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Athenas Sicht

Er schloss die Tür hinter sich und ließ mich wie angewurzelt im Zimmer stehen. Er hatte mich zum Abendessen eingeladen. Ich fragte mich allerdings warum er wusste das ich Geburtstag hatte. Ich sollte mich heute Abend um neun Uhr zu ihm begeben. Früher wäre ich wahrscheinlich an die Decke gesprungen und hätte mir mindestens drei Stunden einen Kopf drüber gemacht, was ich anziehen sollte. Oder was ich mit meinen Haaren machen sollte. Ich lachte. Ich war vom großen, mächtigen Negan, Anführer der brutalen Saviors zum Essen eingeladen worden und machte mir einen Kopf über unnötige Dinge, während ich wahrscheinlich überlegen sollte, ob ich mir noch schnell eine schusssichere Weste besorgen sollte oder nicht. Bei meinem Glück würden wir uns nur wieder streiten. Bisher hatte keiner meiner Pläne funktioniert. Ich glaubte so langsam, dass dieser Mann unfähig ist emotionale Bindungen aufzubauen.

Der Tag verging viel schneller als er sollte. Die Sonne hatte sich bereits verabschiedet und der Mond ging auf. Es war eine schöne, klare Nacht. Der Sommer neigte sich langsam aber sicher dem Ende zu aber draußen war es immer noch gemütlich warm.
Ja, ich versuchte mich abzulenken.
Ich war irgendwie nervös. Vielleicht lag es daran das ich bereits fünf Minuten vor Negans Tür stand und nicht klopfte. Ich atmete nochmal tief durch, klopfte und ging rein. Doch ich war alleine. Skeptisch schaute ich mich um und ich wollte wieder gehen, bis ein dunkelgrünes Kleid auf seinem Bett mich komplett aus dem Konzept brachte. Ich nahm den leichten, funkelnden Stoff in die Hand und bewunderte es einfach nur. "Ich dachte mir das es dir gefällt.", kam seine bekannte Stimme auf einmal aus dem Nichts. Ich drehte mich erschrocken zu ihm um. Er kam aus seinem Bad. "Das hast du mit Absicht gemacht." Sein Grinsen war kaum zu übertreffen. "Geh und zieh es an. Es hat nur auf dich gewartet." Im Augenwinkel deutete er auf sein Badezimmer. Ich lachte, nahm es und ging damit ins Bad. Als ich es anhatte, öffnete ich meine Haare aus dem Zopf und ließ sie elegant über meine Schultern fallen. Nur ein Problem. Nach etlichen Verrenkungen hatte ich den Reißverschluss immer noch nicht zu bekommen. Ich biss mir auf die Unterlippe, ging zu ihm raus und drehte ihm den Rücken zu, während ich den weiten, im Moment noch locker sitzenden Ausschnitt gegen meine Brust drückte. Er zögerte nicht und kam zu mir rüber. "Was möchtest du das ich tue?" Sein Atem traf meinen nackten Nacken. "Ich glaube, dass weißt du ganz genau." Keine Sekunde später spürte ich seine Hand an meinem unteren Rücken und aus irgendeinem Grund überzog eine Gänsehaut meinen gesamten Körper. Langsam zog er mir den Reißverschluss zu. Das Kleid legte sich perfekt an meine Kurven. Der V-förmige, im Verlauf spitz werdende Ausschnitt ging mir bis kurz über den Bauchnabel. "Es ist wunderschön.", flüsterte ich und wollte mich zu ihm umdrehen, doch er stoppte mich. "Warte." Also blieb ich stehen und strich meine Haare wieder nach hinten. Kurz darauf legte sich eine silberne, mit einem Smaragd-Anhänger bestückte Kette um meinen Hals. Ich hielt sie vorne fest und er machte sie mir zu. Ich drehte mich um und stieg dazu noch in die schwarzen Absatzschuhe, die neben seinem Bett standen. Ohne ihn nochmal zu beachten lief ich nochmal zum Spiegel und betrachtete mich. Mir fehlten fast die Worte. Es war mehr als wunderschön. Und natürlich entging mir nicht, wie er mich ansah. "Also, in welches Restaurant führst du mich aus?", schmunzelt ich während ich mich selbst weiter im Spiegel betrachtete. Ich bekam keine Antwort und schaute zu ihm. Träumte er? "Negan?" Er schüttelte leicht den Kopf und räusperte sich. "Du wirst mich begleiten." Ich runzelte die Stirn und zog eine Augenbraue hoch. "Wohin?" "Wirst du sehen. Komm jetzt." "Ja, Eure Unfreundlichkeit.", nuschelte ich und ging an ihm vorbei, als er meinen Arm packte und mich festhielt. Er zog mich näher an sich ran als würde er mir etwas sagen wollen, schaute mich aber nur an. Ich schaffte es nicht seinem Blick standzuhalten und schaute zur Seite. "Schau mich an.", kam es in einem befehlenden Ton von ihm und ich folgte. Stille brach zwischen uns aus, als würden allein unsere Blicke miteinander kommunizieren. "Du begleitest mich zu einem Treffen des Rates. Du hast nur zwei Aufgaben. Anwesend sein und gut aussehen. Meinst du, du kriegst das hin?" Ich entriss mich seinem Griff und schaute ihn wütend an. Mit einem sarkastischen, übertriebenen Lächeln entgegnete ich ihm nur ein "Natürlich Negan".
Was zum Teufel war sein Problem mit mir?!
In einem Moment konnte er seine Blicke nicht von mir nehmen, im anderen behandelte er mich wie ein beschissenes Mittel zum Zweck und im wieder nächsten Moment konnte ich sogar mit ihm lachen.

Wir liefen gemeinsam die Treppe des Sanctuarys nach oben, bis wir durch eine Tür auf die Dachterrasse traten. Dort stand ein Tisch und durch zwei Feuer und Kerzen war es unter dem Sternenhimmel gut beleuchtet. Um den mit reichlich Essen bestückten Tisch herum, saßen mir bekannte und unbekannte Gesicht und sie alle schaute uns an. Am Tisch saß auch diese Frau, die Nachts heimlich Trucks belud. Ich ignorierte das alles einfach, folgte Negan zu seinem Platz an der Spitze des Tisches und setzte mich auf den leeren Platz neben ihn. Kurz darauf begannen seine Leutnants, oder welche Rolle auch immer sie einnahmen, das Gespräch während sie ordentlich aßen. Mir war der Appetit nach Negans Anweisung von gerade eben komplett vergangen. Ich trank mein Wasser und dachte mal wieder darüber nach, was ich hier überhaupt machte. Am liebsten würde ich die ganze Sache abbrechen und zurück "nachhause" gehen.
Während alle anderen die ganze Zeit redeten und Massen an Alkohol in sich reinschütteten, fiel mir eine Person besonders auf, die unter all den Stimmen komplett unterging. Es war diese blonde Frau. Sie schien sehr nervös zu sein.
Ich lehnte mich zu Negan rüber, der gerade einen Schluck aus seinem Glas nahm und flüsterte. "Tu so als würde ich dir irgendwas..verführerisches zuflüstern." Seine Augen trafen meine. "Sicher?", schmunzelte er, "Warum tust du es nicht einfach?" Ich verdrehte die Augen. "Tu es einfach! Es ist wichtig!", zischte ich, lächelte zum Schein, fasste ihn am T-Shirt und zog ihn zu mir.

Butterflies From Hell || TWD NeganWhere stories live. Discover now