KAPITEL 10| Aby

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Aubrey 'Aby' Baker
Auf dem Boden der Tatsachen, Seattle
26. Januar

Mich verheulten Augen saß ich bei Bailey auf der Couch und löffelte Schokoeis in mich hinein. Doch selbst mein liebstes Eis konnte mich von diesem Herzschmerz nicht ablenken. "Weißt du, sie hat recht, irgendwie..." Sagte Bailey vorsichtig und ich hob den Blick. "Was?" Hakte ich nach und ließ den Becher in meiner Hand sinken.
"Sie ist deine kleine Schwester. Kannst du dich noch an den Typen erinnern mit dem du was hattest? Der uns immer zu den ganzen Partys geschleppt hat?" Fragte sie und ich nickte. Ein absoluter Idiot. Leider hatte ich das viel zu spät herausgefunden.
"Du warst fast ein halbes Jahr mit ihm zusammen und er hat sie am Ende immer: Der andere Zwilling genannt." Sagte sie mit einem Schnauben. "Aber... Das ist doch was anderes." Wollte ich mich herausreden, doch ich wusste sie hatte Recht. Bailey hatte leider zu oft Recht. 
"Sie ist erwachsen und trotzdem behandelst du sie wie ein Kind." Erklärte sie weiter und ich spürte, wie ich wütend wurde. Was nicht zuletzt daran lag, dass sie Recht hatte.
"Aber..." Ich brach ab. Mir fiel keine Erwiderung ein. "Sei doch froh, das sie nicht mehr diesem Nolan hinterhergafft." Sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln. "Also soll ich froh sein, das sie schwanger von einem Fremden ist der mitten im nirgendwo wohnt und sie nicht unterstützt?" Fragte ich genervt und begann wieder Eis in mich hineinzuschaufeln. "Nein. Aber du solltest sie dabei unterstützen." Bailey holte tief Luft. "Wir beide wissen nicht, was sie durchgemacht hat. Aber er weiß es. Was die beiden verbindet, können wir nicht nachvollziehen." Ich nickte. "Sie liebt einen Mann der sie liebt und trotzdem können sie nicht zusammen sein." Erklärte Bailey mir und ich biss mir auf die Wange. "Wie soll sie damit umgehen? Ich wüsste es nicht." Ich hasste es, wenn sie so war. So weise.
"Aber warum schließt sie mich dann aus? Warum sagt sie mir das nicht? Warum erzählt sie mir nicht von ihm?" Wollte ich wissen und starrte auf meine Reflektion die ich im Löffel sah. "Weil du nicht die Person bist, der sie all das erzählen will. Weil du sie in eine Form quetschen willst in die sie nicht mehr passen will." Energisch schüttelte ich den Kopf. "Ich will sie doch gar nicht zu etwas machen, dass sie nicht ist." Bailey lächelte sanft. "Und doch wirfst du ihr vor, dass sie sich verändert hat." 
Ihre Worte waren wahr. Das konnte ich nicht leugnen, auch wenn ich es noch so sehr wollte. Versuchte ich sie wirklich klein zu halten? Wollte ich das sie jemand war, der sie nicht war? Traf ich Entscheidungen für sie? War ich wirklich so schlimm? 
Tief in mir wusste ich, dass Bailey recht hatte. Und das machte die Sache nur schlimmer. Ich liebte Sky und ich wollte sie beschützen, doch ich hatte nie vor sie einzuengen. Kein Wunder das sie vor mir davonlaufen wollte. 
Ihr Leben war das reine Chaos und ich war da keine Hilfe. Doch Parker war da noch weniger Hilfe. Wie konnte er sie alleine lassen? Mit einem Baby? Zu seiner Verteidigung wusste er nichts davon. Doch Sky tat so als würde das keine Veränderung bedeuten. Doch das war ein Kind und das änderte alles und egal was für eine eigenartige Mitleidsnummer Gabe Parker auch abzog, er hatte seinen Arsch gefälligst aus der Tundra zu schaffen und dieses Kind großzuziehen. 
Vielleicht versuchte ich Sky zu bevormunden, sie klein zu halten, für sie zu entscheiden und vielleicht wollte sie das nicht. Ich würde versuchen mich zu ändern. Aber nun ja. Ich würde damit heute noch nicht anfangen. Denn ich liebte Sky. Und Sky liebte, warum auch immer, diesen Mann. Und wenn auch nur ein Funke von dem Mann in ihm steckte, den Sky in ihm sah, würde er seinen Mann stehen und ein Vater sein. Und er würde ein guter Vater sein. Es war mir egal, dass Sky glaubte ich täte ihr nicht gut. Wenn sie aber glaubte, dass er ihr gut tun würde, dann würde ich dafür sorgen, dass er aus der bescheuerten Hütte hinaus kam und aufhörte verstecken zu spielen. 
"Mir gefällt dieser Ausdruck nicht." Riss Bailey mich aus meinen Gedanken. Ich lächelte. "Du hast eine Idee." Riet sie richtig und ich nickte. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie hören will." Fügte sie hinzu. "Sky hat die Welt verdient. Und warum auch immer ist er ihre Welt." Sie nickte. "Also werde ich dafür sorgen, dass er erfährt, dass er nicht nur sie sitzen lässt, sondern auch sein Kind." Bailey musterte mich kurz. "Glaubst du das ist eine gute Idee?" Ganz ehrlich? Ich wusste es nicht. Ich konnte eigentlich keinem meiner Gedanken mehr trauen. Denn ganz ehrlich, nichts klang nach einer wirklich guten Idee. Aber ich war nicht der Typ der einfach herumsaß und nichts tun konnte. Ich war jemand der was machen musste.
"Wer weiß denn schon was gut ist und was nicht? Ich weiß nur das Sky glücklich sein soll. Vielleicht hast du Recht. Vielleicht bemutterte und bevormunde ich sie. Vielleicht enge ich sie ein. Aber ich will das sie all das Glück bekommt, dass sie verdient." Erklärte ich mit einem Schulterzucken. "Und wenn Parker das ist was sie glücklich macht, dann soll es so sein. Aber niemand, wirklich niemand, bricht meiner kleinen Schwester das Herz." Sagte ich fest. "Und wenn jemand es doch versucht, dann breche ich ihm eben die Beine." 

Freezin' Soul ( Freezin' 2)Where stories live. Discover now