𝐭𝐡𝐢𝐫𝐭𝐲/𝐟𝐨𝐮𝐫

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Die restliche Woche ignoriere ich Harry komplett. Er hat noch zweimal versucht, mich anzurufen, aber ich habe ihn weg gedrückt.

Er hängt die ganze Zeit mit Grayson und Zayn aufeinander, sodass es ihm wohl egal zu sein scheint, dass Liam sich fast komplett von ihm abgewendet hat.

Mittlerweile ist es Freitag und ich habe beschlossen heute nochmal zum Training zu kommen, um mich vom Coach zu verabschieden. Nur leider habe ich da die Rechnung ohne seine Frau gemacht, die heute ihr Kind bekommt. Dementsprechend ist er nicht da.

Mein Blick huscht über das Feld und bleibt wie gewöhnlich bei einer bestimmten Person hängen.

Harry und Grayson benehmen sich wie ein altes Ehepaar und das geht mir erheblich gegen den Strich. Ich könnte kotzen, wenn ich die beiden zusammen sehe. Und dann auch noch diese überschwinglich nette Art von Grayson.

Ich meine, was soll das von Harry?

Erst hasst er mich und macht mich fertig, nur um mir dann zu erzählen, er hat das nur gemacht, weil er verrückt nach mir ist und seine Gefühle nicht zulassen kann, wegen seiner Vergangenheit. Er verhält sich lieb mir gegenüber und schläft mit mir, nur um mich danach wieder links liegen zu lassen?

Das klingt für mich nach einem klaren Fall von 'Ich habe dir alles nur vorgespielt, um dich ins Bett zu bekommen. Eigentlich habe ich gar keine Gefühle für dich, sondern habe gelogen, um zu bekommen, was ich wollte. Und jetzt, da ich es habe, behandel ich dich wieder wie vorher.'

Ich verstehe nur einfach nicht, was es ihm bringt. Vielleicht hatte er auch einfach eine Wette mit irgendwem am laufen. Vielleicht mit Zayn. Aber warum ich?

Er könnte jeden in die Kiste kriegen, wenn er wollen würde. Sogar Grayson.

Bei dem Gedanke wird mir schlecht und ungewollt ploppen Bilder in meinem Kopf auf, wie die beiden nackt zusammen in Harry's Bett liegen; die mich dazu bringen, mit schnellen Schritten vom Feld zu rennen und mich letztendlich sogar zu übergeben.

Verdammte Scheiße, nochmal. Wann hat er so viel Einfluss auf mich bekommen?

Ich nehme das schrille Geräusch von Harry's Pfeife war, ehe er über's Feld ruft, dass die anderen weiter spielen sollen und er zu mir gejoggt kommt.

Ich suche Halt an einer Bank, an der ich mich abstütze und streiche mir über's Gesicht.

Da ich mit dem Rücken zu Harry stehe, bemerke ich ihn erst gar nicht und zucke zusammen, als er mir eine Hand auf den Rücken legt. „Louis? Was ist los?" fragt er mit sanfter Stimme. „Geht's dir nicht gut?"

Ich drehe meinen Kopf leicht zu ihm und sehe ihn aus feuchten Augen an. „Fass mich nicht an." sage ich nur kurz und versuche seine Hand von meinem Rücken zu nehmen, wobei ich fast das Gleichgewicht verliere. Blöder Kreislauf.

Mit einer geschickten Bewegung hält Harry mich noch fest, bevor ich in meiner eigenen Kotze lande und setzt mich auf der Bank ab, wo er wieder einen Arm um meinen Rücken legt.

„Du zitterst ja." stellt er fest und schaut mich besorgt an.

„Geht schon." winke ich ab und schließe die Augen für ein paar Sekunden.

Harry hält mir seine Wasserflasche hin. „Hier, trink bitte etwas." er schraubt den Deckel ab und führt sie mir an den Mund, so, als ob ich das nicht selbst könnte.

Ich nehme die Flasche und trinke ein paar Schlucke. „Danke."

