𝐧𝐢𝐧𝐞𝐭𝐞𝐞𝐧

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Harry schüttelt nur leicht den Kopf, woraufhin ich bitter auflache. „Menschen, die einem angeblich etwas bedeuten, verletzt man nicht. Weder Physisch, noch emotional. Und erst recht sagt man ihnen nicht, wie fett und hässlich sie sind. Ich bin doch ein einziger Witz für dich." monoton sehe ich ihn an, woraufhin seine Hand an meine Wange gleitet.

„Du bist nicht fett... Und auch nicht hässlich, Louis." sagt er und streicht mit dem Daumen sanft darüber. Ich glaube, er hat einen zu viel hinter gebechert.

Stumm mustere ich ihn, während er noch einen Schritt näher an mich heran tritt und ehe ich mich versehen habe, liegen seine Lippen auf meinen und üben leichten Druck aus.

Mein Herz beginnt gegen meine Brust zu rasen und in meinem Bauch macht sich ein komisches Gefühl breit. Einige Sekunden stehe ich wie in schockstarre einfach nur da, ehe ich meine Hände an seine Brust lege und ihn von mir drücke. Ist er jetzt vollkommen übergeschnappt? Oder will er sich einfach wieder über mich lustig machen, indem er rumerzählt, dass er nun weiß, dass ich definitiv schwul bin?

Entsetzt und zugleich sauer sehe ich ihn an, ehe ich mich rumdrehe und unsere Treppen hochlaufe. Kaum bin ich drinne, schließe ich die Tür und lehne mich gegen diese. Gott verdammt, ich hasse diesen Jungen.

Mit schnellen Schritten laufe ich in mein Zimmer, entledige mich meiner Kleidung und lasse mich auf mein Bett fallen. Kaum zwei Minuten später, klingelt mein Handy in Dauerschleife.

23:36 Uhr
Idiot von Nebenan:

Fuck.

23:36
Idiot von Nebenan:

Es tut mir leid, Louis.

23:37 Uhr
Idiot von Nebenan:

Das hätte nicht passieren dürfen.

Kopfschüttelnd lese ich die Nachrichten und blockiere ihn kurzerhand. Es macht mich wütend, wie er mit mir spielt, als wäre ich seine Marionette.

Erneut leuchtet mein Handy auf. Dieses mal ruft er an, doch ich drücke ihn weg und schalte mein Handy aus.

Die Decke ziehe ich mir bis zum Kinn und seuftze leise auf, als ich wieder Licht durch mein Fenster vernehme. Diesmal aber flackernd; so, als würde jemand den Lichtschalter dauernd an- und ausschalten.

Ich klettere ans Ende meines Bettes und sehe aus dem Fenster, nur um Harry an seinem Fenster stehen zu sehen. Er hält einen Zettel gegen die Scheibe und bei genauerem hinsehen, kann ich erkennen, was darauf steht.

Können wir reden?

Ich verdrehe die Augen und stapfe zu meinem Schreibtisch, nur um mir einen Zettel zu schnappen und in Großbuchstaben 'NEIN!' darauf zu schreiben. Ich nehme mir ein Stück Tesafilm und klebe es an die Scheibe, ehe ich meine Vorhänge zuziehe und mich zurück ins Bett fallen lasse.

Wieso kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich bin wütend auf ihn und das zurecht. Ich möchte nicht mit ihm reden. Am liebsten nie wieder.

Am nächsten Morgen sende ich ein Stoßgebet ab, dafür, dass ich keinen Kater habe. Ich strecke mich einmal ausgiebig, ehe ich mich in meine Sportsachen werfe und das Haus verlasse.

Eine Runde joggen, um den Kopf frei zu kriegen, kann nicht schaden.

Ich kann immernoch nicht fassen, was da gestern abgelaufen ist. Hauptsache er lässt mich in Ruhe, denn ich habe echt die Schnauze voll von seinen Spielchen.

