「 Kapitel 28 」

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Die Menschen waren immer noch genau so, wie Ilèyn sie in Erinnerung hatte.
Immer, wenn sie ihre Mutter begleitet hatte, wenn diese sich mit den Händlern der Seestadt traf, sahen diese genau so aus, wie alle Menschen, die der Zwergin gerade seltsame Blicke zuwarfen.
Männer und Frauen, mehrlagig in dicke Stoffe gekleidet, in schwarz, dunklem Rot und Blau. Derbe, mit Fell gefütterte Stiefel und große Mützen, welche die Ohren verdeckten, gehörten bei diesen geringen Temperaturen zum Alltag, genau wie der vorrangige Handel mit Fisch und Fellen.
Trotz der Vielfältigkeit der verschiedensten Menschen, welche in der Seestadt lebten, waren sie in ihrer Gesamtheit wirklich sehr skeptisch gegenüber allem, was sie nicht kannten. Und das ließen sie unbekannte Neuankömmlinge auch spüren.
Jeder kannte jeden, jeder wusste von jedem, wo er wohnt.
Und doch hatte man das Gefühl, dass sehr sehr vieles nicht funktionierte. Zwischenmenschlich nicht, wirtschaftlich nicht. Vieles schien schwierig, problematisch und ohne Aussicht auf eine Besserung.
Ilèyn ließ ihren Blick vorsichtig umher schweifen, mied den Augenkontakt mit den Menschen.
Die Gruppe eilte im Gänsemarsch durch die Stadt.
Man hätte es tatsächlich unauffälliger gestalten können, jetzt wo Ilèyn genauer darüber nachdachte.

"Halt! Hey!" rief jemand rechts von ihnen.
Als Ilèyn und die anderen hinüber sahen, erblickten sie eine der Wachen der Seestadt. Der Soldat kam zu ihnen geeilt.
"Kommt, weg hier!" sagte Thorin und rannte los.
"Im Namen des Bürgermeisters der Seestadt!" rief die Wache hinter ihnen "Ich sagte halt! Halt! Haltet sie auf!"
Die Gruppe rannte in die engen Gassen zwischen den Hütten, quetschte sich an Marktständen und weiteren Menschen vorbei. Ilèyn war direkt hinter Thorin, der wild auf den Stegen herumeilte, um ein Versteck zu finden. Ohne Vorwarnung blieb der Zwergenanführer stehen und Ilèyn rannte mit voller Wucht in in hinein, hinter ihr stießen Dwalin und Bombur gegen sie.
"Zurück!" rief Thorin.
Der Rest der Gruppe hatte noch gar nicht mitbekommen, dass ihnen der Weg versperrt war, sie stießen alle gegeneinander und machten sofort kehrt, als ihr Anführer wieder an ihnen vorbeigehastet kam.
Die Zwerge verschwanden zwischen den Ständen und den Pfählen, welche die Hütten der Seestadt über dem Wasser hielten.
Ori griff nach einem Paddel, welches vor seinen Füße lag und schlug es der Wache, die ihn verfolgte mit voller Wucht in das Gesicht. Der Soldat taumelte nach hinten und fiel rücklings über Bombur, der sich hinter ihn gekniet hatte.
Ilèyn hörte, wie sich eine der Wachen ihr näherte. Als der Mann um die Ecke gebogen kam, trat die Zwergin nach seinem Bein. Die Wache stolperte und knallte mit dem Kopf gegen einen Pfosten, daraufhin sank sie bewusstlos zu Boden. Ilèyn griff nach einem der Taue, welche für die Fischerboote bereit hingen und warf es Kili zu. Er und sein Bruder gingen in die Hocke, zogen es straff und sorgten dafür, dass ein weiterer Soldat zu Boden ging.
Nori schlug mit einer Bratpfanne um sich, Dwalin mit seinen Fäusten.
Eine Traube von Menschen hatte sich um die Zwerge versammelt und beobachtete das Geshehen. Sie murmelten leise durcheinander und waren etwas überfordert mit der Situation, die sich ihnen dort vor ihren Augen bot.
"Das war's, wir ziehen viel zu viel Aufmerksamkeit auf uns." zischte Ilèyn an Fili gewandt.
Auf einmal löste sich die Menschentraube so schnell auf, wie sie entstanden war. Die Bewohner der Seestadt eilten zurück zu ihren Ständen, führten ihre Gespräche weiter oder setzten ihren Heimweg fort.
Ilèyn lugte hinter dem Pfahl hervor, hinter dem sie sich versteckt hielt.
"Was geht hier vor?" Ein Mann war auf dem Steg erschienen, offensichtlich der Hauptmann der Wache. Ihm folgten weitere Soldaten. Alle sahen sich misstrauisch um.
Die Zwerge wagten nicht, sich zu bewegen und verharrten in ihren Verstecken zwischen Ständen, Körben und Fässern und hinter Pfählen. Sie machten sich bereit, sich sofort weiter zu prügeln.
"Bleibt, wo ihr seid, niemand rührt sich vom Fleck!" rief der Hauptmann. Er und seine Männer liefen langsam an den Ständen vorbei und sahen sich um.
Ilèyn hockte hinter einem Stapel Holzkisten. Direkt neben ihr lag noch einer der Wachposten, den sie gerade eben außer Gefecht gesetzt hatte.
Neben den Kisten befand sich ein Marktstand. Eine schwarzhaarige Frau verkaufte Kräuter. Sie beobachtete das Geschehen genau.
Als Ilèyn vorsichtig an den Kisten vorbeischauen wollte, kam Bard geradewegs auf den Hauptmann zugelaufen.

"Braga." sagte er entspannt und freundlich.
"Du..." antwortete der Soldat "Was heckst du hier aus, Bard?"
"Ich?" fragte Bard unschuldig "Nichts. Ich hecke gar nichts aus."
Ilèyn vernahm ein leises Stöhnen neben sich. Die Wache, die am Boden lag kam langsam wieder zu sich. Gerade als die Zwergin nach ihm schlagen wollte, fiel von oben ein Kräutertopf herab, direkt auf den Kopf des Mannes. Ilèyn atmete auf.
Sie linste hinter den Kisten hervor und sah, wie der Hauptmann sich gerade an Bard vorbeidrängte, um nach dem Rechten zu sehen.
In diesem Moment stellten die Händler, Körbe, Kisten und andere Dinge zu Boden und verdeckte den Rest der überwältigten Wachen.
Ilèyn musste schmunzeln.
Nach einigen Sekunden hörte die Zwergin, wie die Wachen der Seestadt wieder abzogen, an der Spitze ihr Hauptmann.
Langsam trauten sich die Zwerge aus ihren Verstecken hervor und folgten Bard sofort weiter unter den Häusern und über die Stege entlang.
"Vater!" rief jemand und schnelle Schritte näherten sich.
Ein Junge erschien vor ihnen. Schwarzes, welliges Haar, wie sein Vater. Die braunen Augen sahen unsicher von Bard zu den Zwergen und wieder zurück. Der Junge war gekleidet in dunkelbraunes Leder, besetzt mit Pelz, darunter trug er ein wollenes dickes Hemd.
"Unser Haus. Es wird beobachtet." sagte er hektisch.
Sofort sah Bard zu der Gruppe hinter sich. Er und Thorin wechselten einen ratlosen Blick.
Einen Moment später kam der Mann auf die Zwerge zu.
"Hört mir zu, Ihr müsst nun genau das tun, was ich Euch sage, habt Ihr verstanden?"
Thorin warf seinen Kameraden einen vielsagenden Blick zu. Dwalin schaute, wie sonst auch, grimmig drein. Er traute dem Kahnführer noch immer nicht wirklich über den Weg.
Balin kam schnell zu dem Zwergenanführer herangetreten.
"Wir haben keine Wahl, Thorin. Es wird nicht anders gehen." flüsterte er Eichenschild zu.
Thorin nickte langsam und sah dann wieder zu Bard auf.
"Was habt Ihr vor?" fragte er leise.
Bard und sein Sohn führten die Zwerge zum Rand des Steges.
"Ich hoffe, Ihr seid gute Schwimmer." sagte der Kahnführer nur und deutete auf das eisige Wasser.

2003

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