Er nickt leicht und streicht mir ein paar Haare aus der Stirn. „Was war los? War das Training zu hart? Oder bist du vielleicht krank?"

Wow, man könnte ja fast meinen, er ist besorgt.

Ich schüttele leicht den Kopf. „Alles gut, mir war nur schlecht. Ich gehe einfach nach Hause."

Skeptisch mustert er mich, ehe er aufsteht und erneut in die gelbe Pfeife pustet. „Training ist für heute beendet, Jungs! Wir sehen uns heute Abend!" ruft er über das Feld, woraufhin er einige verwirrte Blicke kassiert, die anderen dann aber schließlich doch reingehen.

„Was soll das? Wieso beendest du das Training?" frage ich verwirrt.

„Ich bringe dich nach Hause." sagt er und schenkt mir ein kleines Lächeln, woraufhin ich den Kopf schüttele. Das kommt gar nicht in Frage, wegen ihm habe ich den ganzen Schlamassel doch erst.

„Keine Wiederrede." sagt er, noch bevor ich antworten kann und steht auf. Er greift nach meiner Hand, weshalb ich mich von ihm hochziehen lasse und mich vielleicht sogar ein wenig an seinem Arm festklammere, da ich immernoch ein bisschen wackelig auf den Beinen unterwegs bin.

Er trägt sowohl unsere beiden Rucksäcke, als auch unsere Sporttaschen, dabei habe ich ihm zehn mal gesagt, ich kann meine Sachen selber tragen. Aber er hat darauf bestanden.

Das ich hier händchenhaltend mit Harry durch die Straßen laufe, scheint ihn kein bisschen zu stören.

„Gehts dir besser?" fragt er, als wir in unsere Straße einbiegen. Ich nicke nur leicht.

Natürlich geht es mir besser, wenn er mich so fürsorglich behandelt und mich nach Hause bringt. Natürlich geht es mir besser, wenn er an meiner Seite ist und meine Hand hält.

Ich streiche mir mit der freien Hand durch mein Gesicht und nehme einen tiefen Atemzug.

Vielleicht sollte ich mir so langsam mal eingestehen, dass da vielleicht doch mehr ist, als ich zulassen will und dass es schwerer ist, ihn zu vergessen, als mir lieb ist.

Harry kramt meinen Haustürschlüssel aus meinem Rucksack und schließt die Haustür auf, ehe er meine Sachen im Flur ablegt und wieder zu mir nach draußen kommt.

„Danke." sage ich kurzerhand und presse die Lippen aufeinander. „Für die Hilfe. Ich weiß, du kannst mich scheinbar nicht sonderlich gut leiden, aber das war echt nett von dir." ich sehe ihn an. Sein Kiefer ist angespannt und er sieht mich durchdringlich an.

„Das denkst du von mir? Das ich dich nicht leiden kann?"

Ich zucke mit den Schultern und nicke dann leicht. „Irgendwie schon."

Er kommt noch einen Schritt näher an mich heran und nimmt mein Gesicht in die Hände. „Natürlich mag ich dich, Lou."

Stumm sehe ich ihn an.

„Wir sind doch Freunde, schon vergessen?" fragt er und lächelt leicht.

„Ehrlich gesagt, ja. Freunde nutzt man nicht aus, oder?" sage ich und spüre wie sich schon wieder Tränen in meinen Augen sammeln, hoffe jedoch, dass er es nicht sieht.

„Louis ich-" beginnt er, doch wir werden von einem Rufen unterbrochen, weshalb wir auseinander zucken. Harry dreht sich um und ich schaue an ihm vorbei, zu seinem Haus.

Auf der Terasse vor der Tür steht Grayson der zu uns rüber winkt und strahlt, als hätte er im Lotto gewonnen.

„Kommst du?" ruft er zu Harry, welcher leicht nickt und sich wieder zu mir umdreht.

Das Einzige, dass er jedoch nur noch von mir zu sehen bekommt, ist die Haustür, die sich mit einem lauten Knall schließt.

plastic hearts [L.S.]حيث تعيش القصص. اكتشف الآن