Auf dem Rückweg halte ich kurz beim Bäcker an, um ein paar frische Brötchen für meine Mum und mich zu besorgen. Niall scheint dasselbe vorzuhaben, denn er steht direkt vor mir in der Schlange. Lächelnd nehme ich einen Kopfhörer raus und sehe ihn an. „Hey, Ni."

Überrascht dreht er sich um und lächelt mich müde an. Bei ihm hat der Kater wohl deutlich heftiger zugeschlagen. Aber er war bestimmt auch noch um einiges länger dort, als ich.

„Hey, Lou. Wie kannst du nur schon wieder so fit sein, am frühen Morgen? Ich bin fix und alle." er lächelt schief und streicht sich durch die Haare. Ich zucke nur leicht mit den Schultern, während Niall seine Brötchen bestellt und sich dann wieder zu mir wendet.

„Was war gestern los? Du bist einfach verschwunden. Hat Harry dich verletzt? Liam hat gesagt, wenn das der Fall ist, dann-" faselt er mit lauter Stimme vor sich her, weshalb ich ihn unterbreche.

„Hat er nicht."

Verwirrt blickt er mich an. „Wieso bist du dann abgehauen?"

Ich seuftze leise auf und erzähle ihm die Kurzfassung. Den Kuss-Teil lasse ich beabsichtigt aus.

Niall nickt nur verständlich und bezahlt. „Der Typ hat echt den Verstand verloren." er verdreht die Augen und auch ich nehme jetzt meine Brötchen entgegen und verlasse mit Niall die Bäckerei. Gemeinsam laufen wir ein Stück, da er nur eine Straße weiter wohnt.

„Du schuldest mir noch eine Erklärung." ich sehe ihn an. „Bezüglich deines grünen Bechers."

Er lächelt schüchtern und wird rot. So kenne ich ihn überhaupt nicht. „Ich weiß nicht. Vielleicht gibt es da jemanden."

„Und wer ist die Glückliche?" frage ich nach.

„Der Glückliche." korrigiert er mich, woraufhin ich ihn überrascht ansehe. „Du stehst auf Männer?"

„Ich stehe nicht auf Männer. Ich stehe auf Liam." kaum sind seine Worte ausgesprochen, sieht er mich ertappt an, weshalb ich anfange breit zu grinsen. „Liam ist aber auch ein Kerl. Nur, falls dir das nicht aufgefallen ist, Ni."

Er verdreht die Augen und boxt mir gegen die Schulter. „Natürlich ist mir das aufgefallen. Ich weiß nicht, ich mag ihn irgendwie." er lächelt ein wenig vor sich hin.

Ich nicke leicht und sehe wieder nach vorne. „Ja, Liam ist echt ganz nett." ich lächele ebenfalls. „Das hättest du mir aber auch ruhig mal vorher sagen können!" beschwere ich mich lachend und wuschele ihm durch die Haare.

„Ich hatte Angst, wie du reagieren würdest. Immerhin hat Liam uns auch eine Zeit lang runtergemacht." gibt er zu und beißt sich auf die Unterlippe.

Ich zucke mit den Schultern und sehe ihn an. „Es ist dein Leben, Niall. Und außerdem unterstütze ich dich bei allem, das weiß du doch."

Dankend lächelt er mich an, ehe wir uns voneinander verabschieden und ich den restlichen Weg zu unserem Haus zurück jogge. Von der Straße aus kann ich halbwegs den Zettel sehen, der noch immer an meinem Fenster hängt.

Seuftzend sehe ich zu Harry's Zimmer, an dem ebenfalls ein Zettel klebt. Diesmal aber ein neuer, weshalb ich auf unsere Terasse laufe um ihn besser lesen zu können.

Bitte?

Genervt schließe ich auf und betrete die Küche, um mit meiner Mum zu frühstücken, bevor sie auf die Arbeit fährt.

plastic hearts [L.S.]Where stories live. Discover now