts von dir erzählt. Noch nicht." Gab Miranda zu und ich nickte. "Ich kann oben..." Schnell schüttelte sie den Kopf. "Nein! Ich möchte das du sie kennenlernst." Wieder nickte ich. Doch plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war. 
"Ich will nicht stören. Es wird genug Spannung am Tisch geben." Äußerte ich meine Sorgen. Miranda aber schüttelte nur den Kopf. 
"Wenn es nach mir geht bist du ein Teil der Familie und kannst so lange bleiben, wie du möchtest." Das hatte sie mir schon mal erzählt. "Warum?" Fragte ich leise. Denn ich verstand es nicht. Ich konnte Alexanders Reaktion so viel mehr nachvollziehen. Ich war eine Fremde. Ohne Beweise. Ich konnte irgendwer sein. 
"Setz dich kurz zu mir." Bat sie und ich ging vom Fenster zu dem kleinen Zweisitzer. Neben ihr ließ ich mich nieder. Sofort griff sie nach meiner Hand. Dann sah sie mir direkt in die Augen.
"Wenn du wissen willst, warum ich dir glaube?" Ich nickte leicht. "Nicht weil du mir Dinge über ihn erzählst, nicht wegen dem Foto..." Sie zeigte auf meine Hosentasche. "Es war dein Gesicht. Der Ausdruck auf deinem Gesicht." Sanft lächelte sie, drückte meine Finger und sah mir noch immer tief in die Augen. Als würde sie mir direkt in die Seele gucken. Das hatte Gabe von ihr. 
"Du sahst so aus, wie ich damals, als ich ihn verloren hatte. Gequält davon, das wir sehen können wer er ist..." Mir kamen die Tränen. "Er aber sieht es nicht. Er kann nicht sehen was wir sehen." Zärtlich hob sie ihre Hand und wischte mir die Tränen weg. "Ich fühle es. Und auch wenn mein Sohn der Meinung ist ich bin verrückt, so möchte ich dir einfach glauben." Sie zuckte mit den Schultern. "Und selbst wenn er Recht hat..." Begann sie leise. "...was könntest du mir schlimmstenfalls antun?" Fragte sie mich und ich senkte den Blick. 
Mir würde eine Menge einfallen. Denn die Welt war voll von gequälten und fehlgeleiteten Seelen. Menschen sie verzweifelt waren und nicht mehr weiter wussten. Ich selbst gehörte dazu. Irgendwie. Denn ich war hier um etwas zu bekommen. Was genau wusste ich zwar noch nicht, doch trotzdem konnte ich doch jemand sein der log. Und auch wenn ich nicht log, so fühlte ich mich trotzdem wie eine Betrügerin.
"Die anderen werden gleich da sein." Begann sie und erhob sich. "Zum ersten Mal seit Jahren fühlt es ich an, als wären all meine Kinder wieder hier." Sagte sie und lächelte ein letztes Mal. Dann ging sie hinaus. Ich hörte ihre Schritte, die zweifelsohne in die Küche gingen. 
Dieses Haus war so ruhig. Viel zu ruhig. Es war viel zu groß für eine Person und fühlte sich an, wie ein Museum. Ein Museum der Vergangenheit. 
Und auch wenn ich mich wie ein Eindringling fühlte, so fühlte ich mich hier mittlerweile irgendwie auch zuhause. Selbst wenn Gabe nicht hier war.

Freezin' Soul ( Freezin' 2)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant