33 | fehlgeschlagene Kommunikation

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| Harry |

Monatelang hatte ich darauf gewartet, dass mir Emma endlich bedingungslos vertrauen würde und sich mir hingeben konnte, doch dass es ausgerechnet an diesem Abend so weit war, war denkbar ungünstig. Ich wollte sie nicht zurückstoßen, das hätte sie bloß verunsichert.
Doch in meinem Kopf hallten ständig Camilles Worte wider. Sie hatte mir so vieles vorgeworfen und das auf eine Art und Weise, die unmöglich an mir hätte vorbei gehen können ohne mich zu berühren.

Doch ich konnte und wollte ihre Anschuldigungen nicht länger an mich heranlassen, um mich auf Emma einlassen zu können. Ich wollte mich auf sie konzentrieren.
Wie gewohnt schob ich die Vorwürfe also von mir weg, in der Hoffnung, sie würden sich in Luft auflösen. Und stattdessen legte ich meinen Fokus so sehr auf Emma, dass Raum und Zeit förmlich verschwammen.

Wir verbrachten die nächsten Tage vorwiegend im Bett. Hin und wieder schafften wir es an den Strand, aber letztendlich zog es uns doch immer wieder zueinander. Es war diese Phase, in der man am liebsten jede Sekunde festhalten und die Zeit um jeden Preis anhalten will. Umso erschreckender war es, dass meine beiden Interviews schließlich nur noch zwei Tage entfernt waren.

„Ist es denn wirklich schon so weit?", quengelte auch Emma, als ich an diesem Morgen zum ersten Mal seit Langem wieder mein Handy in der Hand hatte, um zumindest meine Mails zu checken. Außerdem hatte Jeff versucht, mich ein paar Mal zu erreichen.

„Was muss, das muss", seufzte ich und scrollte gekonnt mit meinen geschärften Blick durch den Posteingang, auf der Suche nach relevanten Mails. So viel ich erkennen konnte, hatte ich nichts Brisantes verpasst.
Nur eine Mail von Jeff war als dringlich markiert.

Weil du nicht ans Telefon gehst, dann eben auf diesem Wege: Anbei die Interview-Fragen, die so mit dem PR-Team ausgehandelt wurden. Brauchen noch dein Go, also geht das in Ordnung?
Auch das mit Emma, ist da alles abgesprochen?

„Komm schon, leg das weg", hörte ich Emma betteln, als sie sich zu mir rollte und ihren Kopf auf meiner Brust ablegte. Mit großen Augen sah sie zu mir auf. „Ist es denn so wichtig?"

Grinsend tippte ich kurz auf meinem Handy herum.
Es waren Routinen vor den Interviews. Mein PR-Team wusste bestens, wie es lief, genauso wie Jeff. Und mit Emma war alles abgesprochen. Sie sollte als unsere persönliche Fotografin einspringen und die Bilder für das Magazin schießen.

Jawoll, passt alles, schrieb ich also, ohne das Dokument überhaupt zu öffnen. Auch mit Emma, ich werde sie direkt mitbringen. Bis dann!

Schon warf ich mein Handy wieder auf den Nachttisch und widmete mich dieser bezaubernden jungen Frau in meinem Bett. „Nichts könnte je so wichtig sein, als dass ich es dem hier vorziehen würde", lächelte ich sie an und umfasst liebevoll ihre Taille, ehe ich sie dicht an meinen Körper drückte und in die Arme schloss.

„Wie war das Leben da draußen nochmal?", hörte ich Emma tief gegen meine Brust seufzen. „Ich würde gerne für immer hier bleiben, Harry."

„Ich auch", antwortete ich ehrlich. Je näher unsere Rückkehr in die Stadt rückte, desto mehr mussten wir uns mit dem Gedanken auseinandersetzen, was uns von nun an erwartete — oder eher, was Emma erwartet.
Ich wusste, wie es lief, wenn ich eine Beziehungen führte. Ich wusste, dass eine Menge Augen auf mich gerichtet waren und ich entsprechend achtsam war, wo ich mich aufhielt. Ich war es auch gewöhnt, dass Millionen von Menschen eine Meinung zu mir haben ohne mich je kennengelernt zu haben. Für Emma hingegen würde all das neu sein und sie wird sich gewiss mit vielem arrangieren müssen. Aber ich war mir sicher, dass es das wert sein würde.

Big Tip || h.s. ✓Where stories live. Discover now