26 | die nächsten Schritte

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| Emma |

„Die Zeit ist unheimlich schnell verflogen, was?", seufzte Christopher, als er sich neben mich auf die Hollywoodschaukel im Schatten des Gartens fallen ließ. Es war der vorletzte Tag unserer Zeit in Malibu - und abseits des Meeting-Tisches hatte ich noch kaum ein Wort mit jemandem hier gewechselt. Harry hatte mich immer in Beschlag genommen, wenn ich nicht gerade alleine sein oder mit meiner Kamera unterwegs sein wollte.

Auch Christopher war ich außerhalb unserer kreativen Diskussionen nur ein paar Mal begegnet. Jedes Mal hatte er ein Gespräch mit mir anfangen wollen, bis Harry mich wieder abgekapselt hatte. Inzwischen erschien mir selbst das in einem neuen Licht.
Nachdem mir Harry am gestrigen Morgen eine halbe Liebeserklärung gemacht hatte, kam mir plötzlich alles, was er je für mich getan hat, merkwürdig vor. Ich legte seitdem alles auf die Goldwaage - jedes Wort. Vielleicht konnte ich irgendwo zwischen den Zeilen lesen, welche Art von Liebe er denn nun für mich empfand.

„Du bist wirklich eine kleine Träumerin, was?", riss mich Christopher wieder aus meinen Gedanken, die tatsächlich schon wieder um Harry kreisten. „Denkst du etwas schon wieder darüber nach, wie du Harrys Karriere noch weiter ausschmücken könntest?"

„Ausnahmsweise nicht", antwortete ich lächelnd und schüttelte den Kopf. Eigentlich hatte ich gerade eher überlegt, ob ich Harrys Leben je bereichern könnte, doch Christopher hatte recht. Ich sollte mich auf dessen Karriere beschränken.

„Du hast uns alle hier ziemlich beeindruckt, Emma Reynolds", hörte ich Christopher sagen. „So viele frische Ideen habe ich lange nicht mehr gehört. Und bei Harry bist du wohl auch perfekt aufgehoben. Mit niemandem wirst du sie besser umsetzten können als mir ihm."

So viel Zuspruch wie hier in Malibu hatte ich nie zuvor in meinem Leben bekommen. Ich musste tatsächlich gut sein in dem, was ich tat. Damit umzugehen, fiel mir trotzdem noch schwer
„Oh, danke", erwiderte ich mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen. „So viele Komplimente - das ist..."

„Komplimente?", platzte schon wieder Harry dazwischen und stand mit einem Mal unmittelbar vor uns. Für einen Moment dachte ich, er würde sich tatsächlich zwischen Christopher und mich auf die Hollywoodschaukel quetschen, doch er schien sich noch einmal umentschieden zu haben und blieb stehen. „Wer macht hier wem Komplimente?"

Schon war aus meinem verlegenen Lächeln ein amüsiertes Grinsen geworden. Harry machte tatsächlich den Eindruck, als wäre er eifersüchtig. Falls dem wirklich so wäre, würde das dafür sprechen, dass er sehr wohl mehr als nur Freundschaft für mich empfand.

„Ich", antwortete Christopher prompt. „Und zwar Emma, weil sie eine solch brilliante Arbeit geleistet hat."

„Dem kann ich mich nur anschließen. Immerhin hab' ich diesen aufgehenden Stern ja auch entdeckt", hakte Harry schnell ein und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. „Und jetzt müsste ich diesen Stern auch direkt entführen. Es gibt ein paar neue Termine abzuklären. Also, darf ich?"

Mir eine Hand entgegenstreckend stand Harry vor mir.
Ich zögerte keine Sekunde, bis ich meine Hand in seine legte und Christopher entschuldigend anlächelte. „Die Arbeit wartet wohl nicht", sagte ich und versuchte halbwegs grinsend mit den Schultern zu zucken.

Christopher schien jedoch wenig überzeugt und zog nur belustigt einen Mundwinkel nach oben.
„Offensichtlich", murmelte er, doch mehr bekam ich gar nicht mehr zu hören, denn Harry hatte mich bereits mit sich gezogen.


Wie so oft saßen wir wieder gemeinsam am Strand. Seitdem ich hier vorgestern Abend meinen Gefühlsausbruch hatte, haben wir nicht mehr darüber gesprochen. Genauso wie über Harrys gestrige Liebeserklärung, in welche Richtung sie auch immer gehen sollte.
Im Grunde stand es also 1 zu 1, was emotionale Entgleisungen betraf - obwohl Harrys wenigstens geplant war. Und etwas in mir hoffte, dass Harry nochmal nachlegen würde.

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